2.1 Durchführung der Studien

Die zwei Studien, die bei Bochert et al. detailliert beschrieben werden, haben einen explorativen, qualitativen Forschungsansatz gewählt.[1] Durch einen explorativen Ansatz können so erst einmal grundsätzliche Erkenntnisse über die Bandbreite der tatsächlichen State-of-the-Art bei der Anwendung von OKR in Unternehmen generiert werden. Er ist damit auch in den bisher geringen empirischen Erkenntnissen zu Implementierung von OKR im Unternehmen begründet, die wie oben beschrieben über Fallstudien nicht hinausgehen.

Basis der Untersuchungen waren explorative Interviews, sogenannte Expertengespräche. Die Durchführung der Expertengespräche erfolgte in beiden Untersuchungen auf Basis unterschiedlicher, semistrukturierter Leitfadeninterviews. Bei dieser Methode werden Gesprächsleitfäden als Strukturierungshilfe für die Gespräche verwendet, um sicherzustellen, dass die forschungsrelevanten Aspekte im Interview vollständig behandelt werden. Im Verlauf der Interviews kann aber die Reihenfolge der Fragen verändert werden, zudem sind auch Zwischenfragen möglich, die sich aus dem Gesprächsverlauf spontan ergeben, und die Gespräche können unterschiedliche Schwerpunkte haben. Die Expertengespräche beider Studien wurden online per Videosoftware geführt, aufgezeichnet, transkribiert und mit der Software MAXQDA ausgewertet.[2]

Die erste Studie basiert auf neun qualitativen Interviews im Zeitraum zwischen Anfang Dezember 2020 und Mitte Januar 2021. Die Interviews hatten eine durchschnittliche Länge von ca. 43 Minuten. Es wurden Unternehmensvertreter und Berater interviewt, die alle im Controlling-/Finanz-Bereich tätig waren und bereits Erfahrung mit OKR gesammelt hatten. In dem verwendeten Gesprächsleitfaden wurde zum Einstieg nach den generellen Gründen für die Einführung von OKR gefragt. Es folgten Fragen zu der Einschätzung von OKR. Hier ging es um die wichtigsten Bestandteile der Methode sowie mögliche Stolpersteine bei der Einführung. In diesem Zusammenhang wurden auch die in den Unternehmen genutzten OKR-Systeme behandelt. Dabei wurde unter anderem auch nach Situationen gefragt, in denen die Anwendung von OKR nicht hilfreich ist.

Die zweite Befragung wurde im Zeitraum vom September 2021 bis November 2021 durchgeführt. Es wurden dreizehn qualitative Experteninterviews durchgeführt. Bei den Befragten handelte sich um Führungskräfte in Finanzen und Controlling. Auch hier wurden die Interviews per Online Video Tool durchgeführt und aufgezeichnet. Die Interviews dauerten ca. 30 Minuten. Von den dreizehn in der zweiten Studie befragten Unternehmen haben acht angegeben, agile Methoden im Controlling zu verwenden. Es gibt zudem vier Unternehmen, die intensiv agile Methoden verwenden, diese aber nicht im Controlling, sondern in der Entwicklung oder dem Projektmanagement einsetzen.

[1] Bochert et al., 2022.
[2] Vgl. MAXQDA, 2022.

2.2 Ergebnisse der ersten Studie

Der eröffnende Befragungsteil in den Interviews galt den Gründen, die zur Einführung von OKR in den jeweiligen Unternehmen geführt haben. Die genannten Gründe sind in Tab. 1 dargestellt.[1]

Diese Gründe entsprechen den Vorteilen, die in der Literatur für OKR genannt werden, und decken sich auch weitestgehend mit den Aussagen der Befragten zu den wesentlichen Bestandteilen von OKR. Auch hier wird die Transparenz, die Anpassungsfähigkeit durch kurze Zyklen, die horizontale Vernetzung, das Alignment mit den Unternehmenszielen und die Motivation der Mitarbeiter genannt.

 
Gründe für die Einführung Herausforderungen bei der Einführung
  • Alignment (= Ausrichtung auf die Unternehmensziele),
  • horizontale Vernetzung der Teams,
  • Transparenz der Ziele im Unternehmen,
  • Anpassungsfähigkeit durch kurze Zyklen,
  • Mitarbeitermotivation,
  • Abbau der vertikalen Distanz zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten sowie
  • effiziente Verteilung der Ressourcen.
  • Komplexität des OKR Prozesses (zu Beginn),
  • (zu) ambitionierte Zielsetzung,
  • Transparenz der Ziele und Zielerreichung,
  • mangelnde Akzeptanz bei Mitarbeitenden und Führungskräften sowie
  • zeitliche Herausforderung durch Zykluslänge.

Tab. 1: Gründe für die Einführung von OKR und Herausforderungen

Ähnlich sehen die Befragten die Vorteile des OKR Framework. Sie nennen die Fokussierung, die Agilität, die horizontale Vernetzung, die Transparenz und die Motivationssteigerung der Mitarbeiter als wesentliche Vorteile. OKR unterstützen die vertikale Vernetzung zwischen der Führungsebene und den Mitarbeitern, wodurch ein Alignment herbeigeführt wird. Die richtige Anwendung von OKR bedingt zudem die Fokussierung auf die zielrelevanten Faktoren und eine Priorisierung, wodurch eine effiziente Ressourcennutzung erzielt werden kann. Der vergleichsweise kurze OKR-Zyklus ermöglicht außerdem eine flexible Anpassung an veränderte Rahmenbedingungen.

Als Herausforderungen bei der Einführung bzw. der Verwendung von OKR werden der Umgang mit der Komplexität im OKR-Prozess, die ambitionierte Zielsetzung, die Transparenz über die Ziele und die Zielerreichung und die Akzeptanz der Mitarbeiter sowie eine fehlende klare Vorgabe ...

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