Rollenbilder im Controlling bündeln bestimmte Aufgaben, Anforderungen und Erwartungshaltungen an verschiedene Controllingpositionen im Unternehmen. In der Literatur existieren zahlreiche verschiedene Kategorisierungen von Controlling-Rollenbildern. Ein weitverbreitetes Rollenmodell unterteilt Controller in Analysten, Kontrolleure, Business Partner und Change Agents. Die Besonderheit dieses Rollenmodells besteht darin, dass den verschiedenen Rollenbildern empirisch fundierte fachliche, methodische, persönliche und soziale Kompetenzen zugeordnet werden.[1]

  • Der Analyst wertet Daten aus und bereitet Informationen zielgruppengerecht auf.
  • Der Kontrolleur verantwortet die operative Überwachung von Leistungsindikatoren.
  • Der Business Partner fungiert als aktiver Berater der Führungskräfte im Entscheidungsprozess.
  • Der Change Agent initiiert proaktiv Veränderungsprozesse im Unternehmen.[2]

In einem ähnlichen Ausmaß, wie sich im Zeitverlauf Controllingaufgaben verändern, unterliegen auch Controlling-Rollenbilder einem kontinuierlichen Wandel. Vor dem Hintergrund sich verändernder Rahmenbedingungen, ändern sich die Anforderungen an den Controller. Eine Analyse der verschiedenen Rollenbilder von 2003 bis 2012 von Mitter und Mühlberger[3] ergibt, dass sich bereits vor den Auswirkungen der aktuellsten Digitalisierungstrends weitreichende Veränderungen der Controlling-Rollenbilder und der zugrundeliegenden Kompetenzen vollzogen haben, die bspw. in der Anforderung nach verstärkten Soft-Skills zum Ausdruck kommen.

Neue Analysen im Kontext aktueller Digitalisierungstrends bauen auf bestehenden Rollenbildern auf und zeigen deren Veränderung. Da bisherige Controlling-Rollenbilder bereits den vielfältigen Aufgabenbereichen und komplexen Arbeitsabläufen der Controller gerecht werden, bedarf es nicht zwangsläufig der Definition komplett neuer Rollenbilder oder erfolgskritischer Kompetenzen. Stattdessen reicht oftmals eine Adaptierung der Ausprägung der zugrundeliegenden erfolgskritischen Kompetenzen aus. Durch den Wandel der zugrundeliegenden erfolgskritischen Kompetenzen ändert sich bei fortschreitender Digitalisierung die Bedeutung der Controlling-Rollenbilder (s. Abb. 1).

Abb. 1: Prognostizierte Bedeutungsveränderungen der Rollenbilder durch Digitalisierung[4]

Das kann am Beispiel des Werkscontrollers im Kontext von Industrie 4.0 verdeutlicht werden. Neue Möglichkeiten der Informationsverarbeitung und kürzere Technologiezyklen in der Produktion verlangen von Werkscontrollern in Zukunft u. a. die ständige Prüfung des Nutzens neu implementierter Technologien, ein schnelleres bzw. Echtzeit-Reporting und -Monitoring, eine Weiterentwicklung der Steuerungsmodelle oder die Bereitstellung detaillierterer und zielgenauerer Analysen. Basierend auf den geänderten Anforderungen kommt es demnach zur stärkeren Wahrnehmung des Rollenbilds des Analysten und Change Agents.[5]

[1] Vgl. Gleich/Lauber, 2013; Götting et al., 2013.
[2] Vgl. Gleich/Lauber, 2013, S. 513f.
[3] Vgl. Mitter/Mühlberger, 2014, S. 112.
[4] Entnommen aus Thiele/Munck/Riechmann, 2016, S. 76.
[5] Vgl. Thiele/Munck/Riechmann, 2016, S. 76.

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