Wie viel Vertrauen haben Unternehmen in ihre Finanzdaten?

Daten sind für strategische Entscheidungen von großer Relevanz. Doch eine Studie zeigt, dass viele Finanzchefs nur wenig Vertrauen in die eigenen Finanzdaten haben.

Für die Studie "Jenseits des Unerwarteten" des Softwareunternehmens Blackline wurden rund 1.300 Führungskräfte aus dem Finanz- und Rechnungswesen in sieben Märkten (USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Australien und Singapur) von Censuswide online befragt, davon rund 150 aus Deutschland.

Mögliche Finanzkrise macht Finanzprofis Sorgen

Die Ergebnisse zeigen große Verunsicherungen. 78 Prozent fürchten eine mögliche globale Finanzkrise. Als weitere Sorgen für die nächsten drei Jahre wurden benannt:

  • Probleme mit der Cybersicherheit (37 Prozent)
  • Klimawandel (35 Prozent)
  • Technologische Disruption (34 Prozent)

Trotz der Sorgen fehlt es in vielen Unternehmen an möglichen Strategien, um sich für diese Szenarien zu wappnen. So verfügen beispielsweise lediglich 38 Prozent der Umfrageteilnehmer über eine Gesamtstrategie bzgl. einer möglichen Finanzkrise.

CFOs trauen den Finanzdaten nicht

Wenn Unternehmen vor strategischen Entscheidungen stehen, sind Finanzdaten ein wichtiger Ausgangspunkt. 42 Prozent der Befragten gaben jedoch an, kein uneingeschränktes Vertrauen zu haben, dass ihre Daten tatsächlich auch korrekt sind. Bei den deutschen Umfrageteilnehmern sind es rund 30 Prozent. Jeder dritte deutsche Finanzexperte zweifelt also an den eigenen Finanzdaten. Woran liegt das?

(Immer noch) Zu abhängig von Excel

Vor allem Datenherkunft und fehlende Automatisierung tragen zu den Zweifeln an den Daten bei. So führen 31 % der weltweit Befragten (26 Prozent deutsche Teilnehmer) an, dass die Finanzdaten aus zu vielen verschiedenen Quellen stammen. Wurden also überhaupt alle relevanten Daten berücksichtigt?

In vielen Unternehmen werden zahlreiche Datemmn zudem manuell gepflegt. Dies erhöht das Fehlerrisiko. Außerdem sind viele Unternehmen immer noch von Tabellenkalkulationen und veralteten Prozessen abhängig.

Hinweis: Blackline merkt bei der Analyse an, dass seit 2020 der Einsatz von Spreadsheets immer wieder als einer der drei Hauptgründe genannt wird, warum man Finanzdaten nicht uneingeschränkt vertraut.

Finanz- und Rechnungswesen der Unternehmen müssen sich wappnen

Wenn das Vertrauen in die Daten fehlt, dann macht sich dies auch bei den Entscheidungen bemerkbar. Fehlen Daten in Echtzeit (zum Beispiel zum Cashflow), wirkt sich dies auf die Reaktionsfähigkeit der Unternehmen aus.

Die Corona-Pandemie, Lieferkettenprobleme oder auch der Ukraine-Krieg haben gezeigt, dass Unternehmen sich auf die unterschiedlichsten Szenarien vorbereiten müssen. Wenn ein unvorhergesehenes Ereignis eintritt, müssen schnell Entscheidungen getroffen werden. Auch wenn bei vielen Unternehmen noch eine Gesamtstrategie fehlt: 70 Prozent investieren Zeit, sich auf unvorhersehbare, folgenschwere Ereignisse vorzubereiten.

Allerdings gibt es hier noch einige Stolpersteine. Das Finanz- und Rechnungswesen versinkt in vielen Unternehmen durch manuelle Tätigkeiten in Arbeit:

  • 64 Prozent sind hierdurch so ausgelastet, dass Zeit für andere Tätigkeiten fehlen.
  • 68 Prozent gaben an, dass sie durch die vielen manuellen Arbeiten daran gehindert werden, Risiken proaktiv zu erkennen und zu reduzieren.

Ausgehend von diesen Umfrageergebnissen zeigt sich also, dass Automatisierung – gerade im Finanz- und Rechnungswesen – dringend erforderlich ist.

Cloud Computing und KI

Welche Technologien können Unternehmen dabei helfen, auf unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren? Die Studie zeigt hier eindeutige Tendenzen:

  • Cloud Computing (80 Prozent)
  • Generative KI (78 Prozent)
  • Neue Arten von KI (76 Prozent)

Deutsche Umfrageteilnehmer zeigen sich hier im Vergleich etwas weniger begeistert, obwohl auch sie überwiegend der Ansicht sind, dass sich mit Cloud Computing (60 Prozent), generativer KI (57 Prozent) und neuen Arten von KI (55 Prozent) die Resilienz des Unternehmens steigern lässt.

Neue Kompetenzen aneignen

Zwar ist vielen Unternehmen bewusst, dass sie neue Technologien einsetzen müssen – doch häufig fehlt es am entscheidenden Fachwissen. Nachholbedarf zeigt sich vor allem in den Bereichen

  • strategisches Denken,
  • Datenanalyse und
  • der Fähigkeit, neue Technologien/Software einzusetzen.

Der Fachkräftemangel scheint hier besonders deutlich zum Tragen zu kommen: 64 % haben Schwierigkeiten genügend qualifizierte Fachkräfte für Finance & Accounting zu rekrutieren und zu halten, um interne Kontrollaufgaben zu erfüllen. Bei 60 Prozent fehlt es an Teammitgliedern mit fundierten technischen Kenntnissen, um komplexe Accounting-Probleme zu erkennen und zu lösen.

Die Blackline-Studie zeigt also: Um das Vertrauen in die Finanzdaten zu steigern, müssen Unternehmen sowohl Automatisierung vorantreiben als auch Fachkräfteprobleme lösen.

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