Viele Unternehmen noch ohne konkretes Nachhaltigkeits-Zielbild

Nachhaltigkeitsziele werden in Managemententscheidungen immer bedeutsamer. Doch damit diese definiert und erreicht werden können, benötigen Unternehmen vor allem erst einmal ein eigenes Zielbild. Momentan ist das aber nur bei wenigen Unternehmen der Fall, wie eine aktuelle Studie zeigt. 

Das Thema Nachhaltigkeit ist in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Auch in Bezug auf die Unternehmenswelt wird immer genauer hingeschaut, wie mit dem Thema umgegangen wird. Nicht selten kommt es vor, dass Investoren und Kunden sich für eine Firma entscheiden, die sich durch nachhaltiges Wirtschaften auszeichnet. Aus diesem Grund forcieren aktuell viele Unternehmensführungen das Thema Sustainability.

Sustainability ist im Fokus

Der Druck, klimaneutral zu agieren, ist hoch: Immer wieder wird kritisiert, dass die aktuellen Maßnahmen der Politik und Gesellschaft nicht ausreichend sind, um die CO2-Emissionen zu reduzieren. Die Bundesregierung hat sich das Ziel gesetzt, bis 2045 Klimaneutralität zu erreichen. Viele Unternehmen wollen dies für den eigenen Betrieb bereits früher bewältigen.

Ein konkretes Zielbild fehlt häufig

Trotz ambitionierter Pläne fehlt jedoch häufig noch ein Gesamtkonzept. Für die Studie „Spotlight on Sustainability" als Teil der Studienreihe "CxO Priorities" der Beratungsgesellschaft Horváth wurden 280 Topmanager und -managerinnen branchenübergreifend zu aktuellen Herausforderungen und Strategien befragt. Rund 70 % der Befragten streben Klimaneutralität bis 2030 an. Die Ergebnisse zeigen, dass zwar einerseits das Thema Nachhaltigkeit zu den Top-Prioritäten der Studienteilnehmer gehört. Doch bisher haben nur wenige Unternehmen ein entsprechendes Zielbild definiert:

  • 7 % der befragten Unternehmen steuern ihre Geschäftsmodelle ganzheitlich und konsequent entlang konkreter Nachhaltigkeitsziele.
  • 22 % orientieren sich bei ihren Entscheidungen bereits an einem Sustainability-Zielbild.
  • Etwa ein Viertel der Befragten entwickeln gerade ein entsprechendes Zielbild.
  • Jedes vierte Unternehmen hat ein Sustainability-Zielbild gerade verabschiedet.
  • 18 % verfügen noch über kein Zielbild und sind auch noch nicht in der Entwicklung.

Die Studienergebnisse legen also offen, dass momentan in etwa der Hälfte der befragten Unternehmen noch kein konkretes Zielbild vorhanden ist, um das Thema Nachhaltigkeit voranzubringen. Doch wie sollen so die Nachhaltigkeitsziele definiert, gesteuert und nachverfolgt werden? Wenn ein Gesamtkonzept noch fehlt, scheint das Ziel klimaneutral zu agieren kaum erreichbar. In vielen Unternehmen gibt es hier also noch dringenden Handlungsbedarf.

Topmanager müssen Nachhaltigkeitsziele vorantreiben

Das Thema kann nicht ausgesessen oder ignoriert werden: Mittlerweile ist das Thema Nachhaltigkeit längst ein Wettbewerbsfaktor. Und neue Pläne für weitere gesetzliche Pflichten bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung setzen Unternehmen zusätzlich unter Druck. Unternehmen sind also gefordert, Nachhaltigkeitsziele zu definieren und umzusetzen – doch ohne den Rückhalt des Managements geht es nicht. Viele Unternehmen haben das auch bereits erkannt und versuchen, über Vergütungsanreize das Topmanagement noch mehr beim Thema Nachhaltigkeit zu motivieren.

Nachhaltigkeitsziele und Vergütungsanreize

Die Ergebnisse zeigen, dass immer mehr Unternehmen Nachhaltigkeitsziele mit Gehaltsvariablen verbinden. Vor allem je nach Branche und Unternehmensgröße zeigen sich hier bereits eindeutige Entwicklungen. Besonders häufig wird die Vorgehensweise bereits bei Logistik- und Energieunternehmen praktiziert (47 % bzw. 43 %). Doch auch Unternehmen der Öl- und Chemiebranche (33 %) versuchen die Nachhaltigkeitsziele auf diese Weise zu forcieren. Große Unternehmen wählen diese Strategie besonders häufig: Fast die Hälfte der Unternehmen mit mindestens 10 Milliarden EUR Jahresumsatz integriert Nachhaltigkeitsziele in die vergütungsrelevanten Zielvereinbarungen (47 %).