Investitionsplanungsrechnung / 11 Durchführung einer Kritische-Sollzinssatz-Rechnung

Im Gegensatz zur Interne-Zinssatz-Methode enthält die Kritische-Sollzinssatz-Methode die realistischere Annahme, dass sich die Rückflüsse der Investition nicht zum internen Zinssatz wieder anlegen lassen, sondern zu einem vom Investor vorgegebenen Haben-Zinssatz. Berechnet wird dann der (kritische) Sollzinssatz, bei dem der Endkapitalwert der Investition gleich Null wird. Ist der kritische Sollzinssatz eines Investitionsvorhabens größer als der vorgegebene Zinssatz auf auszuleihende Gelder (Sollzinssatz), dann ist der Endkapitalwert positiv; ist der kritische Sollzinssatz kleiner als der Sollzinssatz, dann ist der Endkapitalwert negativ. Der kritische Sollzinssatz wird in der Literatur z. T. auch Vermögensrentabilität oder "Baldwin-Kennziffer" genannt.

Der kritische Sollzinssatz r* kann für das Beispiel der Abb. 7 und bei einem Habenzinssatz von 8% wie folgt berechnet werden:

0 = –2.240 × (1+r*)⁸ – 260 × (1+r*)⁷ + 592 × 1,08⁶ + 977 × 1,08⁵ + 977 × 1,08⁴ + 227 × 1,08³ + 977 × 1,08² + 977 × 1,08 + 2.363

Rechnet man die Summanden mit positivem Vorzeichen aus, erhält man

0 = – 2.240 × (1+r*)⁸ – 260 × (1+r*)⁷ + 8.548

Durch systematisches Probieren ergibt sich r* = 16,83%. Das heißt: Ist der vorgegebene Sollzinssatz größer (kleiner) als 16,83%, dann wird der Endkapitalwert negativ (positiv), und die Investition lohnt sich nicht (lohnt sich).

Soll zwischen mehreren Investitionsvorschlägen, deren kritische Sollzinssätze über dem vorgegebenen Sollzinssatz liegen, gewählt werden, so ist die Regel "Wähle die Investition mit dem größten kritischen Sollzinssatz!" problematisch, weil Unterschiede im Kapitaleinsatz und in der Investitionsdauer verwischt werden.

Will man den kritischen Sollzinssatz als Rentabilität der Investition interpretieren, muss man sagen: Das in den Jahren 0 und 1 eingesetzte Kapital rentiert sich zu 16,83%, vorausgesetzt, die Rückflüsse in den Jahren 3 bis 7 können vom Zeitpunkt ihres Eintreffens bis zum Ende des Jahres 8 jeweils zum Habenzinssatz, hier mit 8% angenommen, zinseszinslich wieder angelegt werden.