Der Entscheidungsprozess wie er hier vorgestellt wurde, ist ein Gruppenprozess, d. h. er wird häufig von einer Gruppe durchlaufen. Und er muss, wie jeder Prozess, moderiert werden, d. h. er muss geplant, strukturiert und geleitet werden. Dies ist die Aufgabe eines Prozessberaters: Während die Teilnehmer für die Inhalte der Entscheidung verantwortlich sind, ist der Prozessberater für den Prozess verantwortlich. Wenn man der Auffassung folgt, dass das Controlling die Verantwortung für den Entscheidungsprozess trägt, so ist die Verantwortung für die Qualität der Prozessberatung konsequenterweise auch Aufgabe des Controllings. Dies passt auch insofern gut, als ein Prozessberater eine allparteiliche bzw. neutrale Haltung einnehmen sollte. Für die erfolgreiche Wahrnehmung dieser Aufgabe sind grundlegende Kenntnisse in der Moderation hilfreich.

Gute Moderatoren können aufgrund ihrer Methodenkompetenz, ihrer Fähigkeit zum Beobachten von Gruppenprozessen und ihrer neutralen Haltung dafür sorgen, dass viele der in diesem Beitrag genannten erfolgskritischen Faktoren im Entscheidungsprozess beachtet werden. So können sie bspw. Moderationsmethoden auswählen, deren Ziel es ist möglichst viele Perspektiven auf einen Sachverhalt zu ermöglichen, oder deren Ziel es ist einen Dissens zu schaffen. Des Weiteren sind sie i. d. R. gute Beobachter verbaler und nonverbaler Kommunikation und verfügen über Methodenwissen um auch schwierige oder unangenehme Themen besprechbar zu machen. Das ist bspw. eine essenzielle Voraussetzung für das Erkennen und Thematisieren von affektiven Konflikten. Darunter versteht man Konflikte, bei denen die Unterschiedlichkeit im Standpunkt ihre Ursache in einer Person hat, der sog. "Streit gegen eine Person" oder das Argument "ad hominem". Das kann durch ganz offensichtliche Abwertungen erfolgen, die klar als solche erkennbar sind ("Sie haben ja gar keine Ahnung von dem Thema."). Mitunter aber auch subtiler, und damit nicht auf den ersten Blick erkennbar ("Sie vertreten hier eine Minderheitsmeinung" oder "Ihre Auffassung entspricht nicht der der anerkannten Wissenschaftler").

Diese Konflikte bringen Organisationen nicht voran, im Gegenteil. Was es aber für gute Entscheidungen zwingend braucht, sind die oben erläuterten konstruktiven Konflikte, d. h. unterschiedliche Standpunkte bezüglich des Sachverhaltes. Gute Moderatoren nehmen die Art des Konfliktes wahr, thematisieren ihn und sorgen dafür, dass konstruktiven Konflikten soviel Raum gegeben wird, wie es für die anstehende Entscheidung bedarf.

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