Im Zuge der Digitalisierung hat der Lean-Gedanke nochmals eine Renaissance erlebt. Hierzu hat auch die sogenannte Lean Startup Methode beigetragen, auf die im Folgenden als eine Form des agilen Arbeitens näher eingegangen wird.

Die Lean Startup Methode basiert ebenfalls auf den Werten des agilen Arbeitens und war ursprünglich vor allem als eine Methode zur Entwicklung von Startups, also jungen Unternehmen erarbeitet worden. Mit Hilfe der Lean Startup Methode werden Unternehmen und Produkte entwickelt unter der Annahme, dass es vorteilhaft ist, wenn Unternehmen ihre Zeit in einen iterativen Prozess investieren, indem sie die Anforderungen ihrer frühen Kunden ergründen. Dies ermöglicht den Unternehmen, das Marktrisiko zu reduzieren, sie benötigen weniger Startkapital und haben ultimativ höhere Erfolgschancen.

Die Lean Startup-Methode wurde von Eric Ries entwickelt, einem mehrfachen Unternehmensgründer aus den USA. Er veröffentlichte 2011 das gleichnamige Buch, das zu einem Bestseller wurde. Die Methode hat seitdem fundamental die Art der Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen verändert.[1]

Ganz in Anlehnung an den Lean Gedanken propagiert auch die Lean Startup Methode die Konzentration auf die wesentlichen Werttreiber. Durch die schlanke Entwicklung neuer Produkte werden schnelle Anpassungen am Produkt und Reaktionen auf Veränderungen des Marktes ermöglicht. Dies ist gerade für Startups nötig, da sie mit großen Unsicherheiten bezüglich der zukünftigen Entwicklung ihrer Unternehmen am Markt konfrontiert sind. Aber auch etablierte Unternehmen, die sich zunehmend in einer VUCA-Welt (d. h., einer volatilen, unsicheren, komplexen und mehrdeutigen Welt) zurechtfinden müssen, kann dieser Ansatz helfen. Dies gilt zum Beispiel bei der Einführung und Steuerung neuer digitaler Geschäftsmodelle.[2]

Die Steuerung neuer digitaler Geschäftsmodelle, vor allem in der Phase der Bewertung und Umsetzung, stellt das Controlling vor Herausforderungen. Das Besondere an digitalen Geschäftsmodellen im Vergleich zu analogen Geschäftsmodellen ist vor allem die Unsicherheit und Dynamik. Es herrscht in der Regel große Unsicherheit bezüglich der zukünftigen Ergebnisse, und die Anforderungen der Kunden sowie des Marktes werden dynamischer. Die Ertragsmodelle sind oft durch hohe Eingangsinvestitionen, geringe Kosten der Erstellung bzw. des Angebots der Leistung und geringe individuelle (kleinteilige) Rückflüsse gekennzeichnet. Eine ausschließliche Steuerung mit traditionellen finanziellen Kennzahlen ist daher nicht erfolgversprechend. Es bedarf agiler Prozesse und Denkweisen, um auf Veränderungen mit kontinuierlich nötigen Anpassungen reagieren zu können.[3]

Der Lean Startup Ansatz ist ein agiler Ansatz zur Umsetzung von Geschäftsideen. Dabei werden durch einen kontinuierlichen Feedbackprozess mit dem Kunden und das Testen von Hypothesen Lernprozesse angestoßen, die eine Wahrscheinlichkeit des Scheiterns der Geschäftsidee verringern sollen. Dieser Zyklus wird "Bauen – Messen – Lernen"‘ genannt und setzt voraus, dass bereits vor dem "Bauen", also dem erstmaligen Erstellen eines neuen Geschäftsmodells bzw. Prototyps, darüber nachgedacht wird, wie überprüft werden kann, ob das Geschäftsmodell in seinen Annahmen korrekt ist. Hierfür werden Hypothesen zu den zentralen Annahmen des Geschäftsmodells sowie Metriken, mit denen diese Annahmen überprüft werden können, formuliert.[4]

Hier wird die Verbindung zu dem Lean Gedanken sichtbar. Bei der Lean Startup Methode wird all das als Verschwendung (= "waste") angesehen, was nicht zu einem validierten Lernprozess beiträgt. Dies gilt es zu eliminieren. Konkret bedeutet das, dass zunächst eben nicht das vermeintlich perfekte Produkt in der Entwicklung angestrebt wird, sondern eine Version, die ein wertvolles Feedback vom Kunden ermöglicht.

[1] Vgl. Ries, 2011.
[2] Vgl. Bochert, 2022.
[3] Vgl. ICV-Ideenwerkstatt, 2018
[4] Vgl. Ries, 2011.

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