Dennoch können auch bei Anwendung der Vollkostenrechnung solche oder ähnliche Fehlentscheidungen vermieden werden, wenn die VKR bzw. Kalkulation geringfügig modifiziert wird. Denn auch im System der Vollkostenrechnung werden die wichtigsten Einzelkostenarten, z. B. die Materialkosten und Fertigungslöhne sowie Sondereinzelkosten, separat ausgewiesen und entsprechend in der Kalkulation angesetzt. Die Einzelkosten entsprechen im Wesentlichen den variablen Kosten in der Deckungsbeitragsrechnung. Letztendlich besteht die Möglichkeit, mit einer Umstellung der Positionen in der Vollkostenkalkulation einen Erfolgs- bzw. Deckungsbeitrag für Produkte, Aufträge oder Dienstleistungen zu berechnen sowie Rangfolgen und Mindestpreise (Preisuntergrenzen) zu ermitteln.

Es genügt daher, das Kalkulationsschema anzupassen und die Reihenfolge der dort aufgeführten Positionen zu verändern, wie dies im Beispiel bei der Zuschlagskalkulation, die auch die Tool-GmbH verwendet, zu sehen ist (vgl. Abb. 1).

Abb. 1: Beispiel für Veränderungen der Positionen in der Kalkulation

Einsatzmöglichkeiten und Vorteile

Die Modifikation der Vollkostenrechnung hat für Sie verschiedene Vorteile, von denen einige wichtige im Folgenden festgehalten sind:

  • Schnelle und näherungsweise Berechnung des Erfolgsbeitrags einzelner Produkte, Dienst- oder Zusatzleistungen
  • Schnelle und näherungsweise Berechnung des Erfolgsbeitrags einzelner Aufträge
  • Schnelle und näherungsweise Berechnung echter lang- und kurzfristiger Preisuntergrenzen (nur eingeschränkt möglich, Grenzen und Nachteile beachten!)
  • Modifikationen sind schnell und mit nur geringem Zusatzaufwand zu erstellen
  • Berechnung von Mindestpreisen, die Sie bei freien Kapazitäten für ein Produkt oder einen Auftrag verlangen müssen
  • Vergleich des Erfolgsbeitrags mehrerer Produkte, Leistungen, Aufträge
  • Ableitung von Entscheidungsempfehlungen zur Ergebnisverbesserung
  • Argumentationshilfe zur Verkaufsförderung gegenüber Geschäftsleitung und Vertrieb
  • Geringer Arbeitsaufwand für Pflege
  • Möglichkeit der Festlegung von Rangfolgen für die Produkte bei freien Kapazitäten (Entscheidungsgröße: absoluter Deckungsbeitrag) und bei begrenzten Kapazitäten bzw. einem Engpass (Entscheidungsgröße: Deckungsbeitrag je Fertigungsminute; wird im Beispiel nicht behandelt)
 
Praxis-Tipp

Unternehmen, die über eine Vollkostenrechnung und ein auf ihr aufsetzendes Kalkulationsverfahren verfügen, sollten mit der beschriebenen Vorgehensweise und Umsetzung keine Schwierigkeiten haben. Aber auch Betriebe, die (noch) keine Kostenrechnung haben, können profitieren, wenn es möglich ist, Umsätze, Materialverbrauch und Lohnkosten über Belege und Konten einem Produkt zuzuordnen. Häufig werden diese Daten über die betriebswirtschaftlichen Auswertungen (BWA), z. B. der DATEV, bereitgestellt.

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