Entscheidungsstichwort (Thema)

Feststellung der Endbestände nach § 36 Abs. 7 KStG

 

Leitsatz (redaktionell)

Es wird eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts darüber eingeholt, ob der durch § 34 Abs. 13f des Körperschaftsteuergesetzes (KStG) 2002 in der Fassung des Jahressteuergesetzes 2010 vom 8. Dezember 2010 (BGBl. I 2010, 1768 = BStBl. I 2010, 1394) eingefügte § 36 Abs. 6a KStG mit Art. 3 Abs. 1 des Grundgesetzes vereinbar ist.

 

Normenkette

KStG § 36 Abs. 6a, 7; GG Art. 3 Abs. 1; KStG § 34 Abs. 13f

 

Tatbestand

A. Gegenstand der Vorlage

I. Sachverhalt

Zwischen den Beteiligten ist streitig, ob die infolge des Beschlusses des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) vom 17. November 2009 1 BvR 2192/05 (Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts – BVerfGE – 125, 1) in § 34 Abs. 13f des Körperschaftsteuergesetzes (KStG) 2002 in der Fassung des Jahressteuergesetzes 2010 (JStG 2010) vom 8. Dezember 2010 (Bundesgesetzblatt – BGBl. – I 2010, 1768 = Bundessteuerblatt – BStBl. – I 2010, 1394) – KStG 2002 n.F. – eingefügte Neuregelung des § 36 Abs. 6a KStG verfassungskonform ist.

Die Klägerin, eine eingetragene Genossenschaft, ist ein Kreditinstitut.

Für sie wurden zum 31. Dezember 2000 die Teilbeträge des verwendbaren Eigenkapitals (vEK) i.S. der §§ 29, 30 KStG 1977/1999 wie folgt festgestellt (Bescheid vom 12. Mai 2006):

Eigenkapital (EK) 45:

17.352.950 DM

EK 40:

4.542.871 DM

EK 30:

4.802.717 DM

EK 01:

34.695 DM

EK 02:

893.827 DM

EK 03:

9.852.210 DM

EK 04:

51.071 DM

Am 24. Oktober 2002 erließ der Beklagte einen erklärungsgemäßen Bescheid über die gesonderte Feststellung der Endbestände gemäß § 36 Abs. 7 KStG 2002. Er stand nach § 164 Abs. 1 der Abgabenordnung (AO) unter dem Vorbehalt der Nachprüfung (VdN). Gestützt auf § 164 Abs. 2 AO erging am 7. September 2004 ein geänderter Bescheid über die gesonderte Feststellung der Endbeständ gemäß § 36 Abs. 7 KStG 2002. Der VdN blieb bestehen.

Am 12. Mai 2006 erließ der Beklagte – unter Aufhebung des VdN – einen erneut geänderten Bescheid über die gesonderte Feststellung der Endbestände gemäß § 36 Abs. 7 KStG 2002, in dem er das Körperschaftsteuerguthaben nachrichtlich mit 4.228.843 DM mitteilte und die Endbestände unter Berücksichtigung einer Umgliederung des EK 45 in EK 40 und EK 02 wie folgt feststellte:

EK 40:

25.373.056 DM

EK 30:

4.802.717 DM

EK 01/03:

6.923.289 DM

EK 02:

0 DM

EK 04:

51.071 DM

Gegen den letztgenannten Bescheid legte die Klägerin Einspruch ein und machte geltend, die Zwangsumgliederung der EK-Teilbeträge führe zur Vernichtung von im EK 45 bzw. EK 40 gespeichertem Körperschaftsteuerguthaben. Außerdem sei die Festschreibung der 30 %-igen Definitivbelastung verfassungsrechtlich zweifelhaft. Die Rechtsfragen seien Gegenstand eines Verfahrens vor dem BVerfG. Bis zu dessen Entscheidung erkläre sich die Klägerin mit dem Ruhen des Verfahrens einverstanden.

Nachdem das BVerfG die Regelungen zum Übergang vom Anrechnungs- auf das Halbeinkünfteverfahren für teilweise verfassungswidrig erklärt (BVerfG-Beschluss vom 17. November 2009 1 BvR 2192/05, BVerfGE 125, 1) und der Gesetzgeber § 36 KStG durch § 34 Abs. 13f KStG 2002 n.F. für alle nicht bestandskräftig festgestellten Fälle geändert hatte, erließ der Beklagte am 29. März 2011 während des noch anhängigen Einspruchsverfahrens einen geänderten Bescheid über die gesonderte Feststellung der Endbestände gemäß § 36 Abs. 7 KStG 2002 und erklärte den Einspruch der Klägerin für erledigt. In dem geänderten Bescheid stellte der Beklagte die Endbestände der Teilbeträge des vEK wie folgt fest:

EK 45:

13.039.911 DM

EK 40:

9.369.536 DM

EK 30:

4.802.717 DM

EK 01/03:

9.886.905 DM

EK 02:

0 DM

EK 04:

51.071 DM

Die vorgenannten Teilbeträge des vEK entwickelte der Beklagte wie folgt:

Vorspalte

EK 45

EK 40

EK 30

EK 01/03

EK 02

EK 03

EK 04

Teilbeträge des vEK i.S.d. § 47 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 KStG zum oben genannten Stichtag

17.352.950

4.542.871

4.802.717

34.695

893.827

9.852.210

51.071

Gewinnausschüttungen für ein früheres Wirtschaftsjahr

./. 588.078

Zwischensumme

16.764.872

4.542.871

4.802.717

34.695

893.827

9.852.210

51.071

Erhöhung des EK 45 aufgrund von Einkommensteilen i.S.d. § 36 Abs. 2 Satz 3 KStG Einkommensteil mit 45 v.H. KSt

377.958

KSt 45 v.H.

./. 170.081

Zugang zum EK 45

207.877

207.877

Zwischensumme

16.972.749

4.542.871

4.802.717

34.695

893.827

9.852.210

51.071

Zwischensumme nach Zusammenfassung von EK 01 und EK 03

16.972.749

4.542.871

4.802.717

9.886.905

893.827

51.071

Umgliederung EK 02 um 5/22 des EK 45 (§ 36 Abs. 6a KStG)

893.827

./. 893.827

Umgliederung EK 45 in EK 40 um 27/05 der EK 02-Minderung

./. 4.826.665

4.826.665

Gesondert festzustellende Endbestände (§ 36 Abs. 7 KStG)

13.039.911

9.369.536

4.802.717

9.886.905

0

51.071

Nachrichtlich teilte der Beklagte das ermittelte Körperschaftsteuerguthaben mit 5.117.930 DM mit.

Die Klägerin legte mit Schreiben vom 1. April 2011 auch gegen diesen Feststellungsbescheid Einspruch ein und beantragte, das Körperschaftsteuerguthaben um weitere 268.147 DM (= 137.102 €) zu erhöhen. Z...

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