Zusammenfassend lassen sich aus dem Fallbeispiel vier Punkte ableiten, die wesentlich die erfolgreiche Neuausrichtung der Finanzfunktion in Krisenzeiten beeinflussen:

  1. Gemeinsame Vision und Leitbild

    Diese stehen am Anfang einer jeden Neuausrichtung und müssen, gerade in Zeiten des Wandels, als Kompass Orientierung und Sinn für die Mitarbeiter stiften. Vision und Leitbild müssen dabei so robust sein, dass sie auch bei kurzfristigen Änderungen (Markt, Technologien, Kunden etc.) Bestand haben. An Vision und Leitbild müssen sich alle Aktivitäten der Organisation konsequent ausrichten. Dabei zeigen Leitbild und Vision den größtmöglichen steuernden Effekt, wenn diese selbst von den betroffenen Mitarbeitern gemeinsam erstellt wurden. So kann bestmöglich eine Identifikation mit diesen geschaffen und eine hohe Bindung und Verpflichtung gegenüber der gemeinsamen Zielsetzung erreicht werden.

  2. Klarheit und Verständnis der eigenen Aufgabe und des Wertbeitrags

    Um Widerstände zur Neuausrichtung abzubauen, muss jeder Mitarbeiter verstehen, welche Aufgabe ihm individuell im Rahmen des Leitbildes und der Vision zukommt, und welchen Wertbeitrag er genau leistet. In Transformationsprozessen gilt dies besonders für das zukünftig auszufüllende Arbeits- und Qualifikationsprofil. Dieses muss klar umrissen sein, um eine individuelle Entwicklung jedes Mitarbeiters dahin zu ermöglichen. Die eigene Weiterentwicklung in Richtung dieses Zielzustandes muss als Teil des aktuellen Jobprofils verstanden und vonseiten des Unternehmens entsprechend unterstützt werden.

  3. Digitalisierung braucht eine darauf ausgerichtete Organisation

    Digitalisierung ändert die Art und Weise wie wir in Zukunft arbeiten werden. Angewandt auf die heutigen Arbeitsprozesse kann die Digitalisierung jedoch nicht ihr volles Potenzial entfalten. Dazu müssen Wertschöpfungsketten, Prozesse, Abläufe und Strukturen, aber auch Arbeitsprofile, Kommunikation, Verantwortlichkeiten und Zusammenarbeit überdacht und, zugeschnitten auf die Digitalisierung, neu aufgesetzt werden.

  4. Neuausrichtung und digitale Transformation … erst recht in der Krise!

    Drei Punkte sprechen dafür, gerade in Krisenzeiten konsequent die Neuausrichtung der Finanzorganisation, auch unter Berücksichtigung des Potenzials der Digitalisierung, schnell und fokussiert zu gestalten. Als erstes ist hier der hohe Leidensdruck zu nennen. Veränderungen können nicht unendlich in die Zukunft verschoben, sondern müssen sofort angegangen werden. Zweitens müssen Effekte kurzfristig und spürbar eintreten, was eine hohe Fokussierung auf die wesentlichen Ergebnistreiber bewirkt. Dadurch fällt es leichter, Kernprozesse grundlegend anzugehen, anstatt nur in Einzelbereichen mit geringer Gesamtwirkung zu agieren. Drittens lassen sich gerade in Krisenzeiten grundlegende Veränderungen der Aufbau- und Anlauforganisation mit dem Potenzial der Digitalisierung aufeinander abstimmen und so der Wirkungsgrad und die Durchdringung der Digitalisierung in der Organisation erhöhen.

    Die Neuausrichtung gelingt dann schnell und erfolgreich, wenn die damit einhergehenden Veränderungen vor allem von den betroffenen Mitarbeitern proaktiv vorangetrieben werden. Dann wird die Neuausrichtung zur Chance für alle Beteiligten.

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