Basierend auf dem im vorhergehenden Kapitel vorgestellten Bewertungsradar wird im weiteren Verlauf beschrieben, welche Leistungsindikatoren zur Messung des Digitalisierungsgrads aus allgemeiner Perspektive, ohne Berücksichtigung eines spezifischen Unternehmenskontextes, genutzt werden können. Weiterhin werden jeweils Leitfaden in einem Praxis-Tippaufgeworfen, die zusätzliche Denkanstöße zur Identifikation von Kennzahlen geben.

3.1 Digital Impacts

Die Neuausrichtung des Kennzahlenmanagements in Unternehmen aufgrund der Digitalisierung bedeutet keineswegs, dass etablierte Kennzahlen vollständig ihren Wert bzw. ihre Aussagekraft verlieren. Klassische Erfolgs- und Rentabilitätskennzahlen, wie Umsatz, EBIT/EBITDA, Umsatzrendite, Eigenkapital- und Gesamtkapitalrendite bleiben weiterhin relevant.

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor der digitalen Transformation sind verbesserte Produkt- und Serviceangebote, die sowohl den Kundennutzen als auch die vom Kunden wahrgenommene Qualität erhöhen. Der finanzielle Erfolg aus derartigen neuen digitalen Produkten und Services (der Aspekt der Neuheit ist kontextspezifisch zu definieren, bspw. nicht älter als 2 Jahre) kann durch folgende Kennzahl ausgedrückt werden:[1]

 
Finanzieller Erfolg [%] = EBIT aus neuen digitalen Produkten und Services [EUR] * 100
Umsatz aus neuen digitalen Produkten und Services [EUR]

Der Kundenerfolg aus derartigen neuen digitalen Produkten und Services kann bspw. wie folgt gemessen werden:[2]

 
Kundenerfolg [%] = Umsatz aus neuen digitalen Produkten und Services [EUR] * 100
Gesamtumsatz [EUR]
 
Praxis-Tipp

Leitfragen zum Digital Impact

  • Verändert sich das Geschäftsmodell unseres Unternehmens aufgrund der Digitalisierung?
  • Bieten wir neue digitale Produkte und Services an? Wie stark verändert sich unser Produktportfolio durch die Digitalisierung?
  • Hat die Digitalisierung Einfluss auf unsere Kostenstruktur? In welchen Funktionsbereichen erwarten wir Kostensenkungspotenziale?
  • Welchen Investitionsbedarf sehen wir kurz-, mittel- und langfristig? Welche Auswirkungen hat das auf unsere Finanzierungsstruktur?
  • Wie verändert sich unsere Datenlandschaft im Unternehmen durch die Digitalisierung?
  • Welchen zusätzlichen Möglichkeiten ergeben sich im Umgang mit den vorhandenen Daten?
[1] Vgl. Entreß-Fürsteneck et al., 2017, S. 19.
[2] Vgl. Entreß-Fürsteneck et al., 2017, S. 17.

3.2 Digital Operations

Insbesondere im Bereich der Prozesse ergeben sich durch die Digitalisierung erhebliche Veränderungen. Laut einer Studie erwarten nahezu alle teilnehmenden Unternehmen dadurch positive Effekte und mehr als 90 % rechnen mit einer effizienteren Gestaltung ihrer Prozesse.[1] Daher ist es wichtig, in diesem Bereich durch geeignete Kennzahlen die Veränderungen im Hinblick auf Kosten, Zeit und ggf. auch Qualität kontinuierlich zu messen und dadurch steuerbar zu machen.

Neben einer Messung der jeweiligen absoluten Prozesskosten (leistungsmengeninduzierte Kosten plus anteilige leistungsmengenneutrale Kosten), bietet sich auch die relative Größe der Prozesskosteneffizienz an, die die Effizienzsteigerung in Prozent abbildet:

 
Prozesskosteneffizienz [%] = [1- Prozesskosten Ist digitaler Prozess [EUR] ]*100
Prozesskosten alt [EUR]

Auch beim Faktor Zeit bietet es sich an, die Effizienzsteigerungen im Hinblick auf die durchschnittliche Durchlaufzeit von Prozessen als relative Kennzahl zu erfassen:

 
Zeiteffizienz [%]=[1- Ø Durchlaufzeit digitaler Prozess [Min.] ]*100
Ø Durchlaufzeit Prozess alt [Min.]
 
Praxis-Tipp

Leitfragen zu Digital Operations

  • Welche Prozesse in der Prozesslandschaft unseres Unternehmens bieten ein hohes Potenzial für eine Digitalisierung?
  • Welche Auswirkungen im Hinblick auf Qualität, Zeit und Kosten sind für bereits digitalisierte Prozesse zu erkennen?
  • Welche Serviceleistungen unseres Unternehmens lassen sich standardisieren und/oder automatisieren? Inwieweit lässt sich dadurch die Servicequalität steigern?
[1] Vgl. Horváth & Partners, 2016.

3.3 Digital Enablers

Neue Technologien können erhebliche Nutzenpotenziale entfalten. Somit steigt auch die Bedeutung der Rolle der IT im Unternehmen. Die Bedeutung neuer IT-Technologien kann mithilfe einer relativen Kennzahl transparent gemacht werden, die den finanziellen Nutzen ins Verhältnis zu den Kosten neuer IT-Technologien stellt:

 
Bedeutung neuer IT-Technologien [%] =[ Nutzen neuer IT-Technologien [EUR] - 1] *100
Kosten neuer IT-Technologien [EUR]

Ebenso ist es in Bezug auf einzelne IT-Technologien sinnvoll, den jeweiligen Integrationsgrad zu erfassen. In Bezug auf das Cloud Computing kann bspw. evaluiert werden, wie stark das Cloud Computing im Fertigungsbereich integriert ist. Eine mögliche Kennzahl wäre daher die Cloud-Computing-Integration:[1]

 
Cloud-Computing-Integration [%] = Einsatzzeit der Cloud [Std.] *100
Gesamte Fertigungszeit [Std.]
 
Praxis-Tipp

Leitfragen zu Digital Enablers

  • Welche Veränderungen resultieren aus der Digitalisierung im Hinblick auf unsere IT-Infrastruktur? Welche neuen Technologien und Anwendungen kommen dort zum Einsatz?
  • Wie verändern sich unsere IT-Prozesse dadurch?
[1] Vgl. E...

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