Die Kosten-Nutzen-Analyse kann in einer leicht abgewandelten Form ergänzend zu konventionellen monetären Wirtschaftlichkeitsrechnungen eingesetzt werden. Dies ist möglich, wenn es gilt, sich ein vollständiges Bild von einem Vorhaben zu verschaffen oder wenn zwei oder mehr Alternativen nahezu die gleichen Kenn- und Bewertungsgrößen aufweisen.
Unterstützung einer klassischen Investitionsrechnung
Ein Unternehmen plant die Anschaffung einer Produktionslinie und hat hierfür eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung durchgeführt. Verwendet werden die Kapitalwert- und die interne Zinsfußmethode. Zur Auswahl stehen drei Anlagen. Nach Durchführung der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung liegen die Kapitalwerte und internen Zinsfüße nur unwesentlich auseinander, sodass keine eindeutige Entscheidung zu treffen ist. Die Investition soll in jedem Fall vorgenommen werden. Daher wird vom Controlling ergänzend eine Kosten-Nutzen-Betrachtung durchgeführt. Das Ergebnis der Kosten-Nutzen-Betrachtung soll aufgrund der ähnlichen monetären Bewertungen den Ausschlag geben. Bewertet werden die fünf für den Betrieb wichtigsten Nutzenfaktoren, z.B. Verkürzung der Durchlaufzeiten oder Senkung der Fehlerquote.
Vorhaben A | Vorhaben B | Vorhaben C | |
A. Monetäre Beurteilung | |||
Kapitalwert | 23,69 | 23,01 | 23,94 |
Interner Zinsfuß | 32,5 | 31,9 | 32,8 |
B. Kosten-Nutzen-Analyse | |||
Verkürzung der Durchlaufzeiten | 23.870 | 21.520 | 32.470 |
Senkung der Ausschuss- und Fehlerquote | 33.590 | 26.700 | 43.210 |
Reduktion der Beschwerdequote | 3.800 | 5.620 | 9.530 |
Verbesserung der Lieferbereitschaft | 3.340 | 4.890 | 6.380 |
Verbesserung der Arbeitsprozesse | 10.670 | 9.120 | 12.540 |
Jährlicher Gesamtnutzen | 75.270 | 67.850 | 104.130 |
C. Entscheidung nach Kosten-Nutzen-Aspekten | |||
Rang | 2 | 3 | 1 |
Tab. 2: Ergänzung der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung durch eine Kosten-Nutzen-Betrachtung
Da die Kosten für die Investitionen bereits in den monetären Berechnungen berücksichtigt sind, werden aus Vereinfachungsgründen bei der Ergänzungsrechnung lediglich die Nutzenwerte angesetzt. Nach Durchführung der Analyse ist demnach die Produktionslinie 3 die für das Unternehmen insgesamt günstigste Investition.
Ganzheitliche Betrachtung möglich
Bei fast jedem Investitionsvorhaben oder Projekt gibt es nicht monetäre Faktoren, die im Rahmen einer klassischen Wirtschaftlichkeitsrechnung nicht oder nur am Rande betrachtet werden. Machen Sie es sich daher zur Gewohnheit, eine ergänzende Nutzenbetrachtung für jedes Vorhaben durchzuführen. Sie erreichen hierdurch u. a., dass Sie eine Investition oder ein Projekt umfassender und vollständiger beurteilen können. Unter Umständen stellt sich nach der Bewertung heraus, dass ein Projekt, das unter monetären Aspekten den größten Vorteil besitzt, insgesamt gesehen nicht das vorteilhafteste für Ihr Unternehmen ist. Allerdings sollten Sie die Ergebnisse der Kosten-Nutzen-Betrachtung nicht überbewerten. Daher empfiehlt es sich, eine Gewichtung vorzunehmen. Die Ergebnisse der monetären Wirtschaftlichkeitsrechnung können beispielsweise zu 80 %, die Ergebnisse der Kosten-Nutzen-Analyse zu 20 % in das Gesamtergebnis einfließen.
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