In vielen produktzentrierten Unternehmen orientiert sich die angewandte klassische Kosten- und Erlösrechnung an der industriellen Produktion, bei der die Einzelkosten den Kern der Kostenbewertung darstellen. Diese klassischen Verfahren zur Kosten- und Erlösrechnung sind jedoch nicht auf Dienstleistungen anzuwenden, da hier die Aktivität der Serviceerbringung im Mittelpunkt der Wertschöpfung steht[1]. Die Berechnung der Kosten und die damit verbundene Preissetzung für das Produkt-Service-System können grundsätzlich auf zwei unterschiedlichen Wegen erfolgen, die teilweise nicht eindeutig voneinander zu trennen sind. Es besteht die Möglichkeit, die Services als Bundle mit den Produkten als eigene Kostenträger zu führen. In der Praxis ist die Wahl der Kostenträger durch die Individualität und Vielfältigkeit der Services jedoch oft nicht eindeutig. Daher können die Services alternativ als eigene Kostenstelle aufgeführt und den einzelnen Produkten per Zuschlag zugeordnet werden. Der Zuschlag auf das jeweilige Produkt richtet sich dann nach den in der Kostenstelle erfassten Servicekosten, sodass die Kosten von Produkt und Dienstleistung klar getrennt werden[2]. Einer der wesentlichen Unterschiede zur klassischen Kostenrechnung besteht bei Unternehmen mit Service-Modellen (Phase 2 und 3 des Servitization Wachstumsmodells – Abb. 2) in der Art der Kosten. Demnach fallen für Produkt-Service-Systeme weniger Einzelkosten in Form von Material- und Prozesskosten an. Stattdessen bilden fixe Gemeinkosten zur Aufrechterhaltung der Leistungsbereitschaft, wie bspw. Personalkosten für jederzeit verfügbare Service-Mitarbeiter, den wichtigsten Kostenblock[3]. Durch den hohen Aggregationslevel der fixen Gemeinkosten dienen diese jedoch kaum als Entscheidungshilfe bezüglich einzelner Dienstleistungen. Abhilfe verschafft dabei die Prozesskostenrechnung, die sich an den mit der Serviceleistung verbundenen Aktivitäten und den dafür anfallenden Gemeinkosten orientiert. Dies erleichtert nicht nur die korrekte Zuordnung von Kosten auf Produkt oder Service, sondern auch die Klassifizierung der Kosten in fixe und variable sowie direkte und indirekte Kosten. So wird eine Preissetzung auf Grundlage einer effektiven Kostenkalkulation ermöglicht[4].

[1] Vgl. Haller, 2017.
[2] Vgl. Arnold, 2021.
[3] Maicher & Scheruhn, 1998.
[4] Vgl. Haller, 2017

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