Ein bedeutender Unterschied zwischen den japanischen und westlichen Managementkonzepten besteht darin, dass Kaizen automatisch mit einer prozessorientierten Denkweise verbunden ist; das westliche Denken indes ist eher innovations- und ergebnisorientiert. Kaizen und Innovation können beide als grundlegende Unternehmensstrategien bezeichnet werden, die zum Fortschritt und Erfolg eines Unternehmens beitragen.

Unter Innovation versteht man einschneidende und langfristig orientierte Veränderungen, wie z.B. technologische Neuerungen, neue Produktionsverfahren etc., die meist mit hohen Investitionen und Anlaufkosten verbunden sind. Innovationen haben einen "dramatischen" bzw. "radikalen" Charakter und werden von den Konkurrenten entsprechend wahrgenommen. Der durch die Innovation erreichte Vorsprung wird durch die Reaktionen der Konkurrenten meist schnell aufgeholt. Kaizen dagegen verläuft wenig spektakulär, sondern moderat und in kleinen Schritten. Aus diesen kleinen Schritten erfolgen marktnahe Verbesserungen, durch die das Unternehmen auf Dauer einen Wettbewerbsvorteil generieren kann. Während eine Innovation eine einmalige, auf den sofortigen Profit gerichtete Aktion ist, handelt es sich bei Kaizen um kontinuierliche kleine Aktionen, deren Auswirkungen meist erst im Laufe der Zeit zu erkennen sind. Die Innovation ist, auch wegen des meist hohen finanziellen Aufwands, hauptsächlich in rasch expandierenden Märkten anzuwenden. Das auf Mitarbeiterorientierung ausgelegte Kaizen dagegen bringt auf gesättigten und schrumpfenden Märkten, auf denen die Konsumenten immer höhere Ansprüche an die Qualität stellen und die Notwendigkeit, Kosten zu senken, immer größer wird, die größeren Vorteile. Für gesättigte Märkte ist also Kaizen auf Dauer gesehen sinnvoller als Innovationen, wobei jedoch notwendige Innovationen keinesfalls vernachlässigt werden dürfen.

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