Finanzierungsmaßnahmen dienen der Bereitstellung des vom Unternehmen benötigten Kapitals. Das zentrale Entscheidungskalkül, das hinter allen Finanzierungsmaßnahmen steht, ist das finanzielle Gleichgewicht. Das finanzielle Gleichgewicht kann wie folgt definiert werden: "Eine Unternehmung befindet sich demnach in einem finanziellen Gleichgewicht, wenn sowohl die Erfüllung der finanziellen Ansprüche der Unternehmensträger an die Unternehmung als auch die Existenz der Unternehmung selbst kurz- und längerfristig gesichert erscheint."[1]

3 Komponenten des finanziellen Gleichgewichts

Das finanzielle Gleichgewicht weist 3 Komponenten auf, die jeweils für sich eigene finanzielle Gleichgewichtszustände verkörpern:[2]

  • Die kurzfristige Liquiditätsdimension zielt auf die jederzeitige Zahlungsfähigkeit der Unternehmung ab. Demnach muss ein Unternehmen jederzeit in der Lage sein, alle Zahlungsverpflichtungen erfüllen zu können. Kann eine Unternehmung nicht mehr ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen, so ist sie zahlungsunfähig und erfüllt somit den Tatbestand der Insolvenz.
  • Die langfristige Liquiditätsdimension orientiert sich an dem strukturellen Zusammenhang zwischen Kapitalausstattung und Kapitalverwendung. Weist die finanzielle Struktur eines Unternehmens ein Ungleichgewicht auf, so besteht zumindest längerfristig die Gefahr, dass die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens gefährdet ist. Die finanzielle Struktur eines Unternehmens wird über bestimmte Finanzierungsregeln, wie z. B. den Verschuldungs- oder Liquiditätsgrad überprüft. Die bekannteste Finanzierungsregel ist sicherlich die Goldene Bilanzregel.
  • Die Rentabilitätsdimension des finanziellen Gleichgewichts fordert, dass die Unternehmung in der Lage sein muss, die Ansprüche der Eigenkapitalgeber zu erfüllen. Dies bedeutet, dass die Unternehmung über die Sicherstellung ihrer Existenzfähigkeit hinaus in der Lage sein sollte, für die Kapitalgeber eine angemessene Rendite zu erwirtschaften. Die Unternehmung sollte somit in der Lage sein, eine angemessene Gewinnausschüttung an die Eigenkapitalgeber zu ermöglichen, ohne dass dadurch die finanzielle Substanz des Unternehmens angegriffen wird

Finanzierungsmaßnahmen üben einen positiven Einfluss auf die Liquidität eines Unternehmens aus. Damit werden die ersten beiden Komponenten des finanziellen Gleichgewichts durch Finanzierungsmaßnahmen positiv beeinflusst. Gleichzeitig sind (Fremd-)Finanzierungsmaßnahmen mit (Zins-)Kosten verbunden, was zu einer Belastung der Rentabilitätsdimension führt. Investitionen hingegen binden Kapital und bewirken folglich eine Beanspruchung der Liquiditätsdimension. Auf der anderen Seite haben gewinnträchtige Investitionen einen positiven Einfluss auf die Rentabilität und damit auf die 3. Dimension des finanziellen Gleichgewichts.

Eine verantwortungsbewusste Unternehmensführung, welche sowohl die Liquiditäts- als auch die Rentabilitätskomponente des Unternehmens angemessen berücksichtigt, muss folglich die Finanzierungs- und Investitionsmaßnahmen zielsetzungsgerecht aufeinander abstimmen. Dabei gilt es, folgende Strukturelemente zu berücksichtigen:

  • Volumen der Kapitalbindung/-bereitstellung,
  • Finanzielle Zeitordnung der Investitions-/Finanzierungsprozesse,
  • finanzielle Überschüsse/Kosten der Investitions-/Finanzierungsprozesse.

Überblick über Zusammenhänge bei Investitionen

Abb. 2 fasst die Zusammenhänge übersichtlich zusammen. Investitionen führen demnach zu einer Kapitalbindung, die zeitlich mit der Kapitalbereitstellung durch die Finanzierung abgestimmt werden muss. Dem negativen Effekt der Kapitalbindung von Investitionen stehen jedoch im Bereich der Rentabilitätskomponente eine mögliche Erwirtschaftung von Überschüssen gegenüber. Finanzierungen hingegen belasten durch die entstehenden Kosten die Rentabilität des Unternehmens negativ. Alle Effekte sind miteinander verbunden und wirken aufeinander ein, weshalb eine planvolle Abstimmung notwendig ist.

Abb. 2: Zusammenhänge zwischen Investition, Finanzierung, Liquidität und Rentabilität[3]

Planung von Investitionen erfordert auch immer Blick auf Finanzierungsseite

Bei der Durchführung von Investitionsprojekten ist folglich immer zu analysieren, ob dadurch die Liquidität der Unternehmung gefährdet wird. Sollte dies der Fall sein, so müssten entsprechende Finanzierungsmaßnahmen eingeleitet werden.

Häufig wird eine Unternehmung keine ausreichenden Mittel zur Durchführung einer Investition zur Verfügung haben. Erst die Beschaffung neuer finanzieller Mittel in entsprechender Höhe gewährleistet die Projektrealisation und sichert das finanzielle Gleichgewicht des Unternehmens.[4] Wenn in einem Unternehmen über Investitionen nachgedacht wird, muss folglich auch immer die Finanzierungsseite betrachtet werden.

[1] Schierenbeck/Wöhle, Grundzüge der Betriebswirtschaftslehre, 19. Aufl. 2016, S. 378.
[2] Vgl. Schierenbeck/Wöhle, Grundzüge der Betriebswirtschaftslehre, 19. Aufl. 2016, S. 378.
[3] Vgl. Schierenbeck, Grundzüge der Betriebswirtschaftslehre, 16. Aufl. 2003, S...

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Haufe Finance Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge