1.3.1 Rentabilitätsanspruch und Ressourcenströme

Ressourcen in wertschöpfende Kapazitäten verwandeln

Die These, dass das Qualitätsmanagement zur Wertschöpfung des Unternehmens beiträgt, wird durch einen weiteren Blickwinkel gestützt: Um ihr Portfolio aus Produkten und Leistungen erzeugen und vermarkten zu können, muss eine Organisation über adäquate Ressourcen verfügen und in der Lage sein, ihre "Ressourcenströme" durch einzigartige Kombinationen des "toten" Inventars mit innovativen Mitarbeitern in wertschöpfende Kapazitäten zu verwandeln. Insofern bilden diese Kombinationsprozesse die Grundlage jeder wirtschaftlichen Tätigkeit.

Abbildung der Ressourcenströme

Zum Zwecke ihrer Steuerung und Regelung hat sich über die Jahrhunderte die Tradition herausgebildet, weitere "abbildende" Ströme zu identifizieren:

  • Rechnungsströme mit Einnahmen und Ausgaben, wobei es für ihre Verbindung mit den Ressourcenströmen der Vermittlung durch dokumentierte Marktprozesse bedarf (Eingangs- und Ausgangsrechnungen),
  • Zahlungsströme, die zuvor nur in Rechnungen dokumentierte Einnahmen und Ausgaben in reale Zu- bzw. Abflüsse von Geld transferieren, und
  • Kapitalströme, die zeitliche Asymmetrien zwischen Ressourcen- und Zahlungsströmen überbrücken.

Aus den Rechnungs- und Kapitalströmen werden mittels Abgrenzungen und (kalkulatorischen) Bewertungen Bilanz sowie Gewinn- und Verlustrechnung erstellt (s. Abb. 10).

Abb. 10: Betriebswirtschaftliche Ströme und Qualitätsmanagement

Daraus ergibt sich dreierlei:

  1. Aus den erwarteten Ausgaben für das laufende Geschäft einerseits und für die Unternehmensentwicklung (Geldüberschuss) andererseits – also auf den Ebenen der abbildenden Ströme – wird der Rentabilitätsanspruch abgeleitet.

    Die Erfüllung des Anspruchs aber erfolgt auf der Ebene der Ressourcenströme und in den internen Prozessen ihrer Umwandlung in Kapazitäten der Wertschöpfung sowie den damit verknüpften marktbezogenen Prozessen. Denn das Geld wird in diesen Prozessen verdient und nicht in ihrer Abbildung, so wichtig Letztere auch ist für die Steuerung und Regelung einer Organisation.

  2. Die Gestaltung der Ressourcenströme und ihrer Umwandlung in Kapazitäten der Wertschöpfung muss einerseits die notwendige Flexibilität für kreative Entwicklungen und die Adaption an Veränderungen der Marktprozesse ermöglichen und andererseits die absolute Zuverlässigkeit aller Prozesse in dem Sinne gewährleisten, dass die Organisation ihre Versprechungen gegenüber den Menschen auf ihren jeweiligen Märkten einhält.

    Die Gestaltung der abbildenden Ströme ist nicht notwendigerweise an die Gestaltung der Ressourcenströme und ihrer Umwandlung in Kapazitäten der Wertschöpfung gebunden. Wenn sie sich aber zu weit voneinander lösen, besteht die Gefahr, dass die Steuerung und Regelung den Erfordernissen einer märktebezogenen Erzeugung wirtschaftlich relevanter Qualität nicht gerecht werden.

  3. Die Gestaltung der Ressourcenströme und ihrer Umwandlung in Kapazitäten der Wertschöpfung ist die vorwiegende Aufgabe des Prozessmanagements in den Arbeitsbereichen aller für das Geschäft verantwortlichen Führungskräfte.

    Die Gestaltung der abbildenden Ströme wird vom Finanzbereich – oft in der Kombination von Buchhaltung und Controller-Service – wahrgenommen.

    Der notwendigen Verzahnung beider Seiten widmet sich jedoch in den meisten Organisationen ausschließlich der Controller-Service. Das unterstreicht die wesentliche Funktion, die dem Controlling als Führungsaufgabe praktisch zukommt. Es betont zugleich die enorme Verantwortung, die auf dem Controlling lastet, damit sich Ressourcen- und abbildende Ströme nicht voneinander lösen. Wie gut Controller-Service und Führungskräfte diesen Anforderungen gerecht werden, hängt auch davon ab, ob sie eine gleichberechtigte Kooperation mit den anderen an der Verzahnung Beteiligten organisieren können – und das sind nach dem hier Dargestellten insbesondere die Qualitätsmanager. Inwiefern das gelingt, hängt dabei wesentlich von der Kultur des Umgangs der Menschen miteinander ab.

 
Achtung

Rentabilitätsanspruch muss am Markt realisierbar sein

Der Rentabilitätsanspruch entsteht aus den Erfordernissen des Dreiklangs der Wertrealisierung: die Balance von Auszahlungen, Einzahlungen und Einkommen. Dabei muss nach Abzug aller Kosten des laufenden Geschäfts sowie der Bedienung von Investoren und Eigentümern der Einzahlungsüberschuss ausreichen, um Wachstum und Entwicklung des Unternehmens nachhaltig finanzieren zu können.

Die Realisierung des Rentabilitätsanspruchs erfolgt demgegenüber in den internen und märktebezogenen Prozessen der Umwandlung von Ressourcenströmen in innovative Kapazitäten der Wertschöpfung.

Zusammenarbeit von Controllern und Qualitätsmanagern verbessern

Die Art und Weise der Verzahnung von Rentabilitätsanspruch und Umwandlung von Ressourcenströmen in wertschöpfende Kapazitäten entscheidet mit über die wirtschaftliche Exzellenz. Dennoch – trotz aller auf der Hand liegenden Notwendigkeiten und Vorteile – arbeiten Controller und Qualitätsmanager heute in vielen Organisationen nicht sinnvoll miteinande...

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Haufe Finance Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge