Fachkräftemangel setzt dem Finanzbereich zu

Die Beratungsgesellschaft Horváth hat bis Dezember 2022 für die “ CFO study 2023 part II – Finance and the war for talents” branchen- und länderübergreifend insgesamt 40 CFOs befragt, aus Unternehmen mit mehrheitlich über 1.000 Mitarbeitenden und 250 Millionen Euro Jahresumsatz.
Personelle Engpässe führen zu Risiken
Die Umfrageergebnisse legen offen, dass der Fachkräftemangel für CFOs das größte mittelfristige strategische Risiko darstellt. Dies bringt erhebliche Folgen mit sich:
- CFOs beklagen viele offene Positionen: 11 % der Stellen in den Finance- und Controlling-Abteilungen sind unbesetzt.
- Die Mehrheit der Umfrageteilnehmer (88 %) rechnet damit, dass die Personalkosten bis 2025, unabhängig von der Inflation, deutlich steigen werden.
- 90 % der Teilnehmer rechnen damit, dass die vorhandene Belegschaft durch zusätzliche Arbeit belastet wird.
- Und ebenfalls 90 % rechnen damit, dass der Mangel an Ressourcen zu Problemen führen wird, innovative Lösungen und/oder neue regulatorische Vorschriften umzusetzen.
- 63 % befürchten Qualitätsprobleme in den Kernprozessen im Finanzbereich.
Die Studienergebnisse lassen also vermuten, dass große Risiken mit den Personalengpässen verbunden sind. „Die Finanzverantwortlichen gehen davon aus, die betriebswirtschaftlichen Risiken bis 2025 wieder in den Griff zu bekommen – während der Fachkräftemangel in den nächsten Jahren voll einschlägt“, sagt Achim Wenning, Studienleiter und Partner bei Horváth.
Größte Herausforderungen durch Personalengpässe
Viele Unternehmen leiden bereits jetzt unter den personellen Engpässen. Betroffen sind dabei insbesondere das Controlling und der IT-Bereich bzw. das Data-Management.
Die Umfrageteilnehmer sind der Ansicht, dass sich diese Tendenz in Zukunft sogar noch verschärfen wird. Welche Probleme bringt das mit sich? Aktuell stellen sich die Studienteilnehmer vor allem folgenden Herausforderungen:
- Fähigkeit, offene Stellen zeitnah zu besetzen (95 %)
- Zunehmende Kompetenz- und Qualifikationslücke zwischen Mitarbeitern und ihren Aufgaben (85 %)
- Steigende Gehaltserwartungen der Mitarbeiter inkl. Benefits (70 %)
- Implementierung von New-Work-Anforderungen, z.B. mehr Work-Life-Balance (50 %)
- Kompetenzverlust durch zu hohe Fluktuationsrate (43 %)
CFOs sind gefordert, sich Gedanken zu machen, wie sie Top-Fachkräfte rekrutieren und dauerhaft an das Unternehmen binden können. Doch dabei stoßen sie derzeit auf einige Probleme. Hier einige Gründe für die Schwierigkeiten, neue Mitarbeiter zu finden:
- Bei 76 % gibt es einen starken Wettbewerb um Talente am unternehmensspezifischen Standort.
- Nach Ansicht von 59 % nimmt der globale Wettbewerb zwischen Arbeitgebern zu.
- Beim Thema Fachkräftemangel spielt auch der demographische Wandel eine große Rolle (46 %).
„Ein hohes Gehalt allein wird in diesem Wettbewerb nicht ausreichen. Doch nur etwa die Hälfte der befragten Unternehmen wollen dem Personalproblem mit organisatorischen Umstrukturierungen oder einer Ausweitung flexibler Arbeitsmodelle begegnen. Dabei kann hier ein wichtiger Wettbewerbsvorteil liegen“, so Horváth-Experte Wenning.
- Immerhin 70 % wollen in digitale Lösungen investieren, damit die Effizienz gesteigert werden kann.
- 54 % planen organisatorische Anpassungen im Finanzbereich.
- Ebenfalls 54 % etablieren flexible Arbeitszeitmodelle.
- Lediglich 32 % setzen auf mehr Weiterbildung, obwohl dringend neue Kompetenzen entwickelt werden müssen.
Fazit: Für CFOs wird der Fachkräftemangel zu einer enormen Herausforderung. Die Studienergebnisse weisen darauf hin, dass es sich hierbei nicht um einen nur vorübergehenden Trend handelt.
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