Rezession, KI und Investitionen: Was deutsche CEOs bewegt

Während die Weltwirtschaft vor einem möglichen Aufschwung steht, bleibt die Stimmung in deutschen Chefetagen verhalten. Wachstumsängste, geopolitische Risiken und der Fachkräftemangel prägen die Perspektiven vieler Unternehmen. Eine Studie zeigt, wie unterschiedlich die Erwartungen sind – und welche Herausforderungen deutsche Unternehmen in den kommenden Jahren bewältigen müssen.

Inmitten globaler Veränderungen und Herausforderungen zeigt sich, dass die Einschätzungen der Unternehmensführer weltweit stark divergieren. Das zeigt eine CEO-Studie. Die Beratungsgesellschaft PwC befragte im Zeitraum vom 1. Oktober bis 8. November 2024 4.701 CEOs in 109 Ländern. Laut den Studienergebnissen rechnen 60 Prozent der CEOs weltweit mit globalem Wirtschaftswachstum. Doch deutsche CEOs erwarten für das Jahr 2025 das dritte Rezessionsjahr. Nur 16 Prozent trauen ihrem Unternehmen für die kommenden 12 Monate Wachstum zu (Vorjahresumfrage: 42 Prozent). Für die kommenden drei Jahre rechnet nur rund jeder dritte deutsche CEO mit Wachstum (Vorjahr: 49 Prozent) Für die deutsche Wirtschaft scheinen also die kommenden Monate mit großen Herausforderungen verbunden zu sein.

"Der 28. Annual Global CEO Survey liefert ein ambivalentes Bild. Die CEOs sind optimistisch, dass 2025 global ein wirtschaftlich gutes Jahr wird. Gleichzeitig ist ihnen klar, dass uns dramatische Veränderungen bevorstehen. Erfolgreiche CEOs nutzen das positive Momentum, um ihre Organisationen zukunftsfähiger zu machen", sagt Petra Justenhoven, Sprecherin der Geschäftsführung bei PwC Deutschland.

Deutsche CEOs in Sorge um die Zukunft ihrer Unternehmen

Die Frage nach der langfristigen Zukunftsfähigkeit ihrer Unternehmen beschäftigt viele deutsche Führungskräfte zunehmend. 37 Prozent der CEOs bezweifeln, dass ihr Unternehmen in zehn Jahren noch tragfähig sein wird. Diese düstere Einschätzung könnte auch weitreichende Folgen für den Arbeitsmarkt haben: 41 Prozent rechnen mit Stellenabbau innerhalb der nächsten 12 Monate.

Die größten Herausforderungen, mit denen deutsche CEOs konfrontiert sind, umfassen vor allem:

  • Makroökonomische Risiken (35 Prozent)
  • Geopolitische Spannungen (31 Prozent)
  • Cyber-Bedrohungen (31 Prozent)
  • Fachkräftemangel (21 Prozent)

Im globalen Vergleich stehen CEOs vor ähnlichen Sorgen. Weltweit sorgen sich die Unternehmenslenker insbesondere um die instabile makroökonomische Lage (29 Prozent) und die anhaltende Inflation (27 Prozent). Doch auch geopolitische Konflikte, etwa im Mittleren Osten (41 Prozent) und in Mittel- und Osteuropa (34 Prozent), stellen für viele eine ernste Bedrohung dar.

Klimaschutz verliert an Dringlichkeit

Bemerkenswert ist, dass laut den Studienergebnissen die Bekämpfung des Klimawandels für CEOs anscheinend nicht mehr so dringlich ist (Deutschland: 9 Prozent, Vorjahr: 28 Prozent; Global: 14 Prozent, Vorjahr: 12 Prozent). Bedenkt man, dass laut einer Analyse des Rückversicherers Munich RE Naturkatastrophen weltweit allein im Jahr 2024 rund 320 Milliarden US Dollar Schäden (inflationsbereinigt) verursacht haben, ist dies eine besorgniserregende Entwicklung.

Interessant ist, dass 96 Prozent der deutschen Unternehmen durchaus klimafreundlich investiert haben in den vergangenen fünf Jahren. Weltweit haben das nur 85 Prozent der Unternehmen getan. Doch welche Effekte gab es durch diese Investitionen?

Zwei Drittel der CEOs weltweit konnten aufgrund dieser Investitionen ihre Kosten senken (oder zumindest nicht erhöhen). Und 33 Prozent verzeichneten aufgrund der Investitionen Umsatzsteigerungen. In Deutschland entstanden jedoch bei jedem zweiten Unternehmen höhere Kosten. Nur jedes fünfte deutsche Unternehmen erzielte aufgrund der Investitionen Umsatzsteigerungen. Deutsche CEOs hadern vor allem mit komplexer Regulierung beim Thema Nachhaltigkeit (50 Prozent, global: 24 Prozent).

USA, China und Deutschland sind beliebte Investitionsstandorte

Trotz unsicherer Wirtschaftsaussichten zeigen sich deutsche Unternehmen im internationalen Vergleich besonders expansiv, wenn es um Investitionen im Ausland geht. Mehr als ein Viertel der deutschen CEOs (28 Prozent) plant, künftig mindestens die Hälfte ihrer Investitionen außerhalb Deutschlands zu tätigen – ein bemerkenswert hoher Wert im Vergleich zum globalen Durchschnitt von 13 Prozent. Bei den beliebtesten Standorten zeichnen sich ebenfalls unterschiedliche Perspektiven ab:

  • Die USA stehen dabei unangefochten an der Spitze der bevorzugten Investitionsstandorte. 54 Prozent der deutschen CEOs nennen die Vereinigten Staaten als wichtigstes Zielland für ihre Auslandsaktivitäten – ein deutlich größerer Anteil als der globale Durchschnitt (30 Prozent). Die Gründe für die Attraktivität der USA liegen auf der Hand: ein stabiler Markt, Innovationskraft und Zugang zu internationalen Finanzquellen. Allerdings bleibt hier auch abzuwarten, wie die weiteren Entwicklungen sich abzeichnen werden durch die zwischenzeitlich erneute Wahl von Donald Trump zum Präsidenten und seinen bereits angekündigten wirtschaftspolitischen Maßnahmen.
  • China rutscht zunehmend ins Hintertreffen, bleibt aber auf Platz zwei der beliebtesten Investitionsziele deutscher Unternehmen. 18 Prozent der deutschen CEOs wollen weiterhin im Reich der Mitte investieren, obwohl sich der weltweite Trend deutlich abschwächt: Nur noch 9 Prozent der globalen CEOs sehen China als Schlüsselmarkt für künftiges Wachstum – ein Zeichen für zunehmende geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Unsicherheiten. Welche Folgen werden hier mögliche Handelskonflikte, vor allem zwischen den USA und China, noch global für Unternehmen haben?
  • Auch aus globaler Perspektive bleibt Deutschland eine attraktive Adresse für Investoren: Nach den USA und Großbritannien gilt die Bundesrepublik mit 12 Prozent der Stimmen als drittbeliebtester Markt für ausländische Investitionen. Trotz der skeptischen Haltung vieler deutscher CEOs ist das Vertrauen aus dem Ausland in die Innovations- und Wirtschaftskraft Deutschlands ungebrochen.

Deutsche CEOs zeigen sich skeptisch bei generativer KI

Während die globale Wirtschaft das Potenzial generativer KI zunehmend ausschöpft, bleibt Deutschland zurückhaltend. 56 Prozent der CEOs weltweit berichten, dass KI bereits die Effizienz ihrer Mitarbeitenden gesteigert hat. In Deutschland sind es nur 38 Prozent.

Auch die Erwartungen an den wirtschaftlichen Nutzen fallen gedämpfter aus: 49 Prozent der globalen CEOs erwarten, dass KI die Profitabilität ihres Unternehmens innerhalb der nächsten zwölf Monate steigert – in Deutschland glauben das nur 35 Prozent.

Die Gründe liegen unter anderem in strengen Regulierungen und Datenschutzauflagen sowie der traditionellen Vorsicht deutscher Unternehmen. Doch während die Konkurrenz im Ausland bereits vorprescht, riskiert Deutschland, den Anschluss an diese Schlüsseltechnologie zu verlieren.

Auch hier verdeutlichen aktuelle Entwicklungen, die sich nach Durchführung der Umfrage ergeben haben, wie dringlich es ist, dass deutsche Firmen hier einen Weg finden. Eine KI-Initiative der USA sieht Investitionen in Höhe von 500 Milliarden US-Dollar in die Infrastruktur von KI vor. Deutsche Unternehmen sollten sich vor diesem Hintergrund fragen, wie die Chancen durch KI besser genutzt werden können.

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