KMU bauen auf stabile Liquidität und hohe Eigenkapitalquote

Kleine und mittelständische Unternehmen zeigten sich, trotz anhaltender wirtschaftlicher Krisensituationen, robust. Mit einem Liquiditätspolster und einer hohen Eigenkapitalquote versuchen die Unternehmen, den wirtschaftlich schwierigen Bedingungen zu trotzen.

Umsätze und Kosten steigen

Die allgemeinen Kostensteigerungen sorgten dafür, dass auch im Mittelstand viele Unternehmen ihre Preise anpassen mussten. Doch wie haben sich die wirtschaftlichen Bedingungen und insbesondere die finanziellen Ressourcen in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) entwickelt?

Das KfW-Mittelstandspanel 2023 zeigt, dass KMU im Jahr 2022 ihre Umsätze im Schnitt um gut 16 % (+742 Mrd. EUR) steigern konnten. Diese Steigerung hat nicht nur mit der Inflation zu tun: Auch der preisbereinigte Umsatz konnte ein Plus von 10 % verzeichnen.

Obwohl Umsatzsteigerungen erzielt wurden, kämpft der Mittelstand teilweise mit sinkender Rendite. Erhöhte Kosten belasten die Wirtschaft – und nicht allen Unternehmen ist es gelungen, die Umsätze gleichermaßen zu steigern. Dies macht sich auch bei der Liquidität bemerkbar. So kämpfen insbesondere Kleinstunternehmen mit Liquiditätsengpässen.

Gute Liquiditätssituation schafft Sicherheit

Die Mehrheit der KMU scheint allerdings keine Liquiditätsschwierigkeiten zu haben:

  • Im Frühjahr 2023 gaben 57 % an, dass ihre Liquiditätssituation sehr gut oder gut sei.
  • Knapp ein Drittel beurteilt die Lage bei der Liquidität als ausreichend.
  • 11 % sehen die Liquiditätssituation kritisch.

Es scheint also, dass viele Unternehmen ihre Liquidität stärken konnten. Dies ist auch essenziell: Ausreichende Mittel sind bspw. Grundvoraussetzung dafür, dass Investitionen getätigt werden können.

KMU investieren mehr

Tatsächlich zeigten sich viele Unternehmen im Mittelstand sehr aktiv, was Investitionen angeht. Fast die Hälfte der KMU (43 %) investierten. Dabei wurden 15 % mehr Neuinvestitionen durchgeführt. Die Analyse kommt zudem zum Ergebnis, dass KMU die Investitionstätigkeit prozentual (+ 10 % nominal) stärker ausgeweitet haben als der gesamte Unternehmenssektor in Deutschland.

Trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds hat der Mittelstand seine Investitionstätigkeit im vergangenen Jahr merklich ausgeweitet und sich als Stütze des gesamten Wirtschaftsgeschehens gezeigt. "Mehr als 4 von 10 investierten Euro kamen im Jahr 2022 von einem kleinen oder mittleren Unternehmen", resümiert KfW-Chefvolkswirtin Dr. Fritzi Köhler-Geib. "Auch die Investitionstätigkeit im mittelständischen Verarbeitenden Gewerbe entwickelte sich besser als von vielen erwartet."

Kreditzugang wird erschwert

Viele Unternehmen finanzieren Investitionen mithilfe von Fremdkapital. So griffen 763.000 Unternehmen auf Bankkredite zurück. Der Zugang zu Krediten war 2022 noch vergleichbar gut. Lediglich 9 % der Kreditanträge wurden abgelehnt. Doch 2023 ist es schon wesentlich schwieriger, eine Kreditfinanzierung zu bekommen. Insbesondere die Finanzierungskosten belasten (durch hohe Zinsen) KMU hier sehr.

Umso wichtiger ist die Eigenkapitalstruktur für den Mittelstand. Rund die Hälfte kann eine vergleichsweise hohe Eigenkapitalquote mit mindestens 30 % vorweisen. Ein Viertel verfügt jedoch über weniger als 10 % Eigenkapital.

Über das KfW-Mittelstandspanel: KfW Research führt die Befragung bereits seit dem Jahr 2003 durch und liefert eine repräsentative Datenbasis der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland. In der jüngsten Erhebungswelle wurden 11.328 mittelständische Unternehmen befragt. Die Hauptbefragung lief vom 6.2. bis zum 16.6.2023. Eine zusätzliche Sonderbefragung zum KfW-Mittelstandspanel 2023 zur aktuellen Geschäftslage wurde Anfang September 2023 durchgeführt (mit 2.718 Antworten)