Zusammenfassung

Eine sorgfältige Liquiditätsplanung kann erhebliche Kosten sparen (z. B. über Zinseffekte, reduzierte Limite) und reduziert Liquiditätsrisiken.

Dabei sollte die Liquiditätsplanung sehr schnell, sehr ressourcenschonend und dennoch möglichst exakt durchgeführt werden.

Gerade für große Unternehmen stellt dies eine besondere Herausforderung dar, die organisatorisch und technisch gelöst werden kann.

Der Beitrag stellt wesentliche Aspekte der Einführung am Beispiel der Alpiq Holding AG dar und zeigt den dadurch gewonnenen Nutzen.

1 Die Alpiq-Gruppe

Alpiq ist ein führendes Schweizer Energiehandelsunternehmen mit europäischer Ausrichtung. Die Gruppe beschäftigt rund 8.300 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2015 einen konsolidierten Jahresumsatz von mehr als 6,7 Mrd. Schweizer Franken. Alpiq ist in der Stromerzeugung und im Stromtransport, im Vertrieb und Handel sowie im Bereich Energieservice aktiv..

1.1 Aufgaben und Rolle des Zentralbereichs Corporate Treasury des Alpiq-Konzerns

Im Zentralbereich Corporate Treasury der Alpiq-Gruppe sind konzernweit alle wesentlichen Finanzmanagement-Aufgaben organisatorisch gebündelt. Eine gruppenweit gültige Finanzrisiko-Politik regelt die Kompetenzen und Aufgabenteilung zwischen Corporate Treasury und den lokalen Konzerngesellschaften.

Finanzierungs­sicherstellung und Risikoabsicherung

Die Hauptaufgaben des Zentralbereichs sind die Sicherstellung der Finanzierung des gesamten Konzerns sowie die zentrale Absicherung der Zins- und vor allem der Währungsrisiken. Darüber hinaus obliegt dem Treasury die Verantwortung für das konzernweite Cash-Management, das durch ein länderübergreifendes Euro- und ein inländisches Schweizer-Franken-Cash-Pooling unterstützt wird.

Das Fremdwährungsrisiko-Management und das Liquiditätsreporting liegen ebenfalls in der Verantwortung des Zentralbereichs Treasury. Diese beiden Aufgaben waren auch ein zentraler Treiber zum Ausbau und Optimieren der Liquiditätsplanung. Zeigte es sich doch schnell, dass ohne durchgängig definierte Prozesse und Verantwortlichkeiten notwendige Informationen nur sehr aufwendig zu beschaffen waren.

1.2 Treasury und Liquiditätsplanung

Verschuldungs­grad als zentrale Kennzahl

Mit dem Zusammenschluss von Atel und EOS zur neu formierten Alpiq-Gruppe hat sich auch die Nettoverschuldung des Konzerns deutlich erhöht. Die Alpiq-Gruppe ist durch ihr zeitlich gestaffeltes Schuldenportfolio ein regelmäßiger und prägender Teilnehmer am inländischen Kapitalmarkt. Eine zentrale Kennzahl für die finanzielle Führung des Konzerns stellt ein solider und angemessener Verschuldungsgrad dar, ermittelt als Faktor aus EBITDA und Nettoverschuldung.

Zunehmende Bedeutung seit der Finanzmarktkrise

Zusätzlich definiert Alpiq Ziele hinsichtlich Liquiditätshaltung, die nebst einer angemessenen Gruppen-Cash-Position auch nicht gezogene Bankkreditlimite als Potentialliquidität umfassen. Die Haltung eines ausreichenden Liquiditätspolsters hat speziell während der Finanzmarktkrise in den Jahren 2008 und 2009 erneut an Bedeutung gewonnen.

Diese formulierten Ziele machten es notwendig, die Transparenz über die Liquidität im Konzern und die zukünftigen Cash-In- und -Out-Flows weiter zu erhöhen. In der Folge startete der Zentralbereich Treasury das Projekt "Rolling Liquidity Planning".

Liquiditäts­planung zur Steuerung des Finanzierungs­bedarfs

Die Verantwortung für die Liquiditätsplanung lag von Beginn an im Konzerntreasury. Hier werden die Einzelpläne der Gesellschaften aggregiert und die Daten in Bezug auf zukünftige Finanzierungs- oder Anlagebedarfe und die Einhaltung von definierten Liquiditätszielgrößen analysiert. Die Liquiditätsplanung ist damit als Erweiterung der dispositiven Tätigkeiten des Cash-Managements zu sehen, die es erlaubt, kurz- bis mittelfristige (bis zu einem Jahr in der Zukunft) Finanzierungsbedarfe zu erkennen und proaktiv zu steuern.

2 Herausforderungen einer Liquiditätsplanung

Effizient, schnell aber dennoch genau

Zentrale Ziele einer Liquiditätsplanung sind die effiziente Ermittlung und die schnelle Verfügbarkeit der relevanten Liquiditätsinformationen in einer hohen Genauigkeit. Hieraus ergeben sich die wesentlichen Herausforderungen bei der Konzeption und Einführung der Liquiditätsplanung:

  • Adäquate Berücksichtigung unterschiedlicher Geschäftsmodelle und fachlicher Anforderungen: Das der Liquiditätsplanung zu Grunde liegende Planungsschema muss gerade im Bereich Energieversorgung ein großes Spektrum unterschiedlicher Anforderungen abdecken. Zum einen gibt es Geschäftsfelder mit sehr stetigen und sicheren Zahlungsströmen (z. B. Stromverkauf an Großkunden), zum anderen unterliegen große Investitionsprojekte (z. B. ein Kraftwerksbau), aber auch der Energiehandel einer hohen Varianz und großen Unsicherheit, was Höhe und Zeitpunkt zukünftiger Zahlungsströme betrifft. Das Planungsschema muss so ausgestaltet sein, dass eine Planung effizient möglich ist und Informationen möglichst auch systemisch verfügbar sind. Gleichzeitig muss die Detaillierung hoch genug sein, um Risikopositionen sichtbar zu machen und so den Unterschieden in den Gesellschaften Rechnung zu tragen.
  • Definition des Planungs- und Reporting-Prozesses: Ausgehend von häufig ereig...

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