Rz. 3

Es stellt sich die Frage nach der "richtigen" Auswahl qualitativer sowie quantitativer Leistungsinformationen. Bei der Auswahl der Zielsetzungen und Prioritäten hilft die Durchführung einer sog. Materialitätsanalyse bzw. Wesentlichkeitsanalyse.[1] Es ist ratsam, die Identifikation geeigneter Leistungsinformationen, (Kennzahlen-)Definitionen und die daran anschließende Datenerhebung entlang der wesentlichsten Themen zu priorisieren.

 

Rz. 4

Leistungsinformationen treffen Aussagen zur positiven/negativen Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens. Sie sind in Form von quantitativen Zielen und Messgrößen, aber auch in qualitativer Form sinnvoll. Nicht für jeden Teilaspekt der Nachhaltigkeit lassen sich Leistungsinformationen durchweg in quantitativer Form darstellen. Dies ist auch nicht sinnvoll. Insbes. der strategische Rahmen, der Kontext für die quantitativen Angaben (Definitionen, Methodik, Annahmen und Grenzen der Angaben, Interpretationen von Zahlen etc.), die Schritte zur organisationalen Verankerung von Nachhaltigkeit im Unternehmen sind wichtige qualitative Leistungsinformationen. Im Allgemeinen gilt:

 
Quantitative und qualitative Leistungsinformationen ...
... können sich ergänzen: ... hierarchisch auftreten: ... zeitlich nacheinander geschaltet sein:
a) "wir haben Nachhaltigkeitsaspekte in unsere Kernprozesse integriert" / "wir haben unsere bestehenden Leuchtmittel durch LED ersetzt" und b) "wir haben eine Reduktion unserer Emissionen um X% erreicht"; oder a) "Reduktion der Unfallhäufigkeit um X%", und b) "damit liegen wir deutlich über unserem Zielpfad" a) "unser übergeordnetes Ziel/Leitprinzip ist es, Abfall zu vermeiden" und b) "wir verringern unser Abfallaufkommen um X%" a) im Jahr X "wir wollen bis Jahr Y ein Klimaziel verabschiedet haben" und b) im Jahr Y "wir haben uns nun das Ziel gesetzt, unsere Emissionen um X bis Jahr Z zu reduzieren"

Welche Kombination aus quantitativen und qualitativen Leistungsinformationen sinnvoll ist, hängt stark vom Reifegrad und der Branche des Unternehmens sowie der strategischen Ausrichtung und Tiefe der Wertschöpfungskette ab.

 

Rz. 5

Überdies bestehen individuelle Gründe, wie die Anforderungen spezifischer Rankings und Ratings bzw. etwaige Kundenanforderungen, gesonderte Leistungsinformationen auch für geringer priorisierte Themen zu ermitteln. Dies sollte von Unternehmen i. R. d. Definition relevanter Leistungsinformationen berücksichtigt werden. Auch eine Abwägung zwischen zusätzlichem Erkenntnisgewinn und Aufwand der Ermittlung der Information hilft bei der Entscheidungsfindung.

 

Rz. 6

Neben der Wesentlichkeitsbewertung ist eine Definition des Kommunikationskreises notwendig, also u. a. die Beantwortung der Frage, wer über welche Aspekte der Nachhaltigkeitsleistungen des Unternehmens in Kenntnis gesetzt werden soll. Hierfür hilft ein Stakeholder-Mapping der internen und externen Stakeholder, die ein begründetes Informationsbedürfnis haben. So kann später inhaltlich bewertet werden, ob die Leistungsinformationen, die das Unternehmen definiert, ihren Zweck erfüllen.

 

Rz. 7

Die so erfolgte Priorisierung hilft, begrenzte Ressourcen effektiv und effizient einzusetzen und zunächst an den signifikantesten negativen Auswirkungen anzusetzen bzw. positive Wirkungen gezielt zu verstärken.

 

Praxis-Beispiel (Fortsetzung zu Rz 2)

Auch für Gerresheimer dient die Wesentlichkeitsanalyse der Priorisierung der Fokusthemen, für welche jährlich qualitative und quantitative Leistungsinformationen (Ziele, Maßnahmen, Ergebnisse) veröffentlicht werden.

Von den 16 identifizierten Themen sind auf Basis der Wesentlichkeitsmatrix 9 Themen als strategische Handlungsfelder priorisiert worden, für die jeweils 1–2 Ziele sowie Kennzahlen definiert wurden. Besonders der Prozess des Benchmarkings mit Peers und Kunden war in diesem Kontext relevant für die Definition geeigneter Ziele und Ambitionsniveaus, v.a. aufgrund der Stellung der Gerresheimer in der Wertschöpfungskette.

Wasser wurde als strategisches Handlungsfeld insbes. aufgrund von Kundenrelevanz aufgenommen, Gemeinwesen durch die Bedeutung für unsere Standorte in ihren lokalen Gemeinschaften.

Bei den Zielsetzungen selbst handelt es sich teils um Prozessziele, teils um tatsächliche Performance-Ziele, je nachdem, was aus Perspektive des Reifegrads unserer Managementkonzepte für deren Weiterentwicklung sinnig erschien. Auch das Zieljahr variiert, so dass bei einigen Themen schon bald Folgeziele zu definieren sind.

Für das Thema Klima wurde aufgrund der hohen Relevanz für Gerresheimer und durch die definierten Zieljahre des Pariser Klimaabkommens sowie die erarbeiteten wissenschaftsbasierten Dekarbonisierungsziele zur Erreichung des 1,5°C Ziels die Zielsetzung entsprechend gewählt.

Im Bereich Arbeitssicherheit wurde sowohl ein Ziel für die ISO-Zertifizierung nach 45001 aufgestellt, um den Rahmen für das zweite Ziel, d. h. die signifikante Reduktion der Unfallhäufigkeit zu geben.

Im Bereich der Produktnachhaltigkeit hingegen wurde vorerst ein reines P...

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