Insgesamt zeigt sich, dass das Erreichen sowohl der steuerlichen als auch der Controllingziele zwar äußerst herausfordernd, aber durch die Entwicklung von ausgeklügelten Lösungen sowohl bei 2-Preis- wie auch bei 1-Preis-Systemen möglich ist. Dies haben wir für unterschiedliche Steuerungs-KPI, Transaktionsgruppen und Umsetzungsvarianten differenziert analysiert und fassen die Quintessenz wie folgt zusammen:

Abb. 225: Lösung: Optimale Steuerung und optimale Tax Compliance ist möglich

Wie man sieht, besteht Grund zur Freude, da die meisten Umsetzungsvarianten zu dem Ergebnis führen, dass sowohl eine optimale Steuerung als auch eine optimale und gesetzeskonforme Tax Compliance möglich ist. Zu den in der Abbildung 225[885] dargestellten Modellen möchten wir gerne Folgendes zusammenfassen:

  • Modell Nr. 1: Bei diesen Fällen wird der VP aus Controllingsicht kalkuliert und weicht somit von dem steuerlichen VP ab. Dies kann grundsätzlich bei allen Transaktionstypen der Fall sein, ist aber in der Praxis am häufigsten und kritischsten bei Transaktionen von einer Strategieträgerproduktionsgesellschaft an eine Routinevertriebsgesellschaft zu finden[886]. Controlling kann zwar die Steuerungsziele erreichen, aber die Tax-Compliance-Ziele sind nicht erfüllt. Auf die Variante der steuerlichen Jahresendanpassung haben wir am Ende des Kapitels 22.2.2 des Teils D hingewiesen. Dieser Fall Nr. 1 ist daher besonders kritisch und sollte ohne steuerliche Jahresendanpassungen nicht umgesetzt werden. Falls letztere umgesetzt werden sollen, wird dringend empfohlen, die ertrag- sowie umsatzsteuerlichen und zollrechtlichen Besonderheiten von lokalen Experten überprüfen zu lassen.
  • Modell Nr. 2: Bei diesen Fällen wird der VP aus steuerlicher Sicht kalkuliert und er stimmt möglicherweise mit dem Controlling-VP – gewollt oder ungewollt – überein: beispielsweise wenn bei Auftragsfertigung, -entwicklung und Dienstleistungsverrechnung die C+-Methode mit fremdüblichem Markup verwendet wird, bei fremdüblicher Verzinsung von Darlehen, bei fremdüblichen umsatzabhängigen Lizenzsätzen, bei einer Entsendungsverrechnung ›at cost‹[887]. Um das controllerische Anreizproblem ›mehr Kosten führen zu höherem Gewinn‹ zu vermeiden, sollte die Vergütung anhand der C+-Methode auf Basis von Plan-/Budget-Kosten erfolgen. Oder man verwendet einen anderen Steuerungs-KPI anstatt ›LE-EBIT‹ – siehe Modell Nr. 3 oder 4. Insofern könnten in den o. g. Fällen sowohl die steuerlichen als auch die Controllingziele erreicht werden. In der Masse der Praxisfälle, vor allem bei Lieferungen vom Strategieträgerproduzenten an Routinevertriebsgesellschaften, dürfte jedoch der steuerlich kalkulierte VP (R- oder TNMM) nicht dem controllerisch gewünschten Steuerungspreis (oft: C+) entsprechen. Insofern führt dieses Modell Nr. 2 nicht zur optimalen Steuerung, aber zur Tax Compliance.
  • Modell Nr. 3: In diesen Fällen wird stets und unabhängig von den Transaktionstypen der steuerlich ›richtige‹ = fremdübliche VP fakturiert. Dies beeinträchtigt das Business und Management aus Controlling- und Steuerungssicht nicht, weil deren Incentivierung und Erfolgsmessung optimal mit Steuerungs-KPI möglich ist, die nicht von den steuerlichen VP beeinflusst sind. Das bedeutet aber zugleich auch, dass die KPI nicht von den (steuerlichen) VP beeinflusst werden dürfen. Produktionsseitige Beispiele für solche KPI sind: Target costing, Einkaufspreisentwicklung von Dritten, Ausschuss, Produktivität, Auslastung etc. Vertriebsseitige Beispiele sind: Umsatzsteigerung mit Dritten, Marktanteile, Target costing, Umsatz/Mitarbeiter, Umsatz/qm Fläche, OPEX/Umsatz etc. Selbstverständlich ist so ein KPI-System komplizierter als ein LE-EBIT-KPI System. Es erfordert mehr Daten, zentrale Verfügbarkeit und ein umfangreicheres Reporting. Allerdings dürfte es auch mehr Transparenz schaffen und eine differenziertere und fokussiertere Steuerung erlauben[888]. Bei diesem Modell können sowohl die steuerlichen als auch die Steuerungsziele erreicht werden.
  • Modell Nr. 4: In diesen Fällen wird stets und unabhängig von den Transaktionstypen der steuerlich ›richtige‹ = fremdübliche VP fakturiert. Dies beeinträchtigt das Business und Management aus Controlling- und Steuerungssicht nicht, weil deren Incentivierung und Erfolgsmessung optimal mit Steuerungs-KPI möglich ist, die nicht von den steuerlichen VP beeinflusst sind. Eine stark steigende Zahl von Konzernen hat bereits ein Reporting für konsolidierte Margen auf Produkt- oder Produktgruppenebene eingeführt, weil sie davon überzeugt sind, dass diese Steuerung einer LE-EBIT-Steuerung überlegen ist. Es zeigt die Profitabilität von Produkten unter Berücksichtigung der jeweiligen weltweiten Wertschöpfungsketten – beginnend mit konzernfremden Einkäufen, der Forschung & Entwicklung, der konzerninternen Weiterverarbeitung und den Verkäufen an Drittkunden. Der Preis hierfür ist jedoch i. d. R. hoch: Harmonisierung der Kontenrahmen und der ERP-Templates, zentrale Bereitstellung der Daten aller lokale...

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