Integrität der Führungskräfte

Ein anderer Forschungszweig nutzt die Textanalyse von Unternehmensberichten, um individuelle CEO-Eigenschaften zu messen. Dikolli et al. konstruieren aus mehr als 30.000 Aktionärsbriefen ein sprachbasiertes Maß für die Verhaltensintegrität von CEOs und kommen zu dem Schluss, dass diese positiv mit der künftigen Unternehmensleistung verbunden ist.[1] Ham et al. untersuchen die Größe der Unterschrift des CEOs auf öffentlichen Unterlagen, um den Grad seines Narzissmus zu bewerten, und zeigen dessen Zusammenhang mit einer Reihe von negativen Unternehmensergebnissen.[2] In dem Maße, in dem CEO-Merkmale Informationen über andere Ergebnisse liefern können, die für Investoren von Interesse sind, ist diese Technik auch im Controlling vielversprechend.

Tone at the Top

Verschaeve et al. untersuchen, ob die von der Unternehmensspitze kommunizierten Werte innerhalb der Organisation nach unten durchsickern und sich schließlich auf die Kunden auswirken.[3] Anhand einer Textanalyse der Mission Statements von 442 Pflegeheimen bestätigt die Studie, dass der Ton an der Spitze eines Pflegeheims mit der Kundenzufriedenheit der Bewohner korreliert. Insbesondere zeigen die Ergebnisse, dass ein finanziell geprägter Ton negativ mit der Kundenzufriedenheit verbunden ist, während es keinen Zusammenhang zwischen einem qualitativen Ton und der Kundenzufriedenheit gibt.

Earnings Management

Chiu et al. schlagen ein neuartiges Modell vor, das Google-Suchdaten nutzt, um Wirtschaftsprüfern bei der Aufdeckung falscher Umsatzangaben zu helfen. Sie argumentieren, dass der Suchvolumenindex (SVI) von Unternehmensprodukten die Nachfrage nach den Produkten widerspiegelt und somit den aktuellen Umsatz des Unternehmens vorhersagen kann. Eine große Diskrepanz zwischen dem ausgewiesenen Umsatzwachstum und der SVI-Veränderung deutet auf eine mögliche Manipulation der Einnahmen nach oben hin.

Die Autoren testen ihr Modell anhand einer Stichprobe von US-Firmen aus den Jahren 2004 bis 2020 und stellen fest, dass ihr Indikator für Manipulation nach oben (MUP), der Firmen mit hohem Umsatzwachstum und geringer SVI-Änderung identifiziert, zusätzlich zu anderen Betrugserkennungsmodellen und Firmenmerkmalen falsche Umsatzangaben vorhersagen kann. Sie stellen außerdem fest, dass MUP für Unternehmen im Einzelhandel und in Business-to-Customer-Branchen sowie in Zwischenquartalen effektiver ist.[4]

Korruption und ökonomische Entwicklung

Satellitendaten zur Helligkeit verschiedener geografischer Gebiete können genutzt werden, um die ökonomische Entwicklung zu messen. Christensen et al. stellen fest, dass nach einer Mitte der 2000er Jahre erfolgten Verschärfung der Durchsetzung des US Foreign Corrupt Practices Act (FCPA) die nächtliche Helligkeit in Gemeinden im Umkreis von 10 (25) Kilometern um die betroffenen Firmen um 15 % (5 %) zunimmt.[5] Auch wenn diese Studie nicht aus der Perspektive des betrieblichen Rechnungswesens durchgeführt wurde, könnte die satellitengestützte Messung des wirtschaftlichen Nutzens auch eine neue Ergebnismessung für den Erfolg von Social Impact in Entwicklungsländern sein.

[1] Vgl. Dikolli et al., 2020.
[2] Vgl. Ham et al., 2018.
[3] Vgl. Verschaeve et al., 2022.
[4] Vgl. Chiu et al., 2023.
[5] Vgl. Christensen et al., 2022.

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