Die oben genannten Beispiele haben gezeigt, dass die steuerlich zutreffend gewählte Wiederverkaufspreismethode (Resale-Minus-Methode) bei der Routinevertriebsgesellschaft (›RVG‹) zu indifferenten Erkenntnissen führt. Das heißt, der Verkäufer kann auf Basis des Quasi-DBU der RVG nicht erkennen, welches Produkt er verkaufen soll, also welches den höchsten Beitrag zum Konzernergebnis leistet. Für mögliche Handlungsoptionen wird auf Teil D, Kapitel 23 verwiesen.

Wird jedoch die C+-Methode für den Verkauf von Fertigprodukten vom Produzenten an die RVG angewendet, ist dies zumindest im Fall von fixierten (und nicht retrograd ermittelten) Routinegewinnzuschlägen steuerlich i. d. R. nicht zulässig, weil diese Methode im vorliegenden Fall nicht zur wertschöpfungsadäquaten Allokation des durchgerechneten Ergebnisses führt.

Dass aus Controllingsicht eher die Standardgrenzkosten als die steuerlichen (Voll-) Herstellungskosten als Verrechnungspreis zugrunde gelegt werden sollten, ist erläutert worden[857].

Bei beiden VP-Methoden besteht die Problematik, dass die RVG den Verrechnungspreis als Preisuntergrenze wahrnimmt und im Zweifel ein Geschäft mit einem Kunden vollständig ablehnt, falls dieser nicht bereit ist, mehr als den VP zuzüglich der anteiligen Vertriebskosten zu zahlen. Dies kann eine Fehlentscheidung sein, wenn die Vorstufe(n) (z. B. Produzent) einen (konzerninternen) Quasi-Deckungsbeitrag erzielt hat[858], der das ›Nullergebnis‹ bzw. einen Verlust der RVG überkompensieren könnte. Das Kapitel 21.3 des Teils D enthält einen entsprechenden ausführlichen Beispielsfall. Im Normalfall wird der Spielraum des Vertriebs ausreichend groß bemessen sein, um das Geschäft (inkl. seiner Vertriebskosten) durchführen zu können. Allerdings ist damit nicht sichergestellt, dass die für den Konzern optimale Preis-Mengen-Kombination gewählt wird. Der nächste Abschnitt erläutert ausführlich, inwieweit Verrechnungspreise dazu führen können, dass der Vertrieb Entscheidungen trifft, die das Ergebnis verringern.

[857] Abschnitt C Kapitel 17.2 und 17.3.
[858] Aus Controllingsicht ist die Produktion kein Profit Center und weist daher auch keinen Gewinn aus. Der Gewinn entsteht beim Profit Center, also beim Vertrieb.

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