Zusammenfassung

 
Begriff

Die Handelswarenkalkulation beschäftigt sich mit der optimalen Preisfindung der jeweils in das Warenangebot aufzunehmenden Artikel. Als Handelswaren sind zum einen alle Güter zu bezeichnen, die vom Einzel-/Großhandel zum Verkauf bereitgehalten werden. Zum anderen wird diese Bezeichnung von Produktionsbetrieben für Waren verwendet, die nicht im eigenen Betrieb hergestellt, aber zur Abrundung des Verkaufsprogramms hinzugekauft und weiterveräußert werden. Hier liegt der Unterschied zwischen dem Herstellungsbetrieb und den sich ausschließlich mit dem Handel beschäftigenden Unternehmen.

1 Wie kalkuliert man Handelswaren im Produktionsbetrieb?

Hier sind Handelswaren häufig Komplementärartikel, die über den Verkauf einen zusätzlichen Ertrag erbringen. Hierdurch erfährt die in diesem Fall bei beiden Branchen anzuwendende Zuschlagskalkulation für das Produktionsunternehmen eine wesentliche Vereinfachung, da außer dem Bezugspreis und den hierfür anfallenden Zusatzkosten (z.B. Lagerhaltung) in der Regel keine nennenswerten Kostenveränderungen anfallen. Bei der Kalkulation behilft man sich hier häufig mit dem gewünschten Rohgewinn, der artikel-, warengruppen- oder sortimentsbezogen sein kann und der dann in einen dementsprechenden Aufschlag umzurechnen ist.

 
Praxis-Beispiel

Kalkulation mit dem Rohgewinnsatz

 
festgestellter Bezugspreis 100 EUR
gewünschter Rohgewinn 25 %
festzulegender Bruttoaufschlag ?
 
Rohgewinn % + MwSt. % x 100
100 – Rohgewinn %
 
25 + 16 x 100 = 54,67 %
100 - 25

Probe

 
100 x 1,5467 = 154,67 EUR Bruttoverkaufspreis inkl. MwSt.  
154,67 : 1,15 = 133,33 EUR Nettoverkaufspreis ohne MwSt.  
133,33 - 100 = 33,33 EUR Rohgewinn  
100 x (33,33 : 133,33) = 25%   Rohgewinnsatz  

2 Wie kalkuliert man im Handelsunternehmen?

Handelsbetriebe sehen sich einer größeren Problematik gegenüber, da hier die Kalkulation über Erfolg oder Misserfolg des Unternehmens entscheidet. Die Kalkulation im Handel spielt eine Rolle bei der Beschaffung und beim Absatz der Ware, wobei die Vorgehensweise bei der Absatzkalkulation häufig von Konkurrenz- oder Marktverhältnissen bestimmt wird.

3 Wie geht man bei der Bezugskostenkalkulation vor?

Die Bezugskostenkalkulation dient bei Vorliegen mehrerer Angebote dem Preisvergleich und somit der Auswahl des günstigsten Angebots. Grundlage hierfür ist die Ermittlung des Einstands- oder Bezugspreises.

  1. Bestimmen Sie die zu beschaffende Nettomenge

     
      Bruttomenge (Stück, kg, l oder m)  
    - Mengenabzüge (Tara, Gutgewicht, Leckage)  
    = Nettomenge  
  2. Ermitteln Sie dann den Bezugspreis

Die festgestellte Nettomenge wird mit dem jeweiligen Listenpreis der Anbieter multipliziert und ergibt den Listeneinkaufspreis, der die Grundlage der Bezugskalkulation darstellt.

 
  Listeneinkaufspreis  
- Liefererrabatt in % vom Listeneinkaufspreis
  Zieleinkaufspreis  
- Liefererskonto in % vom Zieleinkaufspreis
  Bareinkaufspreis  
+ Bezugskosten  
= Bezugspreis  

4 Wie geht man bei der Absatzkalkulation vor?

Die Absatzkalkulation hat die Aufgabe, den Verkaufspreis so festzulegen, dass der Händler nicht mit Verlust arbeitet. Es sind also alle Kosten, Preisverluste, der Gewinn und die Umsatzsteuer in der Kalkulation zu berücksichtigen. Bei allen Verfahren der Absatzkalkulation kann das nachstehende Schema Anwendung finden:

 
  Bezugspreis  
+ Handlungskosten in % vom Bezugspreis
  Selbstkostenpreis  
+ Gewinn in % vom Selbstkostenpreis
  Barverkaufspreis  
+ Kundenskonto in % vom Zielverkaufspreis
  Zielverkaufspreis  
+ Kundenrabatt in % vom Listenverkaufspreis
  Listenverkaufspreis  
+ Mehrwertsteuer in % vom Listenverkaufspreis
= Verkaufspreis  

Ein wichtiger Begriff sind hier die Handlungskosten. Hierunter werden alle Gemeinkosten eines Händlers verstanden, die vom Einkauf einer Ware bis zu deren Verkauf entstehen und sich den Artikeln nicht direkt zurechnen lassen, z.B. Energiekosten, Gebäudekosten usw.

In vielen kleineren Unternehmen werden die gesamten Gemeinkosten ins Verhältnis zum Wareneinsatz gesetzt. Basis hierfür sind häufig die Zahlen des letzten Geschäftsjahres. Dieser Zuschlag wird wie folgt ermittelt:

 
Handlungsgemeinkosten x 100
Wareneinsatz

Bei diesem Rechenvorgang handelt es sich um eine sog. einstufige Zuschlagskalkulation, da hier alle anfallenden Gemeinkosten mit einem Zuschlagssatz auf den Bezugspreis aufgeschlagen werden.

5 Welche Kalkulationsmethoden gibt es?

Die Vorwärtskalkulation wird in der Regel für Artikel angewendet, bei denen die Konsumenten nicht preisempfindlich reagieren. Hier ist der Händler bis zu einem bestimmten Grenzbereich frei von Zwängen, die durch Konkurrenz- oder Marktverhältnisse hervorgerufen werden können.

Die Rückwärtskalkulation wird angewandt, wenn der Verkaufspreis durch die Konkurrenzlage nicht selbst festgelegt werden kann.

Eine für den Händler äußerst unangenehme Situation tritt auf, wenn der Marktpreis weder auf der Beschaffungs- noch auf der Absatzseite beeinflusst werden kann. In diesem Fall bleibt nur noch die Möglichkeit, mit Hilfe der Differenzkalkulation zu überprüfen, ob ein ausreichender Gewinn als Differenz zwischen dem Listenverkaufspreis und den Selbstkosten zustande kommt.

 
Praxis-Beispiel

Vorwärts-/Rückwärts-/Differenzkalkulation

Vorwärtskalkulation

Rückwärtskalkulation = Festlegung Differen...

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