Bayer MaterialScience ist es gelungen, die Effizienz seines Finanzcontrollings auf Spitzenniveau im internationalen Vergleich zu steigern. Dr. Axel Steiger-Bagel, Chief Financial Officer des Unternehmens, stellte Ausgangssituation, Veränderungsprozess und Ergebnisse auf dem Stuttgarter Controller-Forum vor.

Strukturveränderungen der Märkte erfordern neue strategische Ausrichtung
Bayer MaterialScience (BMS) ist ein Teilkonzern von Bayer und erwirtschaftete 2011 mit 10,8 Mrd. EUR rund ein Drittel des Gesamtkonzernumsatzes. Aufgrund der Veränderungen in der Kunststoffindustrie auf Seiten der Rohstofflieferanten wie der Kunden entschloss sich die BMS-Führung, den Teilkonzern durch einen geschäftsbereichs- und funktionsübergreifenden Veränderungsprozess strategisch neu und einheitlich auszurichten. In einem Vortrag, der von den Teilnehmern als hochinteressant und sehr lebendig bewertet wurde, stellte Dr. Axel Steiger-Bagel Ausgangslage, neuen Ansatz und Auswirkungen auf das Gesamtunternehmen sowie die Controlling-Organisation vor.

Kostenführerschaft soll Rentabilität sichern
Für die strategische Neuausrichtung nutzte BMS den Hax-Strategieprozess. Als Ziele wurden insbesondere

  • die Kostenführerschaft in den operativen Bereichen (Strategic Thrust „Operational Excellence“) sowie
  • die Optimierung der SG&A-Costs (Selling, General and Administrative Costs/Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten) als Strategic Thrust „Global Business Platforms“

formuliert. Die Optimierung der SG&A-Costs war deshalb besonders wichtig, weil der Rohertrag (Umsatz – Cost of Goods sold, CoGS) nur 15 – 20 % vom Umsatz beträgt.

Drei Meilensteinprojekte im Fokus
Im Mittelpunkt des Thrusts „Global Business Platforms“ standen drei wesentliche Aktivitäten:

  • Der Planungsprozess wurde vereinfacht und so der Ressourcen- und Zeitaufwand deutlich reduziert. So wurde die Zahl der Planungsobjekte von 3.000 Kostenstellen auf 400 Kostenstellenknoten und von 1.000 Kostenarten auf 18 Kostenartengruppen reduziert (s. Abbildung 1).
  • Die ERP-Systeme und mit ihnen die Datenbasis wurden vereinheitlicht. Heute nutzen alle großen Gesellschaften (Legal Entities) das gleiche SAP-System. Außerdem wurden verschiedene Gesellschaften zusammengefasst. Für die einzelnen Geschäftsprozesse wurde jeweils ein globaler Prozessverantwortlicher ernannt (s. Abbildung 2).

Das Reporting-System wurde vereinheitlicht. Anstelle verschiedener Datenquellen und Berichtsformate (die unterschiedliche Zahlen zum gleichen Sachverhalt lieferten) wurde bms:roi (BMS Reporting and Online Information) installiert. Es basiert auf einem einheitlichen Datenbestand und erlaubt – in Abhängigkeit der jeweiligen Berechtigung –  individuelle Auswertungen auf Basis eines intuitiven Bedienkonzepts.

Das Ergebnis: BMS-Finanzcontrolling ist „Best in Class“
In einer Benchmarking-Analyse der Hackett-Group erreichte das Finanzcontrolling von BMS den Spitzenplatz (s. Abbildung 4). Für die herausragende Effizienz nannte Steiger-Bagel zwei Gründe: 

  • „Ein hoher Grad an Zentralisierung, Standardisierung und Automatisierung ermöglicht umfassende Geschäftsanalysen.“
  • „Ein starker Fokus auf Geschäftsanalysen ermöglicht ein aktives Business Partnering.“

Als eine Ursache dieses guten Abschneidens führte Steiger-Bagel die Mitarbeiterstruktur an:

  • Es gebe eine hohe Internationalität.
  • Der Anteil der Frauen (die signifikant höher qualifiziert sind) sei gestiegen.
  • Mit Hilfe von Best Practice Councils könnten lokale herausragende Prozesse konzernweit übernommen werden.

Grundlagen
Der Beitrag beruht auf der Präsentation „Gegen den Strom – Unser Weg zu einer High-Performance-/Low-Cost-Kultur“ von Dr. Axel Steiger-Bagel, CFO von Bayer MaterialScience, im Rahmen des 26. Stuttgarter Controller-Forums am 18. September 2012 in Stuttgart sowie dem gleichnamigen Artikel im Tagungsband von Péter Horváth/Uwe Michel (Hrsg.): Controlling und Finance: Steuerung im volatilen Umfeld, 2012.

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