Die Ermittlung relevanter Nachhaltigkeitskennzahlen kann nicht losgelöst von einem strukturierten Gesamtprozess erfolgen. Abhängig von der Strategie der Branche und des Geschäftsmodells eines Unternehmens muss zuerst eine Wesentlichkeitsanalyse, d. h. die Identifikation und Priorisierung wesentlicher Nachhaltigkeitsthemen unter Berücksichtigung der gesamten Wertschöpfungskette, durchgeführt werden. Je Thema werden anschließend strategische und operative Ziele definiert. Um deren Erreichungsgrad prüfen zu können, werden danach relevante Kennzahlen identifiziert, bewertet und priorisiert. Freiwillige Standards und Leitfaden wie bspw. die GRI Standards oder der UN Global Compact, können Anregungen für die Identifikation relevanter Nachhaltigkeitskenngrößen liefern. Diese für externe Zwecke vorgegebenen Kennzahlen können für die Steuerung jedoch nur bedingt übernommen werden und müssen basierend auf den Zielen und der Spezifika des Unternehmens angepasst werden.

Die Priorisierung der Nachhaltigkeitskennzahlen erfolgt anhand der beiden Kriterien Relevanz und Datenverfügbarkeit. Neben der strategischen Relevanz muss sichergestellt werden, dass die Kennzahlen unterjährig beeinflussbar und somit steuerungsrelevant sind. Bei der Datenverfügbarkeit sind die Messbarkeit und der Erhebungsaufwand entscheidend. Die erforderlichen Daten liegen oftmals nicht oder nicht strukturiert in den bestehenden IT-Systemen vor. Der Aufwand für deren Erhebung muss leistbar sein und soll den erwarteten Informationsnutzen nicht übersteigen. Dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass steuerungsrelevante Kennzahlen – anders als Kennzahlen zu Kommunikationszwecken – nicht nur jährlich erfasst werden. Zudem müssen entscheidungsrelevante Informationen zeitnah zur Verfügung stehen. Falls die geeignete Kennzahl nur schwer erhoben werden kann, können Treiber definiert und erfasst werden, welche einen kausalen Zusammenhang mit der gewünschten Kennzahl aufweisen, um das Thema unterjährig zu steuern.

Abb. 1: Priorisierungskriterien im Rahmen der Kennzahlenauswahl

Durch die voranschreitende Digitalisierung stehen Unternehmen eine zunehmende Menge an vielfältigen Daten aus internen und externen Datenquellen zur Verfügung, die zu steuerungsrelevanten Informationen verarbeitet werden können. Dabei sollte jedoch die Gefahr einer Informationsflut nicht außer Acht gelassen werden und bei der Auswahl geeigneter Kennzahlen die Nutzerorientierung im Zentrum stehen.

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