Neben dem Leitbild beeinflusst die gewählte Grundstrategie den Innovationsgrad. Die drei Strategietypen nach Michael Porter[1] erfordern jeweils einen unterschiedlichen Grad an Innovation (siehe Abb. 2). Unternehmen der Kategorie Kostenführerschaft streben danach, durch Skalen- und Lerneffekte Kostenvorteile zu erzielen. Diesen Wettbewerbsvorteil erreichen sie durch einen hohen Marktanteil, der durch Masse bzw. Größe erreicht wird. In der Innovationstätigkeit konzentrieren sie sich eher auf kontinuierliche Verbesserung und Weiterentwicklung. Unternehmen mit einer Differenzierungsstrategie müssen sich vom Wettbewerb absetzen, sie benötigen eine Einzigartigkeit. Diese kann z. B. in Design, Image, Technologie, Qualität oder Service angestrebt werden. Da Differenzierungsmerkmale zumeist nur eine sehr begrenzte Zeit ein Alleinstellungsmerkmal bilden, ist ihre wichtigste Voraussetzung eine hohe Innovationsfähigkeit. Die gewählte Grundstrategie beeinflusst also den notwendigen Grad an Innovation.

Abb. 2: Zuordnung der Strategietypen zum Innovationsgrad

Grundsätzlich unterscheiden wir vier Innovationsgrade[2]:

  1. Inkrementelle Innovationen sind kontinuierliche Veränderungen und laufende Weiterentwicklungen der vorhandenen Produkte, Dienstleistungen, Services und Prozesse. Sie verbessern die vorherige Version in geringem Ausmaß und sichern damit die laufende Wettbewerbsfähigkeit im bekannten Markt. Der größte Teil der Innovationen kann dieser Gruppe zugeordnet werden. In manchen Unternehmen ist es Gegenstand einer Diskussion, ob die kontinuierliche Weiterentwicklung bereits als Innovation bezeichnet werden soll. Durch die hier dargestellte Gliederung und Einteilung kann einer solchen Diskussion entgegengewirkt werden.
  2. Erhaltende Innovationen sind signifikante Verbesserungen der vorhandenen Produkte, Dienstleistungen, Services und Prozesse. Eine substanzielle Verbesserung ermöglicht es z. B. die Produkte im bestehenden Markt zu höheren Preisen an anspruchsvollere Kunden zu verkaufen.
  3. Radikale Innovationen bringen neue Lösungen durch grundlegende Veränderungen der Produkte, Dienstleistungen, Services und Prozesse. Sie bieten Lösungen für Bedürfnisse und Probleme auf oft völlig neue Art und Weise, wodurch der Markt oder sogar die gesamte Wirtschaft stark verändert wird. Radikale Innovationen bringen eine höhere Unsicherheit mit sich und sind deutlich schwieriger zu planen. Beispiele wären biotechnologisch hergestellte Pharmaka oder Strahltriebwerke für Flugzeuge anstelle von Kolbenmotoren.
  4. Disruptive Innovationen sind fundamental anders gestaltete Produkte, Dienstleistungen, Services und Prozesse, die die bisher gekannten Rahmenbedingungen verändern und damit teils neue Branchen definieren. Sie sind sehr selten, dafür enorm kraftvoll und mit hoher Unsicherheit verbunden. Disruptive Innovationen werden selten von bestehenden Marktteilnehmern getrieben, sondern erfolgen meist von außen. Beispiele wären Ride-Sharing-Anbieter wie Uber oder Open-Source-Software.

Ein erster Schritt bei der Entwicklung einer Innovationsstrategie ist, den erforderlichen und gewünschten Grad an Innovation festzulegen. Ausgehend vom Leitbild und der Bereitschaft der Eigentümer muss geklärt werden, inwiefern das Unternehmen auch große Veränderungen und somit höhere Unsicherheit in Kauf nimmt, um radikale oder gar disruptive Innovationen zu ermöglichen.

[1] Vgl. Porter (2013)
[2] Vgl. Pisano, 2015 und Christensen, 2013.

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