Zusammenfassung

Traditionelle finanzielle Kennzahlen sind nur bedingt zur Steuerung digitaler Geschäftsmodelle geeignet und müssen durch nicht finanzielle, operative Kennzahlen ergänzt werden.

Der Lean Startup Zyklus "Bauen – Messen – Lernen" kann dem Controlling dabei helfen, geeignete Metriken für die Steuerung zu finden.

Der agile Lean Startup Ansatz unterstützt bei der Überprüfung der einem Geschäftsmodell zugrunde liegenden Hypothesen und hilft, Lernprozesse anzustoßen.

Bei der Steuerung neuer digitaler Geschäftsmodelle sollte das Controlling sein traditionelles Repertoire um neuere innovative Ansätze wie den Lean Startup Ansatz erweitern.

1 Grundprinzipien des Lean Managements

Unter Lean (= "schlank") versteht man eine systematische Methode, um Verschwendung (waste) innerhalb eines Systems zu beseitigen. Dabei soll durch die Eliminierung der Verschwendung und alles Überflüssigen der Fokus auf das gelegt werden, was Wert schafft. Zentrale Aspekte sind die Kundenorientierung und die Kostensenkung.

Bedeutung erlangte das Lean Thinking bereits durch die Einführung des Lean Manufacturing (= "schlanke Produktion") durch Taiichi Ohno und Shigeo Shingo bei dem japanischen Automobilhersteller Toyota in den 1960er Jahren. Besondere durch das von den Autoren Womack, Jones und Roos geschriebene Buch "The Machine That Changed the World" (deutsch: "Die zweite Revolution in der Autoindustrie"), welches 1990 erschien, wurde die Aufmerksamkeit auf das Lean Manufacturing gelenkt.[1] In diesem Buch vergleichen die Autoren des Massachusetts Institute of Technology (MIT), USA die Produktion verschiedener Automobilhersteller weltweit.

Sie beschreiben Lean dabei und auch in ihrem späteren Buch als keine Methode oder Technik, sondern eher als eine Denkweise oder Philosophie. Das Lean Management (= "schlankes Management"), das die vorherigen Überlegungen zu Lean generalisiert, beruht auf 5 Prinzipien:

[1] Vgl. Womack/Jones/Roos, 1990.

2 Philosophie und Elemente von Lean Startup

Im Zuge der Digitalisierung hat der Lean-Gedanke nochmals eine Renaissance erlebt. Hierzu hat auch die sogenannte Lean Startup Methode beigetragen, auf die im Folgenden als eine Form des agilen Arbeitens näher eingegangen wird.

Die Lean Startup Methode basiert ebenfalls auf den Werten des agilen Arbeitens und war ursprünglich vor allem als eine Methode zur Entwicklung von Startups, also jungen Unternehmen erarbeitet worden. Mit Hilfe der Lean Startup Methode werden Unternehmen und Produkte entwickelt unter der Annahme, dass es vorteilhaft ist, wenn Unternehmen ihre Zeit in einen iterativen Prozess investieren, indem sie die Anforderungen ihrer frühen Kunden ergründen. Dies ermöglicht den Unternehmen, das Marktrisiko zu reduzieren, sie benötigen weniger Startkapital und haben ultimativ höhere Erfolgschancen.

Die Lean Startup-Methode wurde von Eric Ries entwickelt, einem mehrfachen Unternehmensgründer aus den USA. Er veröffentlichte 2011 das gleichnamige Buch, das zu einem Bestseller wurde. Die Methode hat seitdem fundamental die Art der Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen verändert.[1]

Ganz in Anlehnung an den Lean Gedanken propagiert auch die Lean Startup Methode die Konzentration auf die wesentlichen Werttreiber. Durch die schlanke Entwicklung neuer Produkte werden schnelle Anpassungen am Produkt und Reaktionen auf Veränderungen des Marktes ermöglicht. Dies ist gerade für Startups nötig, da sie mit großen Unsicherheiten bezüglich der zukünftigen Entwicklung ihrer Unternehmen am Markt konfrontiert sind. Aber auch etablierte Unternehmen, die sich zunehmend in einer VUCA-Welt (d. h., einer volatilen, unsicheren, komplexen und mehrdeutigen Welt) zurechtfinden müssen, kann dieser Ansatz helfen. Dies gilt zum Beispiel bei der Einführung und Steuerung neuer digitaler Geschäftsmodelle.[2]

Die Steuerung neuer digitaler Geschäftsmodelle, vor allem in der Phase der Bewertung und Umsetzung, stellt das Controlling vor Herausforderungen. Das Besondere an digitalen Geschäftsmodellen im Vergleich zu analogen Geschäftsmodellen ist vor allem die Unsicherheit und Dynamik. Es herrscht in der Regel große Unsicherheit bezüglich der zukünftigen Ergebnisse, und die Anforderungen der Kunden sowie des Marktes werden dynamischer. Die Ertragsmodelle sind oft durch hohe Eingangsinvestitionen, geringe Kosten der Erstellung bzw. des Angebots der Leistung und geringe individuelle (kleinteilige) Rückflüsse gekennzeichnet. Eine ausschließliche Steuerung mit traditionellen finanziellen Kennzahlen ist daher nicht erfolgversprechend. Es bedarf agiler Prozesse und Denkweisen, um auf Veränderungen mit kontinuierlich nötigen Anpassungen reagieren zu können.[3]

Der Lean Startup Ansatz ist ein agiler Ansatz zur Umsetzung von Geschäftsideen. Dabei werden durch einen kontinuierlichen Feedbackprozess mit dem Kunden und das Testen von Hypothesen Lernprozesse angestoßen, die eine Wahrscheinlichkeit des Scheiterns der Geschäftsidee verringern sollen. Dieser Zyklus wird "Bauen – Messen – Lernen"‘ genannt und setzt voraus, dass bereits vor dem "Bauen", also dem erstmaligen Erstellen eines neuen Ges...

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