Zusammenfassung

 
Überblick
  • Über die meisten Industrien hinweg muss der Operations-Bereich bzw. das Supply Chain Management der Fokusbereich für die nachhaltige Transformation von Unternehmen sein, denn in der Wertschöpfung (sowohl externe als auch interne) an sich liegt der Großteil der Emissionen und sozialen Risiken.
  • Steigende Erwartungen unterschiedlicher Stakeholder sorgen dafür, dass Nachhaltigkeit kein Zusatzfaktor entlang der Supply Chain mehr ist, sondern von Unternehmen als klare Kernkompetenz oder "USP" innerhalb von Operations verstanden werden muss.
  • Mit konkreten Maßnahmen lassen sich die Nachhaltigkeit entlang der Lieferkette strukturiert angehen und Potenziale realisieren. Dabei muss gesamthaft vorgegangen werden. Je nach Unternehmen sind unterschiedliche Fokusbereiche in z. B. Einkauf, Logistik oder Produktion differenziert zu betrachten.
  • Neben der Umsetzung von Optimierungsmaßnahmen müssen Unternehmen die Verankerung von Nachhaltigkeit in der Supply Chain Organisation und entlang von Abteilungen wie Risikomanagement und Controlling als unabdinglich verstehen, damit auch langfristig Organisation, Prozesse und Systeme die nachhaltige Transformation sinnhaft und effektiv unterstützen können.
 
Gesetze, Vorschriften und Rechtsprechung

1 Nachhaltigkeit in der Supply Chain – Einordnung, Treiber und Ansätze

Wird über Nachhaltigkeit in der Supply Chain gesprochen, so werden meist die Themen Emissionen und Klimaneutralität adressiert. Dies liegt insbesondere an der Tatsache, dass über alle Branchen und Unternehmen hinweg der größte Teil an Emissionen gerade in dieser, d. h. in der vor- sowie nachgelagerten Lieferkette – im sog. Scope 3 entsprechend dem GHG Protocol – liegt.[1] Abb. 1 zeigt die angesprochene Aufteilung nach Scope 1-3 mit den standardmäßig am häufigsten benannten Treiber für Emissionen entlang der Lieferkette. Sie veranschaulicht, dass Downstream- und Upstream-Aktivitäten für ca. 80 % der Emissionen in Unternehmen (branchenübergreifend) verantwortlich sind.[2] Diese Zahlen zeigen die enorme Relevanz der Operations-Funktionen, also Einkauf, Produktion, Logistik und Supply-Chain-Management, vor dem Hintergrund eines nachhaltigen Wirtschaftens. Unternehmen können nur nachhaltig werden, wenn sie sowohl ihre interne als auch ihre externe Lieferkette unter Kontrolle haben.

Abb. 1: Treibhausgasemissionen (THG) entlang der Lieferkette

[3]

Als Treiber des Themas Nachhaltigkeit sowie nachhaltiger Lieferketten sind sowohl die steigenden Anforderungen von Gesetzgeberseite in Form eines prognostiziert steigenden CO2-Preises und Klimaschutzzielen als auch die steigenden Erwartungen der Verbraucher und Investoren zu sehen. Auch COVID-19 und die zunehmende Risiko-Diskussion erhöhen den Handlungsdruck. Es gilt im Rahmen eines adäquaten Supply-Chain-Risiko-Managements die Kontinuität des Geschäfts zu sichern und Geschäftsrisiken, z. B. durch Reputationsverluste und Engpässe in der Versorgung, zu minimieren. Gleichzeitig lassen sich durch Aufsetzen von Nachhaltigkeitsinitiativen Kosten im Unternehmen senken, so z. B. in der Produktion durch geringeren Materialeinsatz und Recycling oder in der Logistik durch bessere Auslastung der Flotte oder geringeren Kraftstoffverbrauch. Die Corona-Pandemie hat anschaulich gezeigt, dass globale Lieferketten sehr fragil sein können und dadurch viele Unternehmen dazu bewegt, ihren Footprint zu überdenken und entsprechende Maßnahmen anzustoßen. Die Wertschöpfung wandert so z. B. wieder näher zu den Stammsitzen bzw. zu den Märkten und den Konsumenten.

Abseits der stark im Mittelpunkt stehenden singulären umweltorientierten Betrachtungsweise, spielen Themen der sozialen Nachhaltigkeit sowie Corporate Governance Mechanismen eine ebenso große Rolle. Vor allem hier sind Gesetzgebung und internationale Regelungen seit Jahren existent und werden regelmäßig überarbeitet. Allen voran das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LKSG), welches die "soziale Nachhaltigkeit" in globalen Wertschöpfungsketten angeht, indem es deutsche Unternehmen für ihre Supply-Chain-Partner, allen voran Lieferanten, mitverantwortlich macht. Dies soll zu mehr Transparenz und Einhaltung globaler Standards führen. Eine EU-weite Initiative wurde für das Jahr 2021 angekündigt. Unabhängig von der zeitlichen Implementierung solcher Regelungen steht fest, dass Unternehmen mehr Transparenz entlang der Lieferkette, vor allem bezüglich Nachhaltigkeitskriterien, bekommen müssen.

Aufgrund der hohen Komplexität der Lieferketten, der involvierten Partner und Unternehmen und dem Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit fällt es Unternehmen grundsätzlich schwer, das Thema Nachhaltigkeit konsequent anzugehen. Im Rahmen dieses Artikels werden Maßnahmen zur Steigerung der Nachhaltigkeit entlang der Supply Chain strukturiert vorgestellt. Abbildung 2 zeigt konkrete Optimierungsthemen auf, die im Rahmen des nächsten Kapitels detailliert betrachtet werden.

Abb. 2: Ausgewählte Nachhaltigkeitsmaßnahmen entlang der Supply Chain

[1] Vgl. hierzu unter anderem CDP, Die Zukunft der globale...

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