2.3.1 Probleme der manuellen Berechnung

Schwankungsrückstellung als zentrale Bilanzposition im Komposit-Bereich

Bei Versicherungen mit Schaden- und Unfallgeschäft erfordert die Planung der Entwicklung von Schwankungsrückstellungen, aufgrund der direkten ergebniswirksamen Auswirkungen, besonders hohes Augenmerk. Gemäß der Verordnung über die Rechnungslegung von Versicherungsunternehmen (RechVersV) ist eine Rückstellung zum Ausgleich der Schwankungen im Schadenverlauf künftiger Jahre (Schwankungsrückstellung) in jedem Versicherungszweig des selbst abgeschlossenen und des in Rückdeckung übernommenen Schaden- und Unfall-Versicherungsgeschäfts zu bilden. Die Schwankungsrückstellung dient somit dazu, den unterschiedlichen Schadensanfall in den einzelnen Jahren auszugleichen. Durch Zuführung bzw. Entnahmen aus der Schwankungsrückstellung kommt es zu einer Glättung und Stabilisierung der Ergebnisse. Die Vorgehensweise zur Berechnung der Schwankungsrückstellung befindet sich ebenfalls in der RechVersV und wurde als Prozess in die Planungslösung integriert.

Komplexe Berechnung als enormer Aufwandstreiber

Die Berechnung der Schwankungsrückstellung folgt einem Algorithmus mit mehreren Schritten. Die Berechnungen beziehen sich auf den Beobachtungszeitraum von 15 bzw. 30 Jahren und greifen auf die verdienten Beiträge, Aufwendungen für Versicherungsfälle und -betrieb sowie auf die technischen Zinserträge zurück. Aufgrund des langen Beobachtungszeitraums sind bei einer großen Anzahl an Sparten viele Berechnungen notwendig. Es handelt sich daher um eine standardisierte, einheitliche Berechnung mit einer Vielzahl von Daten. Eine weitere Besonderheit bei der Berechnung der Schwankungsrückstellung ist die notwendige Prüfung von zahlreichen Bedingungen innerhalb des Algorithmus. Je nachdem wie die Bedingungen ausfallen, müssen die weiteren Berechnungen wie in einem Entscheidungsbaum angestoßen werden oder die weiteren Berechnungen unterbleiben. Das Ergebnis hat Auswirkungen auf die Höhe der Schwankungsrückstellung in der Bilanz. Die Veränderung der Schwankungsrückstellung ist erfolgswirksam.

2.3.2 Realisierung der automatisierten Berechnung

Automatisierte Berechnung ist universell einsetzbar und transparent

Bei der Implementierung der Berechnung der Schwankungsrückstellung in TM1 im Mittelfristzeitraum sollten folgende beiden Ziele verwirklicht werden. Die Berechnung der Schwankungsrückstellung sollte technisch so implementiert werden, dass die Lösung in Zukunft für alle Planungsanlässe gemäß den Vorschriften identisch eingesetzt werden kann (Zukunftssicherheit) und aufgrund der hohen Bedeutung auf das Ergebnis und der komplexen Berechnung stets nachvollziehbare Ergebnisse dargestellt werden können (Transparenz).

Technisches Design als Grundlage für Benutzerfreundlichkeit und Zukunftssicherheit

Die in TM1 integrierte Lösung berechnet sämtliche Kennzahlen für die Schwankungsrückstellung automatisiert auf Basis des Beobachtungszeitraums für alle Planjahre im Mittelfristzeitraum. Voraussetzung hierfür ist, dass sowohl Ist-Zahlen aus der Vergangenheit als auch Prognose- und Planzahlen in TM1 zur Verfügung stehen. Für die Folgejahre werden dann derzeitige Planzahlen durch Ist-Zahlen ersetzt. Aufgrund der Komplexität der Berechnungen und Bedingungen wurde diese aus technische Sicht in sich abgeschlossen implementiert. Der implementierte Algorithmus kann jederzeit ohne größeren Wartungsaufwand für andere Planungsanlässe oder für neu gegründete Sparten oder Gesellschaften herangezogen werden. Bei der Implementierung wurde ein benutzerfreundliches Web-Interface mithilfe von TM1-Web integriert, sodass Ergebnisse nachvollziehbar sind. Dies ist insbesondere bei einer großen Anzahl von Sparten wichtig, um Ursache-Wirkung-Zusammenhänge zu verdeutlichen und erklärbar zu machen.

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