3.1 Kürzung für zum Betriebsvermögen gehörende Grundstücke

Für die Ermittlung des Gewerbeertrags ist eine Kürzung i. H. v. 1,2 % des maßgebenden Einheitswerts (ab 1.1.2025 0,11 % des Grundsteuerwerts) vorzunehmen, wenn der Grundbesitz zum Betriebsvermögen zählt. Der Zweck der Vorschrift ist die Vermeidung der Doppelbesteuerung des Grundbesitzes durch die Gewerbesteuer und die Grundsteuer.

Die Kürzung erfordert, dass für den Grundbesitz tatsächlich Grundsteuer erhoben wird. Sie entfällt, wenn wegen einer Grundsteuerbefreiung keine Grundsteuer anfällt.[1]

Die Zugehörigkeit zum Betriebsvermögen ist nach den Vorschriften des Einkommensteuergesetzes zu beurteilen.

3.1.1 Teil des Grundstücks im Betriebsvermögen

Wenn nur ein Teil des Grundstücks zum Betriebsvermögen rechnet, geht die Berechnung der Kürzung nur von dem Teil aus, der auf den dem gewerblichen Betrieb dienenden Teil des Grundstücks entfällt.

 
Praxis-Beispiel

Grundstück zu 50 % eigenbetrieblich genutzt

Der Handwerker A ist Eigentümer eines Grundstücks mit einem Einheitswert von 40.000 EUR. Das Grundstück nutzt er zu 50 % für eigenbetriebliche Zwecke. Insoweit hat er das Grundstück als notwendiges Betriebsvermögen erfasst.

Der Kürzungsbetrag wird wie folgt ermittelt:

 
40.000 EUR × 140 % 56.000 EUR
davon 50 % 28.000 EUR
Kürzungsbetrag 1,2 % 336 EUR

3.1.2 Grundstückserwerb

Die Frage, ob der Grundbesitz zum Betriebsvermögen des Unternehmers gehört, ist grundsätzlich nach dem Stand zu Beginn des Kalenderjahrs zu beurteilen. Beginnt die Steuerpflicht eines Gewerbebetriebs im Laufe eines Kalenderjahrs, kommt für den in diesem Kalenderjahr endenden Erhebungszeitraum noch keine Kürzung in Betracht.

Das Gleiche gilt, wenn das Grundstück erst im Laufe des Jahrs erworben wurde.

 
Praxis-Beispiel

Grundstückserwerb

Handwerker A erwirbt das Betriebsgelände, auf dem er seinen Betrieb ausübt, im Laufe des Jahrs 01. Zuvor hatte er das Betriebsgelände angemietet. Obwohl eine betriebliche Nutzung auch im Jahr 01 durchgehend gegeben ist, kommt die Kürzung beim Gewerbeertrag erst 02 in Betracht.

3.1.3 Bemessungsgrundlage

Maßgebend für die Kürzung ist (bis 31.12.2024) der Einheitswert, der auf den letzten Feststellungszeitpunkt vor dem Ende des Erhebungszeitraums lautet. Als Bemessungsgrundlage sind bei Grundstücken und Betriebsgrundstücken, die als Grundvermögen bewertet werden, 140 % des auf den Wertverhältnissen vom 1.1.1964 beruhenden Einheitswerts anzusetzen[1].

Bei Betriebsgrundstücken, die als land- und forstwirtschaftliches Vermögen bewertet werden, sind dagegen nur 100 % des Einheitswerts zugrunde zu legen.

Bei Betriebsgrundstücken in den neuen Bundesländern sind die Einheitswerte 1935 mit den in § 133 BewG genannten Prozentsätzen anzusetzen. Ist ein Grundstück im Zustand der Bebauung und wurde ein besonderer Einheitswert festgestellt, ist dieser für die Bemessung der Kürzung nicht anzusetzen. Für die Berechnung ist der Einheitswert des Grundstücks Grundlagenbescheid (Einheitsbewertung)[2].

Ab 1.1.2025 tritt an die Stelle des Einheitswerts der für Zwecke der Grundsteuer neu ermittelte Grundsteuerwert. Dadurch entfallen dann auch die prozentualen Anpassungen der bisherigen Einheitswerte.

3.2 Erweiterte Kürzung bei Grundstücksunternehmen

Anstelle der Kürzung i. H. v. 1,2 % des Einheitswerts kann bei Unternehmen, die ausschließlich eigenen Grundbesitz verwalten oder neben eigenem Grundbesitz eigenes Kapitalvermögen verwalten und nutzen, auf Antrag die Kürzung nach § 9 Nr. 1 Satz 1 GewStG um den Teil des Gewerbeertrags erfolgen, der auf die Verwaltung und Nutzung von eigenem Grundbesitz entfällt. Die Regelung kann von allen Unternehmen unabhängig von ihrer Rechtsform beantragt werden.

Diese Regelung findet entsprechend Anwendung, wenn

  • bei Errichtung und Veräußerung von Eigentumswohnungen Teileigentum i. S. d. WEG errichtet und veräußert wird. Das Gebäude muss jedoch zu mehr als 66 2/3Wohnzwecken dienen[1].
  • Einnahmen aus der Lieferung erzielt werden, der aus bestimmten Anlagen nach dem EEG oder aus dem Betrieb von Ladestationen für Elektrofahrzeuge oder Elektrofahrräder erzielt werden[2]. Diese Einnahmen dürfen nicht höher als 20 % (bis 2022 10 %) bezogen auf die Einnahmen aus der Gebrauchsüberlassung des Grundbesitzes liegen.
  • Einnahmen aus sog. Mieterstromverträgen[3]. Diese Einnahmen dürfen nicht höher als 5 % bezogen auf die Einnahmen aus der Gebrauchsüberlassung des Grundbesitzes liegen.

Bei Personengesellschaften wird in Bezug auf Sondervergütungen des Mitunternehmers die Kürzungsvorschrift dahingehend eingeschränkt, dass nur die Sondervergütungen in die erweiterte Kürzung einzubeziehen sind, die auf die Überlassung von Grundbesitz an die Gesellschaft entfallen, d. h. die die Kerntätigkeit der Gesellschaft umfassen. Soweit der Mitunternehmer der Gesellschaft Darlehen überlässt oder andere Leistungen wie z. B. Beratungsleistungen erbringt, wird die erweiterte Kürzung ausgeschlossen.[4]

Die erweiterte Gewerbesteuerkürzung bei Grundbesitzverwaltung und -nutzung wird dann nicht gewährt, wenn der Grundbesitz ganz oder z. T. dem Gewerbebetrieb eines Gesellschafters oder Genossen dient oder soweit der Gewerbeertrag Gewinne aus der Aufdeckung ...

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