Stuttgarter Controller-Forum 2012: Public Management im Rahmen ei

Sindelfingens OB Dr. Bernd Vöhringer gab in seinem Vortrag einen spannenden Einblick in die Pläne einer möglichen Städtefusion von Sindelfingen und Böblingen. Neben der Abwägung sachlicher Vor- und Nachtteile betonte er, dass Bürger und Mitarbeiter unbedingt in die Projektplanung einzubinden sind.

„Städtefusion Sindelfingen – Böblingen: Die Antwort auf die zunehmende Volatilität des kommunalen Umfelds?“

Da Sindelfingen und Böblingen zusammengebaut sind und eine lange Tradition der Zusammenarbeit haben, liegt die Idee der Fusion auf der Hand. Trotzdem bleibt die zentrale Frage nach dem Effizienzgewinn, da „wir in dem Bereich angekommen sind, in dem Effizienzgewinne durch eine höhere Steuerungskomplexität aufgezehrt werden“, so Vöhringer. Ziel der Städtefusion ist es, den Raum sowohl für Unternehmen als auch für Bürger attraktiver zu machen.
Laut Vöhringer wird trotz der steigenden Anzahl und Komplexität der Aufgaben von Städten und Gemeinden viel über den Aufgabenabbau diskutiert. Die Zusammenlegung von Verwaltungen bei einer Städtefusion führt durch

  • die Vereinheitlichung von Abläufen,
  • die Bündelung von Kompetenzen und
  • die höhere Auslastung von Funktionsbereichen

zu Kostenvorteilen. Allerdings gefährden die Verringerung von Doppelfunktionen und die damit einhergehenden Einsparungen bei den Personalkosten auch die Posten der bei der Stadt Beschäftigten. Vöhringer: „Politik ist nicht zwingend mit massivem Mut ausgestattet. Aus meiner Sicht sollte sie den Mut haben, Strukturfragen anzugehen.“

„Frühzeitige Einbeziehung der Beteiligten“
Bei einer Städtefusion handelt es sich um ein für die Bürger stark emotionales Thema. Die hohe Emotionalität wird dadurch verstärkt, dass die 1971 bereits beschlossene Fusion der beiden Städte durch den damaligen Widerstand der Bürger verhindert wurde. Deshalb werden die Bürger bereits in die frühe Überprüfung und Planung der Fusion durch Gesprächsrunden, Workshops, Berichterstattungen und Social Media integriert. Dies ermöglicht eine sachgerechte Konfliktlösung und verhindert die psychologische Ablehnung.

Heutzutage besteht jedoch mehr Wettbewerb im internationalen als im regionalen Raum, daher scheinen die Bürger aktuell eine Fusion zu bejahen. So wurden bereits die Stadthalle Sindelfingen und die Kongresshalle Böblingen zur gemeinsamen Gesellschaft „Congresscenter Böblingen/Sindelfingen CCBS“ zusammengelegt. Trotzdem warnt Vöhringer: „Eine Woge der Begeisterung kann sich morgen schon wieder umkehren.“

Darüber hinaus werden auch die Mitarbeiter an dem Prozess beteiligt, die aktive Mitgestaltung wird ermöglicht und fördert die gemeinsame Unternehmenskultur. Diese Einbeziehung der Beteiligten beugt Missverständnissen vor und sorgt durch Kommunikation für Transparenz und Aufmerksamkeit.

„Man kann Einnahmen glätten, beide Seiten profitieren“
Der Raum ist für Unternehmen bereits sehr attraktiv, da es sich bei der Wirtschaftsregion Stuttgart um eine der wirtschaftsstärksten Regionen Europas handelt. Jedoch ergeben sich durch die konjunkturabhängige ansässige Industrie – insbesondere der Automobilindustrie – Auswirkungen auf die Gewerbesteuereinnahmen und dadurch wiederum Ressourcen- und Finanzprobleme. Trotz bestehender Kommunikation mit den ansässigen Unternehmen erschweren diese Abweichungen die Planung und Steuerung der Einnahmen. Dies führt zu vermehrter Kreditaufnahme, die die finanzielle Handlungsfähigkeit aufgrund steigender Zinslast einschränkt

Die Zusammenlegung der Gewerbesteuereinnahmen beider Städte bewirkt eine Glättung dieser Abweichung und damit Planungssicherheit für die Zukunft. Tendenziell sind die Einnahmen von Sindelfingen höher und die Einnahmen von Böblingen stabiler, daher ist die Zusammenlegung für beide Städte vorteilhaft.

„Die Städtefusion ist die Zukunftschance, die wir ergreifen wollen“
Da Sindelfingen im Landkreis Böblingen liegt, entsteht bei einer Fusion eine kreisfreie Stadt, die auch die Aufgaben eines Kreises übernimmt. Die damit verbundene Anerkennung als Oberzentrum würde die Positionierung gegenüber der regionalen und internationalen Konkurrenz verbessern und die Attraktivität des Raumes steigern.

Abschließend erwähnt Vöhringer, dass kürzlich ein gemeinsamer Festplatz eingeweiht wurde und fragt: „Was gibt es besseres, als gemeinsam zu feiern?“

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