Zusammenfassung

 
Begriff

Kennzahlen sollen komplexe betriebswirtschaftliche Sachverhalte in einem Unternehmen oder einer Organisationseinheit transparent abbilden. Sie dienen als Informationsbasis für die Unternehmensführung und sind damit eine Grundlage für die Unternehmenssteuerung.

Kennzahlen sind aus Roh- bzw. Primärdaten verdichtete Maßgrößen, die als absolute oder Verhältniszahlen in einer konzentrierten Form einen quantitativ erfassbaren Sachverhalt wiedergeben. Sie sollen im Sinne der Nachvollziehbarkeit möglichst einfach zu berechnen sein.

1 Aufgaben von Kennzahlen in der Unternehmensführung

Kennzahlen erfüllen eine Vielzahl unterschiedlicher Funktionen, die sowohl einzeln als auch miteinander kombiniert auftreten können:[1]

Informationsfunktion: Kennzahlen dienen der Abbildung komplexer betrieblicher Sachverhalte. Hierbei spricht man von einer Informationsfunktion der Kennzahlen. Sie sollen dabei helfen, Schwachstellen und Chancen zu identifizieren.

Entscheidungsfunktion: Kennzahlen bilden die Grundlage für betriebswirtschaftliche Entscheidungen. Die Entscheidungsträger in Unternehmen benötigen Informationen, wie sich die von ihnen getroffenen Entscheidungen auswirken.

Kontrollfunktion: Kennzahlen dienen der Kontrolle von geplantem und im Nachhinein erreichtem Ergebnis.

Steuerungsfunktion: Durch kontinuierliche Soll-Ist-Vergleiche sowie durch die Bewertung der Effektivität, Effizienz und Qualität der Leistungserbringung besitzen Kennzahlen zudem eine Steuerungsfunktion. Ursachen und kausale Zusammenhänge werden analysiert und daraufhin – falls notwendig – entsprechende Gegensteuerungsmaßnahmen ergriffen.

Koordinationsfunktion: Kennzahlen helfen bei der Durchsetzung von Entscheidungen, bei der Koordination verschiedener unternehmerischer Bereiche und bei der Verhaltenssteuerung von Mitarbeitern. Darüber hinaus werden mit ihnen Sachverhalte dokumentiert.

Operationalisierungsfunktion: Mithilfe von Kennzahlen lassen sich Ziele operationalisieren und damit konkret messbar machen. Für operative Ziele müssen der Zeitbezug, das Zeitausmaß und die Messbarkeit vorgegeben sein.

Anregungsfunktion: Durch die Verdichtung von Daten und Informationen zu wenigen zentralen Größen sind Auffälligkeiten und Veränderungen schneller zu erkennen, als durch aufwendige Analysen in kaum überschaubaren Datenmengen. Kennzahlen mit Frühwarncharakter können so frühzeitig auf kritische Werte hinweisen und Reaktionen ermöglichen.

Vorgabefunktion: Die operationalisierten Ziele und Strategien können mit einem Zielwert versehen werden. Diese Vorgaben gelten entweder allgemein für das ganze Unternehmen oder sie sind individuell für einzelne Organisationseinheiten zu verwenden.

[1] Vgl. Weber/Schäffer, 2020, S. 181 sowie Gladen, 2014, S. 17 ff.

2 Arten von Kennzahlen

Für Kennzahlen gibt es diverse Einordnungsmöglichkeiten.

Abb. 1: Systematisierung von Kennzahlen

Bei den Einzelkennzahlen werden zwischen Grund- und Verhältniszahlen unterschieden (vgl. Abb. 1). Sogenannte Grundzahlen sind absolute Mengen- und Wertegrößen. Hierunter versteht man

  • Einzelzahlen (z. B. Zahl der Mitarbeiter eines Unternehmens),
  • Summen (z. B. Bilanzsumme),
  • Differenzen (z. B. Betriebsergebnis als Differenz von Umsatzerlösen und Kosten) sowie
  • Mittelwerte bzw. Durchschnitte (z. B. durchschnittlicher Lagerendbestand).

Grundzahlen allein besitzen keine wesentliche Aussagekraft, sondern sind nur im Vergleich zueinander bedeutend. Dazu bieten sich so genannte Soll-Ist- oder Zeitvergleiche an.

Verhältniszahlen dagegen sind in sich aussagekräftig, da sie relative Größen sind, bei denen Sachverhalte zueinander in Beziehung gesetzt werden. Zu den Verhältniszahlen gehören

  • Gliederungszahlen, welche den Anteil einer bestimmten Größe im Verhältnis zu einer Vergleichsgröße messen (z. B. Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital).
  • Beziehungszahlen dagegen setzen solche Zahlen in Beziehung, zwischen denen eine Ursache-Wirkungs-Beziehung vermutet wird (z. B. Produktivität als das Verhältnis zwischen Ausbringungs- und Einsatzmenge) und
  • Indexzahlen stellen zeitliche oder örtliche Veränderungen inhaltlich gleichartiger Zahlen in ein Verhältnis (z. B. Lohnkostenindex).[1]

In der Regel zieht man zur Beurteilung betriebswirtschaftlicher Sachverhalte nicht nur eine, sondern mehrere Kennzahlen heran. Ein Kennzahlensystem ist die Gesamtheit von geordneten Kennzahlen, das Einzelkennzahlen in einem System von gegenseitig abhängigen und einander sich ergänzenden Kennzahlen zu einer Gesamtheit zusammenfasst. Kennzahlensysteme gibt es in zwei Erscheinungsformen:

  • Ordnungssysteme teilen die Kennzahlen bestimmten Sachverhalten zu und erfassen hierdurch bestimmte Aspekte des Unternehmens (z. B. Balanced Scorecard).
  • Rechensysteme beruhen auf der rechnerischen Zerlegung von Kennzahlen und sind hierarchisch aufgebaut (z. B. DuPont- oder ZVEI-Kennzahlensystem).[2]

Kennzahlen lassen sich neben ihrer statistischen Differenzierung auch in folgende Kategorien einteilen:

  • Differenzierung nach der Zielorientierung: Kennzahlen lassen sich nach dem zugrunde liegenden Sachverhalt, der durch sie ausgedrückt werden soll, g...

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