Unternehmen in einer Vielzahl von Branchen stehen vor der Herausforderung, saisonale Schwankungen zu beherrschen. Dabei stellt die Unternehmenssteuerung sicher, dass die Unternehmensziele erreicht und zur richtigen Zeit die richtigen Maßnahmen umgesetzt werden. Um die Zielerreichung sicherstellen und frühzeitig auf geeignete Maßnahmen zurückgreifen zu können, müssen Abweichungen in der Zielerreichung schnell und einfach erkannt werden. Hierfür zieht die Unternehmenssteuerung Kennzahlen heran, die entsprechend den Rahmenbedingungen gestaltet werden.[1] In saisonalen Branchen sind Saisonalitäten in die Unternehmenssteuerung einzubeziehen.[2]

[1] Vgl. Reichmann, 2006, S. 19 f.
[2] Vgl. Becker et al., 2013, 164 ff.

1.1 Saisonalitäten: Definition

Saisonalitäten sind Schwankungen wegen äußerer Einflüsse

Saisonalitäten bzw. saisonale Schwankungen sind sich wiederholende, systematische, nicht zwingend gleichmäßige unterjährige Schwankungen von Angebot oder Nachfrage aufgrund äußerer Einflüsse.[1] Sie sind von Veränderungen durch allgemeine wirtschaftliche Wachstumstrends und konjunkturelle Schwankungen abzugrenzen.[2] Wesentliche Ursachen von Saisonalitäten sind Klima- und Witterungsveränderungen im Jahresverlauf sowie Festtage und Volksbräuche.[3]

Beispiele für saisonale Nachfrageschwankungen zeigen sich bei Spielwaren, die besonders stark zu Schenkfesten wie Weihnachten gekauft werden. Der Bedarf an Bekleidung, Wintersportartikeln und Grillutensilien ändert sich u. a. durch das Wetter und durch Ferienzeiten.[4] Angebotsseitige saisonale Schwankungen treten insbesondere bei landwirtschaftlichen Produkten wie Gemüse und Getreide mit festen natürlichen Erntezeitpunkten und limitierter Haltbarkeit auf.

Saisonale Hochs und Tiefs

Als saisonale Hochs werden Zeiträume bezeichnet, in denen Angebot bzw. Nachfrage regelmäßig überdurchschnittlich hoch sind. Von den saisonalen Hochs werden die saisonalen Tiefs abgegrenzt, in denen Angebot bzw. Nachfrage vergleichsweise niedrig sind.[5]

[1] Vgl. Hylleberg, 1992, S. 4. Eine Beschreibung und Systematisierung von Saisonalitäten anhand verschiedener Merkmale liefern Sembritzki/Ullrich, 2013.
[2] Vgl. Holland/Scharnbacher, 2010, S. 80.
[3] Vgl. Holland/Scharnbacher, 2010, S. 81.
[4] Vgl. Gupta et al., 2003, S. 500 f.
[5] Vgl. Sembritzki/Ullrich, 2013, S. 6 ff.

1.2 Herausforderungen für die Unternehmenssteuerung

Variierende und schwer vorhersehbare Schwankungen

Für die Unternehmenssteuerung stellen Saisonalitäten externe Kontextfaktoren dar, die die Leistungserbringung und Unternehmensentwicklung beeinflussen. Besondere Herausforderungen gehen von stark variierenden und schwer vorhersehbaren Schwankungen aus.[1] Die adäquate Unternehmenssteuerung ermöglicht, die Dynamik und Komplexität der Unternehmensumwelt zu beherrschen.[2] Mithilfe von Kennzahlen können die Leistungserbringung und Unternehmensentwicklung geplant und kontrolliert werden.[3]

Beurteilung der Leistungserbringung im Saisonverlauf

In produzierenden Unternehmen machen sich saisonale Schwankungen u. a. in der Kapazitätsauslastung verschiedener Unternehmensbereiche, den Durchlaufzeiten der Produktion, der Höhe der Bestände und den Lieferzeiten bemerkbar. Die Unternehmenssteuerung steht vor der Herausforderung, die Leistungserbringung in den einzelnen Unternehmensbereichen zu jeder Zeit im Saisonverlauf adäquat zu beurteilen.

Zu unterschiedlichen Zeiträumen im Saisonverlauf variieren die Möglichkeiten der Leistungserbringung und damit der Beitrag zur Erreichung der Unternehmensziele. Der Vertrieb kann während eines Nachfragehochs höhere Absatzzahlen erreichen als während eines Tiefs. Die absolute Vertriebsleistung ist abhängig davon zu beurteilen, ob sie während eines Hochs oder eines Tiefs erbracht wird. Dies wird am Beispiel des Eisverkäufers deutlich: Der Verkauf von 10 Kugeln Eis pro Stunde mag im Winter ein gutes Ergebnis sein. An einem Sommertag ist ein deutlich höherer Absatz möglich, sodass diese Leistung nicht zufriedenstellend ist.

Unterschiedliche Belastung einzelner Unternehmensbereiche

Je nach Zeitpunkt im Saisonverlauf unterscheiden sich die Potenziale und Belastungen einzelner Unternehmensbereiche. Während eines saisonalen Nachfragehochs ist die Produktion stark ausgelastet. Vertrieb und Einkauf fokussieren häufig auf die Zeiträume vor und zu Beginn von Hochs. Wenn die Kunden die Nutzung von Produkten, z. B. Maschinen oder Anlagen, auf die saisonalen Hochs konzentrieren, verlagern sie häufig Entwicklungsaufträge sowie Wartung und Instandhaltung in die Tiefs. Dies führt dazu, dass die Entwicklungsabteilung und der Kundenservice während saisonaler Hochs nicht stark beansprucht sind.

Der Beitrag erläutert Ansatzpunkte für die Gestaltung von Kennzahlen in Abhängigkeit von saisonalen Schwankungen. Dies betrifft die Auswahl, Konzeption und Interpretation von Kennzahlen sowie die Festlegung von adäquaten Maßnahmen bei Zielabweichungen.[4] Die Umsetzung wird in Kapitel 3 anhand von exemplarischen Kennzahlen für einen Hersteller von kundenindividuellen Genussmitteln dargestellt.

[1] Zur Unsicherheit und Vorhersehbarke...

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