Wie in Kapitel 2 erläutert, existieren zahlreiche Ansätze um den Nachhaltigkeits-Reifegrad in der Lieferkette zu erhöhen. Jede dieser Maßnahmen trägt für sich zu den ESG-Dimensionen bei und hat Anforderungen an das Controlling und an andere Unternehmensbereiche. Abseits der Maßnahmensicht muss Nachhaltigkeit gesamthaft im Supply-Chain-Bereich strategisch und operativ verankert werden, damit die Maßnahmen langfristig Erfolg bringen. Zusätzlich bedarf es aktiv gestalteter Schnittstellen zu anderen Unternehmensbereichen wie z. B. zum Risikomanagement oder Controlling.

  • Controlling: Das Controlling soll grundsätzlich Standardisierung und Transparenz ermöglichen. Das Supply-Chain-Controlling, mit seinen Teilbereichen im Logistik-, Produktions- und Einkaufscontrolling, hat die sehr wichtige Aufgabe, Rahmenbedingungen einer Optimierung vorzugeben. Die notwendige Transparenz entlang der Nachhaltigkeitsdimensionen in der Supply Chain wird erst dadurch erreicht, wenn die Vorgaben des Controllings hinsichtlich eines nachhaltigen Steuerungsmodells aktiv werden. Notwendige Kennzahlen und Prozesse müssen ins Leben gerufen werden, um Basiskennzahlen (z. B. Energieverbrauch pro produzierte Einheit, Anteil erneuerbarer Energien,...) zu ermitteln. Es müssen klare Anforderungen gestellt werden, dass Kennzahlen ermittelt und nachhaltig getrackt werden. Eine Verankerung der Kennzahlen in Steuerungs- und Entscheidungsprozessen muss folgen, um den notwendigen Handlungsdruck aufrechtzuerhalten.
  • Organisation: Die Supply-Chain-Funktionen sind grundlegend in unterschiedlichen Funktionen angesiedelt, die bei der Nachhaltigkeitsoptimierung entlang der Supply Chain zu integrieren sind. Während der Einkauf mit klarem Fokus auf Lieferanten und dem Scope 3 die weitaus größte Herausforderung hat – aufgrund der Tatsache, dass die Effekte eben nicht im eigenen Verantwortungsbereich im Unternehmen liegen – sind auch die Produktion und Logistik tendenziell voneinander getrennt. Über globale Lieferketten und oft mehrere Werke und Länder entsteht so eine große Komplexität, die durch eine einheitliche Nachhaltigkeitsorganisation aufgefangen werden muss. Die Lösung für Unternehmen kann so aussehen, dass in der Unternehmenszentrale ein Nachhaltigkeitskommitee ins Leben gerufen wird, welches über die unterschiedlichen Supply-Chain-Funktionen hinweg zentrale Anlaufstelle und Koordinationsfunktion in der Supply Chain ist. Diese neu geschaffene Funktion dient dann zum einen als zentraler Ansprechpartner für die regionalen Märkte und Standorte und hat zum anderen eine Vorgabe-Rolle inne, mit welcher Maßnahmen und Ideen proaktiv in die Regionen gebracht werden. Hand in Hand mit der Organisation sind zusätzlich Governance-Mechanismen unabdinglich.
  • Risikomanagement: Da Nachhaltigkeit immer weiter in den Fokus von Risikomanagement rückt und die Supply Chain hier am anfälligsten ist, gehören Indikatoren zum Status der Nachhaltigkeit der eigenen Supply Chain in das Risikomanagement, bzw. in das Supply-Chain-Risikomanagement integriert. Notwendige KPIs sind zu definieren und Tools bieten Unterstützung bei der Nachbildung und Simulation der Supply-Chain-Aktivitäten von Lieferanten über Transport zu Lagerhaltung. Hier ist vor allem auch der Einkauf hinsichtlich der Umsetzung eines Lieferanten-Monitoring und Lieferanten-Rating entlang der Nachhaltigkeitsdimensionen gefragt, wie es auch im Lieferkettengesetz langfristig gefordert wird.
  • Integrierte Planung: Eine letzte wichtige Verbindung von Nachhaltigkeit bildet die Supply-Chain-Planung. Sustainable SCM fängt bei ordentlicher Planung an, denn vor allem kurzfristig wird der Footprint eines Unternehmens durch die konkreten Aktivitäten in der Wertschöpfung definiert. Eine verbesserte Planung durch ein konsequentes Sales & Operations Planning, bzw. weiter gedacht einem konsequenten Integrated-Business-Driven-Planning-Ansatz, der sowohl Operations als auch Sales und Finanzperspektive einschließt, ist eine weitere Basis für eine Optimierung von innen heraus. Konsequente Planung reduziert Produktionsüberschüsse, unnötige Bestände und Transporte und optimiert Lager und Auslastung im Unternehmen. Auf diese Weise kann ein Unternehmen ohne zusätzliche Maßnahmen einen ersten Ansatz zu nachhaltigen Supply-Chain-Aktivitäten vorantreiben und gleichzeitig Verfügbarkeit und Versorgungssicherheit steigern.

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