Wie sich Intuition und Analytik in der Strategiearbeit ergänzen


Nachhaltigkeit ist das zentrale Zukunftsthema in der Öl- und Gasbranche. Das richtige Verhältnis von Intuition und Analytik im Strategieprozess ist dabei essentiell. Dr. Andreas Ruttmann, Leiter Unternehmensentwicklung von Wintershall, zeigte, wie beide Prinzipien kombiniert werden können.

Intuition und Analytik: Gegensätze?
Auf den ersten Blick erscheinen Intuition und Analytik Gegensätze darzustellen. Herauszufinden, wie beides  im Strategieprozess sinnvoll kombiniert werden kann, ist eine wesentliche Aufgabe des Strategen. Zwei Fragen stellen sich in diesem Zusammenhang: Kommt man mit Analytik auf kreative Ideen und schafft man es, mittels Intuition eine Strategie erfolgreich zu erarbeiten sowie  umzusetzen?

Für die Beantwortung dieser Fragen lässt sich keine generische Antwort formulieren. Die Vorteilhaftigkeit jeder Methode ist vor allem situationsabhängig. So wird Intuition benötigt, wenn es auf kreative Gedanken ankommt, um beispielsweise innovative Strategien zu entwickeln. Außerdem ist Intuition in Situationen, in denen man wenig Zeit hat von großer Bedeutung oder wenn die Situation komplex ist und viele verschiedene Faktoren zusammenwirken, sodass zur Beurteilung der Alternativen Erfahrung benötigt wird. Letztendlich wird Intuition auch dann benötigt, wenn die Entscheidungssituation nicht allein rational zu beurteilen ist, sondern eine emotionale Komponente enthält. Analytik hingegen ist eher von Nöten, wenn es auf die erfolgreiche Umsetzung der Strategie ankommt und dabei unterschiedliche Akteure zu koordinieren sind. In Bezug auf die zeitliche Entscheidungskomponente wird Analytik hauptsächlich dann verwendet, wenn ausreichend Zeit für eine sorgfältige Analyse zur Verfügung steht. Zudem ist Analytik zu verwenden, wenn das Ergebnis von wenigen Faktoren abhängt, die kausalen Zusammenhänge zwischen den Faktoren eindeutig sind und entsprechende Daten als Ausgangslage der Analyse vorliegen.

Stärken und Schwächen beider Methoden
Die Entscheidung, ob man sich bei der Strategiearbeit auf Intuition oder auf Analytik verlassen sollte, ist jedoch keine einfache Aufgabe und bedarf einer genauen Betrachtung der jeweiligen Stärken und Schwächen beider Methoden. Während die Stärken der Intuition insbesondere in der Schnelligkeit der Entscheidungsfindung und der Förderung visionären Denkens und von Begeisterung liegen, liegen die Vorteile der Analytik darin. Zusammenhänge zu überprüfen, Folgen logisch abzuwägen sowie erfolgversprechende Mittel beurteilen zu können. Nichtsdestotrotz müssen sich Strategen beim Einsatz der Praktiken ebenfalls der Schwächen beziehungsweise Risiken beider Methoden bewusst sein.

Intuitiv gestützte Entscheidungen im Strategieprozess müssen nicht zwangsläufig optimal sein und verschaffen gegebenenfalls nur kurzweilig Orientierung, da sie oft situativ getroffen werden. Intuition braucht Klarheit. Bei der Analytik hingegen können Denkfehler und falsche Bewertungen zu falschen Entscheidungen führen. Des Weiteren kann  bei einer analytischen Vorgehensweise  aufgrund  höherer Komplexität häufig  die Gefahr bestehen, wichtige Stellgrößen zu übersehen. Des Weiteren erzeugt diese Art der rationalen Entscheidungsfindung häufig nur wenig Motivation, die  jedoch elementar für die Kommunikation der Strategie ist.

Intuition und Analytik: Komplementäre Methoden!
Somit ist für den Strategen wichtig, Intuition und Analytik nicht als konträre Methoden oder Substitute zu sehen, sondern beide als komplementäre Methoden in die Strategiearbeit einfließen zu lassen. Dabei gilt es, die jeweiligen Stärken zu nutzen und die Schwächen zu kennen. Außerdem ist die Sequenz aus Analyse, Intuition und erneuter Analyse im Strategieprozess entscheidend. Die Aufgabe des Strategen ist neben der klassischen Projekt- und Prozessorganisation, die Moderation zwischen intuitiven und analytischen Managern. Abschließend ist festzuhalten, dass die Synthese von Intuition und Analytik der Schlüssel für eine erfolgreiche Strategiearbeit ist.

Intuition und Analytik im Strategieprozess bei der Wintershall Holding GmbH
Der Strategieprozess der Wintershall Holding GmbH besteht aus sechs Prozessschritten, die der Abb. 3 entnommen werden können.

Strategie Kick Off
Im Kick Off Meeting mit dem Vorstand werden das Analysefeld eingegrenzt und spezielle Untersuchungsschwerpunkte festgelegt. Bereits im Strategie Kick Off wird auf eine Balance zwischen Intuition und Analytik geachtet. Der Stratege fungiert in diesem Prozessschritt als Moderator zwischen intuitiven und analytischen Managern.

Analyse
In der Analysephase ist die Dualität  von Analytik und Intuition insbesondere dadurch gegeben, dass die Balance zwischen standardisierten und kreativen Methoden der Ideengewinnung gewährleistet wird.

Strategieentwicklung und Auswahl
Die Strategieentwicklung und Auswahl zeichnet sich durch eine Kombination von Intuition und Analytik aus, da innovative Ideen/Strategien durch eine hinreichend tiefe Analyse abgeleitet und mit einer intuitiv/kreativen Vorgehensweise verbunden werden.

Operationalisierung
Die Operationalisierung bedeutet die Überführung in konkrete Handlungen und die Definition messbarer Größen. Dies setzt neben einer strukturierten Vorgehensweise (Analytik) insbesondere operative Erfahrung (Intuition) voraus.

Umsetzung und Strategisches Controlling
In der Umsetzung ist bei der zielgruppenspezifischen Strategiekommunikation die intuitive Strategiekomponente wichtig, um die Zielgruppen für die Strategie zu begeistern und zu mobilisieren soll. Die Analytik wird vor allem beim Strategischen Controlling benötigt, wenn es auf ein genaues Tracking des Umsetzungsfortschrittes ankommt.

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