Rz. 15

So unterschiedlich wie Unternehmen aufgebaut sind und agieren, so unterschiedlich ist die Verortung des Nachhaltigkeitsmanagements und die Festlegung dessen grundlegender Kompetenzen. Bislang hat sich nicht die eine Organisationsform herausgebildet. Die gewählte Verankerung reflektiert auch die Ambition und Motivation des Unternehmens, z. B. in der Frage, ob Nachhaltigkeit als strategisches Kernelement etabliert ist oder nicht. Und damit zusammenhängend, mit welchen Kompetenzen und Ressourcen es ausgestattet wird. Klare Verantwortlichkeiten müssen definiert und gelebt werden. Nachhaltigkeit erfordert eine starke Vernetzung. Interdisziplinäres Arbeiten muss ermöglicht werden bei entsprechender Unterstützung der Geschäftsführung.

 

Rz. 16

Während es vor 20 Jahren noch üblich war, Nachhaltigkeitsmanager – dann vermutlich unter der Bezeichnung CSR-Beauftragte oder CSR-Verantwortliche – organisatorisch in der Kommunikationsabteilung zu verankern, hat sich das Bild mittlerweile gewandelt. Auffällig bleibt die unterschiedliche Verortung des Nachhaltigkeitsmanagers. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass ca. 1/3 der Antwortenden direkt beim Vorstand bzw. an der Geschäftsleitung angesiedelt sind, weitere ca. 20 % in der Strategie. Knapp 16 % sind weiterhin in der Kommunikation angesiedelt. Weitere Abteilungen wie Compliance, Marketing, Personal oder Finanzen werden nur selten genannt. Daneben gibt es die Verortung der Nachhaltigkeitsfunktion in anderen Abteilungen, darunter z. B. Umweltbereich, Health & Safety,[1] aber auch Einkauf oder Investor Relations sind je nach Geschäftsmodell und Sektor denkbar.

 
Akteur Strukturelle Verankerung Inhalte
Oberstes Leitungs- und Überwachungsgremium

Geschäftsführung/Vorstand

Aufsichtsrat
Das Nachhaltigkeitsmanagement ist eine strategische Kernaufgabe und wird entsprechend von der Geschäftsführung bzw. dem Vorstand berücksichtigt. Der Aufsichtsrat hat in seiner Aufsichtsfunktion ebenfalls Nachhaltigkeitsaspekte zu berücksichtigen (§ 7).
Sustainability Board Committee Formales oder informelles Gremium, das sich aus Vorstandsmitgliedern zusammensetzt

Ein Komitee kann eine wichtige Rolle einnehmen, um den Vorstand über Nachhaltigkeitsthemen zu informieren. Es bietet die Möglichkeit, wichtige Kernthemen des Nachhaltigkeitsmanagements zu besprechen. I.d.R. treffen diese Komitees keine Entscheidungen, dies bleibt formal dem Vorstand/der Geschäftsführung vorbehalten.

Vorbereitet werden die Sitzungen durch z. B. die Nachhaltigkeitsabteilung und/oder weitere Akteure.
  • Sustainability Abteilung
  • Nachhaltigkeitsabteilung
  • Corporate Sustainability
  • ESG-Abteilung
  • Stabsstelle der Geschäftsführung/des Vorstands
  • Strategie
  • Kommunikation
  • Compliance
  • Marketing
  • Personal
  • Finanzen
  • Einkauf
  • Umweltabteilung
  • Arbeitssicherheit
  • Investor Relations
Die Kernaufgabe ist die Repräsentanz des Unternehmens in Sachen Nachhaltigkeit nach innen und außen. Es geht um die (Weiter-)Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie und damit einhergehender Zielsetzungen, Meilensteine und Programme in ganzheitlicher Art und Weise. Das Nachhaltigkeitsteam koordiniert die täglichen Aktivitäten oder unternehmensweite Initiativen; es sorgt dafür, dass die notwendigen Kennzahlen zusammenfließen und ist häufig für die Berichterstattung sowohl intern an das Management als auch extern in Form von Berichten verantwortlich.
Funktionsübergreifendes Sustainability Committee
  • Funktionsübergreifender Exekutivausschuss unterhalb der Vorstandsebene
  • Mitglieder: Führungskräfte der Geschäftsbereiche, Regionen und Funktionen, z. B. operatives Geschäft, Umweltschutz und Arbeitssicherheit, Personalabteilung, Einkauf, Kommunikation, Investor Relations, Risikomanagement, Rechnungswesen und Compliance

Der Ausschuss sorgt für weitere Aufsicht und strategische Orientierung.

Er mobilisiert Mitarbeiter der verschiedenen Funktionen und Unternehmensbereiche zur Strategieumsetzung.
Projektstrukturen oder dezentrale Verantwortlichkeiten
  • Projekt-Teammitglieder
  • Arbeitsgruppen oder Ausschüsse, die dem Leiter der Nachhaltigkeitsabteilung direkt unterstellt sind
  • Themenverantwortliche, die dezentral eigenverantwortlich Teilaspekte vorantreiben

Nachhaltigkeit umfasst zahlreiche (wesentliche) Themen, von denen viele gleichzeitig bearbeitet werden müssen. Unterstützende Strukturen sind entscheidend, um die Integration von Strategie und Zielen zu fördern. Je nach Unternehmensorganisation unterscheiden sich die Ansätze zur Bearbeitung in zentral oder dezentral: Im ersteren Fall geht es darum, Ziele und Programme zentral vorzugeben und ggf. auch intensiv in der Umsetzung zu begleiten. Einzel-Themenverantwortliche berichten dann z. B. an den Nachhaltigkeitsmanager.

In der dezentralen Herangehensweise stellt ein eher kleines zentrales Team eine gemeinsame unternehmensweite Nachhaltigkeitsagenda mit klaren Zielen sicher. Die Geschäftsbereiche spielen die entscheidende Rolle in der Definition und Umsetzung eigener zum unternehmerischen Gesamtziel passender Aktivitäten.
Mitarbeitende im Unternehme...

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