Das Prinzip Einfachheit steht in vielfältiger Beziehung zu den anderen Dimensionen und Inhalten der Modernen Budgetierung, sowohl im positiven Sinne, d. h. gegenseitig verstärkend, als auch im negativen Sinne, also widerstrebend. Die folgende Auflistung soll das verdeutlichen:

  • "Einfachheit" und "Flexibilität": Einfachere Prozesse und reduzierte Inhalte erlauben eine rasche Anpassung und Änderung. Somit dienen sie auch zur Erhöhung der Flexibilität der Budgetierung. Weniger Planungsdetails bedeuten im Umkehrschluss auch mehr Freiräume für die verantwortlichen Mitarbeiter, ad hoc reagieren und handeln zu können, was wiederum das Unternehmen flexibler macht.
  • "Einfachheit" und "Integration": Zwischen diesen beiden Prinzipien besteht eher ein Spannungsverhältnis. Verschiedene Inhalte werden miteinander verbunden (bspw. Absatz- und Produktionsplanung) und abgestimmt (bspw. durch Planungsrunden oder IT-Systeme). Einfache Planungssysteme lassen sich jedoch nur dann erreichen, wenn man auf Details verzichtet und damit Verknüpfungen bewusst nicht berücksichtigt. Insofern gilt es zwischen den beiden Prinzipien abzuwägen. Eine volle Integration zu operativen Vorsystemen, z. B. das Aufsetzen der Planung auf Kalkulationsstrukturen und sehr detaillierten Kostenrechnungssystemen des ERP-Systems, macht eine Planung sicherlich nicht einfach, insbesondere in Bezug auf Planungsveränderungen.
  • "Einfachheit" und "Organisation und Wertschöpfung abbilden": Ähnlich wie eben genannt, würde Einfachheit bedeuten, möglichst wenige Inhalte und Strukturen der Organisation und Wertschöpfung abzubilden, z. B. eine Planung nur auf Gruppen von Kostenstellen herunterzubrechen. Damit geht einerseits die Gefahr einher, wichtiges zu vergessen oder auf Steuerungsmöglichkeiten im Rahmen des Soll-Ist-Vergleiches zu verzichten. Andererseits ist mit zu vielen Details dem Unternehmen nicht gedient, da deren Planung und Steuerung schnell sehr aufwändig wird. Im konkreten Fall muss zwischen diesen widerstreitenden Anforderungen ein Kompromiss gefunden werden.
  • "Einfachheit" und "Absichten klar machen und kommunizieren": Einfache Inhalte, Aufgaben und Ziele lassen sich leichter vermitteln und werden eher akzeptiert als komplexe. Insofern unterstützt das Prinzip der Einfachheit die Vermittlung von Absichten.

Innerhalb derselben Branche finden sich Unternehmen, die komplexe Planungs- und Budgetierungssysteme betreiben und solche, die auf einfache und schlanke Systeme setzen. Letztlich ist es daher eine Führungsentscheidung welches Gewicht man welchem Prinzip gibt und welche Schwerpunkte man setzt. Auch spielt die Stellung des Controllings innerhalb der Unternehmen und der Reifegrad des Controllings für die Gewichtung der Prinzipien eine wesentliche Rolle.

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