Der Sekundärbedarf wird aus der Multiplikation des Primärbedarfs mit den Erzeugnisbestandteilen aus den Stücklisten abgeleitet. Unter Berücksichtung des Zusatzbedarfs kann der Bruttobedarf ermittelt werden.

 
  Sekundärbedarf
+ Zusatzbedarf
= Bruttobedarf

Der Zusatzbedarf ist der ungeplante Bedarf, der zusätzlich benötigt wird, wie z. B. Mehrbedarf für Ausschuss, Schwund, Instandhaltung, Reparaturen, Versuchszwecke, Herstellung von Exoten. Der Zusatzbedarf wird häufig durch Statistiken ermittelt und dem Sekundärbedarf als prozentualer Zuschlag zugeschlagen. Die nachfolgende Tab. 4 zeigt die Bruttobedarfsermittlung unter Berücksichtigung des Zusatzbedarfes.

 
  Quartal 1 2 3 4
  ermittelter Sekundärbedarf 160 130 150 170
+ Zusatzbedarf (10 %) 16 13 15 17
= Bruttobedarf 176 143 165 187

Tab. 4: Bruttobedarfsermittlung (Beispiel)

Über Lagerbestand zum Nettobedarf

Eine genaue Materialbedarfsermittlung ist erst durch die Berücksichtigung der Lagerbestände möglich. Daraus resultiert der Nettobedarf. Bei Sortimenten von mehreren hundert oder tausend von Artikeln benötigt die Materialdisposition zur Errechnung des Nettobedarfs EDV-gestützte Verfahren mit hoher Aktualität. Nur durch eine zeitnahe Bestandsübersicht kann exakt und optimal disponiert werden. Dies erfordert eine vernetzte Kommunikation mittels EDV, Barcoding oder RFID (Radio Frequency Identification) vom Lieferanten über den Hersteller bis zum Kunden. Nur dadurch kann der Kundenbedarf schnell in einen Lieferantenauftrag umgesetzt werden. Der Nettobedarf errechnet sich wie in Tab. 5 dargestellt.

 
  Sekundärbedarf
+ Zusatzbedarf
= Bruttobedarf
Lagerbestände
Bestellbestände
+ Reservierte Bestände
= Nettobedarf

Tab. 5: Ermittlung des Nettobedarfs

Zur Ermittlung des Nettobedarfs werden die Lagerbestände und die offenen Mengen laufender Bestellungen vom Bruttobedarf abgezogen. Hinzugerechnet werden die reservierten Bestände aus Vormerkungen für bestehende Aufträge, die in Kürze vom Lager abgehen. Das Ziel ist, das richtige Material zum richtigen Zeitpunkt, in der richtigen Menge und Qualität, am richtigen Ort und zu den optimalen Kosten bereitzustellen.

Fallbeispiel: Ermittlung des Materialbedarfs von Blechteilen

Das Beispiel hat folgende Ausgangsdaten (vgl. Tab. 6):

 
 
  Bedarf (B) in Stück Zugang (Z) in Stück

Lagerbestand

(AB – B + Z) in Stück
Anfangsbestand (AB)   5.000  
Auftrag 1 (von der Fertigung) 3.000   2.000
Auftrag 2 (von der Entwicklung) 1.700   300
Zugang (vom Lieferanten I)   1.500 1.800
Auftrag 3 (von der Werkstatt) 1.000   800
Verschrottung (Abgang) 300   500
Ausschuss (Abgang) 100   400
Mindestbedarf 3.400    
Mindestbestellmenge
(Losgröße: 500 Stück)
    3.000

Tab. 6: Ausgangsdaten des Beispiels

Der Materialbedarf von 3.000 Stück ist in Losen von 6 mal 500 Stück vom Einkauf über Rahmenverträge (z. B. Just-in-Time, Just-in-Sequence) oder als Einzelbestellung zu beschaffen. Die Beschaffung innerhalb des Rahmenvertrags kann dann von der Materialdisposition durchgeführt werden. Bei der Disposition des Materials muss natürlich der Sicherheitsbestand mit einbezogen werden.

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