2.3.1 Hintergrund

 

Rz. 159

Der Klimawandel bringt Unternehmen sowohl ungeahnte Risiken als auch Chancen. Laut einem Bericht der Economist Intelligence Unit werden im Jahr 2100 Vermögenswerte im Gesamtwert von geschätzt 43 Billionen USD Klimarisiken ausgesetzt sein.[1] Dies umfasst Risiken wie starke Regenfälle, Hitzewellen, Sturmfluten, langfristige Klimaveränderungen, aber auch Risiken, die sich aus den Veränderungen in der Gesellschaft und der Anpassung zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft ergeben (siehe zu den Risiken Rz 166). Gleichzeitig bieten sich enorme Chancen für Unternehmen als Teil der Neugestaltung (siehe zu den Chancen Rz 167). Einem Bericht der New Climate Economy zufolge könnte der Übergang zu einem nachhaltigen, kohlenstoffarmen Wachstum wirtschaftliche Vorteile im Wert von 26 Billionen USD bis 2030 bringen im Vergleich zu "business as usual".[2]

 

Rz. 160

Die finanziellen Auswirkungen wurden in der Vergangenheit nicht ausreichend analysiert, bewertet, berichtet und veröffentlicht. Ohne diese Informationen können jedoch Finanzmärkte Risiken und Chancen nicht adäquat bepreisen, was zu plötzlichen Wertverschiebungen und destabilisierenden Kosten führen kann.[3]

[1] Vgl. The Economist Intelligence Unit, The Cost of Inaction: Recognising the Value at Risk from Climate Change, 2015, S. 2.
[2] Vgl. The New Climate Economy, Unlocking the Inclusive Growth Story of the 21st Century: Accelerating Climate Action in Urgent Times, 2018, S. 12.
[3] Siehe www.fsb-tcfd.org/about/, abgerufen am 3.1.2023.

2.3.2 Financial Stability Board (FSB)

 

Rz. 161

Das FSB (auch als Finanzstabilitätsrat bezeichnet) ist ein internationales Gremium, welches das globale Finanzsystem überwacht und Empfehlungen dazu abgibt. Das FSB koordiniert nationale Finanzbehörden und internationale Standardsetter bei der Entwicklung einer starken Regulierungs- und Aufsichtspolitik. Dabei sollen ein "level playing field" und eine kohärente Umsetzung über Sektoren und Jurisdiktionen hinweg geschaffen werden. Ziel ist die Stärkung der einzelnen Finanzsysteme sowie die Stabilisierung der internationalen Finanzmärkte.[1]

 

Rz. 162

Das FSB hat im Jahr 2015 die Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) ins Leben gerufen mit dem Ziel, verlässliche klimabezogene Finanzinformationen für Investitions-, Kredit- und Versicherungsentscheidungen zu generieren. Damit soll der Übergang zu einer stabileren und nachhaltigeren Wirtschaft erleichtert werden. Die TCFD besteht aus 31 Mitgliedern der G20: 17 Experten aus dem Finanzsektor, 8 aus nichtfinanziellen Sektoren sowie 6 weitere. Den Vorsitz führt Michael R. Bloomberg, Mitbegründer der Bloomberg L.P., die als eine der weltweit führenden Anbieter von Finanzinformationen gilt.[2]

[1] Siehe www.fsb.org/about/, abgerufen am 3.1.2023.
[2] Siehe www.fsb-tcfd.org/about/, abgerufen am 3.1.2023.

2.3.3 TCFD-Empfehlungen

 

Rz. 163

Im Jahr 2017 veröffentlichte die Task Force die 1. Fassung ihrer Empfehlungen. Durch die Anwendung sollen Vorteile in 3 Bereichen erzielt werden:

  • Risikobewertung: effektive Bewertung von Klimarisiken des eigenen Unternehmens, der Lieferanten und Wettbewerber;
  • Kapitalallokation: fundierte Entscheidung zum Einsatz von Kapital;
  • strategische Planung: bessere Beurteilung von Risiken und der entsprechenden Exposition auf kurze, mittlere und lange Sicht.[1]
 

Rz. 164

Die TCFD-Empfehlungen richten sich grds. an alle Unternehmen, unabhängig von der Größe und dem Sektor. Die daran anschließenden Empfehlungen zur Berichterstattung unterteilen sich in allgemeine Hinweise und Hinweise für ausgewählte Sektoren (Rz 173). Die resultierende Berichterstattung sollte in Finanzberichte integriert werden. Neben den Empfehlungen veröffentlicht die TCFD weitere Hilfestellungen zur Implementierung sowie Statusberichte.[2]

[1] Siehe www.fsb-tcfd.org/, abgerufen am 3.1.2023.
[2] Vgl. TCFD, Final Report, Recommendations of the Task Force on Climate-related Financial Disclosures, 2017, S. iii f., https://assets.bbhub.io/company/sites/60/2021/10/FINAL-2017-TCFD-Report.pdf, abgerufen am 3.1.2023.

2.3.3.1 Klimabezogene Risiken, Chancen und finanzielle Auswirkungen

 

Rz. 165

Viele Unternehmen berichten bereits ihren sog. CO2-Fußabdruck. Dieser beschreibt die vom Unternehmen verursachten CO2-Emissionen entlang der Wertschöpfungskette und damit die Auswirkungen, die die Geschäftstätigkeit auf den Klimawandel hat. Die TCFD fokussiert auf eine 2. Sichtweise: die Auswirkungen des Klimawandels auf die Geschäftstätigkeit und damit insbes. die Finanzwirkung von Klimarisiken und Klimachancen.

Abb. 13: Auswirkungen auf und durch den Klimawandel

 

Rz. 166

Die Risiken lassen sich in 2 übergeordnete Risikokategorien unterteilen: transitorische Risiken und physische Risiken. Transitorische Risiken entstehen aufgrund der Transition hin zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft. Diese Risiken sind bspw. besonders hoch für Unternehmen in CO2-intensiven Branchen wie der Öl- und Gasindustrie. Physische Risiken sind direkte Folgen des Klimawandels und können akut oder chronisch sein. Die finanziellen Auswirkungen können bspw. durch den direkten Schaden an Vermögenswerten entstehen oder indirekt durch ...

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