Das Axelrod-Experiment: Kooperation ist langfristig die vorteilhafteste Strategie

Das alles ist bekannt wie auch die Lösung des Problems. Vor mehr als 30 Jahren lud Robert Axelrod zu seinem berühmt gewordenen Turnier von Spieltheoretikern ein, um jene Strategie zu finden, die zum besten Auszahlungsertrag führen würde. Er hat dieses Turnier wiederholt. Jedes Mal siegte die Lösung des kanadischen Mathematikers und Systemtheoretikers Anatol Rapoport.[1] Der hatte das kürzeste und simpelste Programm geschrieben und nannte es "Tit for Tat" ("Wie Du mir, so ich Dir"). Es beruhte auf vier einfachen Regeln:

  1. Ich spiele offen. Ich habe keine geheimen Regeln in der Hinterhand.
  2. Ich spiele immer auf Kooperation, suche Zusammenarbeit und die gemeinsame Verbesserung des Nutzens.
  3. Wenn mich einer, weil ich so "nett" bin, ausnutzen will und die Konfrontation sucht, schlage ich sofort zurück.
  4. Aber ich bin nicht nachtragend. Schon in der nächsten Runde spiele ich wieder auf Kooperation. Ich bin rasch im Vergelten und rasch im Vergeben.

Die dritte Regel ist anfällig für Missverständnisse. Schon beim ersten Verdacht auf Konfrontation zurückzuschlagen kann eine Spirale des Verderbens auslösen. Deswegen sollte sie um wirksame Prüfungselemente für die Wahrscheinlichkeit eines Missverständnisses ergänzt und nur bei ernst zu nehmender Konfrontation angewandt werden. Weitgehende Transparenz in allen Fragen der Zusammenarbeit ist dabei das beste Mittel; ohne Transparenz kann die dritte Regel kooperativen Wettbewerbs schnell zur Falle werden.

Die dritte Regel setzt aber auch voraus, dass ein Unternehmen in der Lage ist, wirksam zurückzuschlagen, wenn es denn unvermeidbar wird. Zumindest sollten alle wissen, dass es möglich ist. Diese Stärke im kooperativen Wettbewerb muss man sich immer wieder erarbeiten. Ein klares Geschäftsmodell, in Verbindung mit einem signifikanten innovativen Vorsprung, bildet dafür die Grundlage – quantitative Größe ist demgegenüber eher nicht von ausschlaggebender Bedeutung.[2]

Neben dem Gebot der Transparenz sind noch zwei weitere Rahmenbedingungen zu beachten: eine ausreichende Wahrscheinlichkeit für die Wiederholung der Interaktion und eine ausreichende Nähe der kooperierenden Partner. Wenn alle drei Bedingungen zusammentreffen, entstehen spontane Strukturen der Kooperation von hoher Stabilität, Dynamik und Überlegenheit (z. B. Cluster-Strukturen wie das Silicon Valley).

[1] Vgl. Axelrod (2009), S. 25 ff.
[2] Vgl. Simon (2007), S. 411 ff.

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