Ein geeignetes Verfahren zur Aggregation von Risiken stellt die Monte-Carlo-Simulation dar (vgl. Monte-Carlo-Simulation). Im Folgenden wird die Methodik der Risikoaggregation mit Hilfe der Monte-Carlo-Simulation erläutert, wobei an dieser Stelle bereits von der Existenz eines Risikoinventars ausgegangen wird.

Bei diesem Verfahren werden die Wirkungen der wichtigsten Einzelrisiken – unter Beachtung von Wechselwirkungen bzw. Korrelationen – in einem Planungsmodell des Unternehmens den entsprechenden Posten der GuV oder Bilanz zugeordnet (vgl. Abb. 1). Solche Risikowirkungen werden durch Wahrscheinlichkeitsverteilungen (Verteilungs- oder Dichtefunktionen) beschrieben.

Abb. 1: Risikoaggregation in der Unternehmensplanung (Quelle: RMCE RiskCon GmbH & Co. KG)

In unabhängigen Simulationsläufen (S1 ... S n) werden viele Tausend mögliche Zukunftsszenarien durchgespielt und dabei jeweils eine Ausprägung der GuV oder Bilanz berechnet. Damit erhält man in jedem Simulationslauf einen Wert für die betrachtete Zielgröße (z. B. Gewinn oder Cashflow). Die Gesamtheit aller Simulationsläufe liefert eine "repräsentative Stichprobe" aller möglichen Risiko-Szenarien des Unternehmens. Aus den ermittelten Realisationen der Zielgrößen ergeben sich aggregierte Wahrscheinlichkeitsverteilungen (Dichtefunktionen, vgl. Abb. 2).

Abb. 2: Eigenkapitalbedarf (Quelle: RMCE RiskCon GmbH & Co. KG)

Ausgehend von der durch die Risikoaggregation ermittelten Verteilungsfunktion der Gewinne kann man unmittelbar auf den Eigenkapitalbedarf (Risk-Adjusted Capital, RAC) des Unternehmens schließen. Zur Vermeidung einer Überschuldung benötigt man so viel Eigenkapital, wie (mit einer definierten Restwahrscheinlichkeit) Verluste auftreten können, die das Eigenkapital verzehren. In analoger Weise lässt sich der Bedarf an Liquiditätsreserven unter Nutzung der Verteilungsfunktion der Zahlungsflüsse (freie Cashflows) ableiten.

Bei dieser Betrachtung wird das einem Unternehmen insgesamt zur Verfügung stehende Eigenkapital gedanklich getrennt in einen risikotragenden Teil (RAC, Eigenkapitalbedarf) und einen Teil, der zur Abdeckung risikobedingter Verluste eigentlich nicht erforderlich ist. Durch dieses Vorgehen werden risikoadjustierte Kapitalkostensätze oder durch die Risiken verursachte "Streuungsbänder" der zukünftigen Cashflows ermittelt.

[1] In Anlehnung an: Gleißner, W.: Risikomanagement für Fortgeschrittene: Risikoaggregation, Eigenkapitalbedarf und Rating, erschienen in: Der Controlling-Berater, Haufe Verlag 2003.

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Haufe Finance Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge