Nachhaltigkeitsziele lassen sich ohne Kennzahlen nicht erreichen


Wie kann das Controlling die Anforderungen der Gesellschaft, Politik und Stakeholder an Nachhaltigkeit zukünftig abbilden und ihre Umsetzung unterstützen? Die 17 Elemente der Sustainable Development Goals sind ein möglicher Ansatz, den Daniel Ette vorstellte. Die Erreichung dieser Ziele kann durch die richtigen Kennzahlen wesentlich unterstützt werden.

Das Thema Nachhaltigkeit – Ressourcenschonung, soziale Verantwortung und ökonomischer Erfolg – rückt immer näher in den Unternehmensfokus. Die Sustainable Development Goals nehmen dabei eine bedeutende Rolle ein. Unternehmen und damit ebenfalls das Controlling rücken vermehrt in den Fokus, nachhaltige Aspekte, auch verpflichtend, in ihre Unternehmensstrategie zu implementieren. Wie die Sustainable Development Goals in das Unternehmenscontrolling integriert werden können, erläutert Daniel Ette von DENKWENDE.

Der menschengemachte Klimawandel ist alles andere als Hysterie

Die Folgen des Klimawandels bestehen nicht nur aus der Wüstenbildung ganzer Regionen oder der Zunahme von Wetterextremen, sondern auch aus den daraus resultierenden ökonomischen Folgen. Für die Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, ökologischer und sozialer Ebene hat die UN die Sustainable Development Goals, kurz SDGs, ins Leben gerufen. Aufbauend auf den Millennium-Entwicklungszielen sind die SDGs am 1. Januar 2016 in Kraft getreten und umfassen 17 Ziele (Abb. 2 in der Bilderserie) mit insgesamt 169 Unterzielen. Die Umsetzung soll bis 2030 in allen UN-Mitgliedstaaten erfolgt sein. Die Ziele sehen unter anderem vor Armut zu bekämpfen, Gleichberechtigung zu schaffen und den Einsatz erneuerbarer Energie zu fördern.

Ette machte deutlich, dass jedes Unternehmen, wissentlich und unwissentlich, seinen Teil zur Erreichung der SDGs beträgt. Wichtig sei es, so Ette, die schlechten Einflüsse zu minimieren und die positiven bewusst zu maximieren, auch wenn dies bedeutet, neue Wege zu beschreiten. Im Gegensatz zu etablierten Unternehmen sehen Start-Ups bereits Nachhaltigkeit als eines ihrer Kernthemen, ganz gleich in welcher Branche sie tätig sind.

Daniel Ette hob im Speziellen fünf SDGs hervor, auf die das Controlling gezielt Einfluss nehmen kann.

  • Ziel Nummer 4 umfasst das Themengebiet der hochwertigen Bildung. Dabei geht es vor allem um die Bildung und Ausbildung von Jugendlichen und Erwachsenen. Zur Veranschaulichung wurde den Controllern ein jeweiliger Vorschlag aufgezeigt, durch welche Maßnahme das Unternehmen zu der Erreichung des Ziels beitragen kann. Für Ziel 4 lautete der Vorschlag, dass beispielsweise eine Kennzahl „Teilnahmequote an Fortbildungsmaßnahmen zu nachhaltigem Produktdesign oder Geschäftsmodellinnovationen in den Unternehmen“ eingeführt werden könnte.
  • Ziel 7 widmet sich bezahlbarer und sauberer Energie. Vorgesehen ist, dass die Bevölkerung von sauberen Kraftstoffen und Technologien abhängig gemacht wird und nicht von schmutzigen. Der Vorschlag an die Unternehmen dafür ist die Erhöhung des Anteils von Standorten, die mit erneuerbarer Energie versorgt werden sowie der Investitionen in Projekte mit erneuerbaren Energien. Auch das lässt sich in Kennzahlen messen und ausdrücken.
  • Um anständige Arbeit und Wirtschaftswachstum geht es in SDG 8, in dem vor allem der Rohstoff-Fußabdruck im Mittelpunkt steht. Die Unternehmen sollten daher den Ressourceneinsatz zum abgesetzten Produkt ins Verhältnis setzen und diese Kennzahl permanent senken.
  • Ziel 9 umfasst das Thema Industrie, Innovation und Infrastruktur und die dadurch ausgestoßenen CO2-Emissionen. Auch hier wird die Kennzahl „CO2-Emissionen im Verhältnis zum abgesetzten Produkt“ vorgeschlagen, die wenn möglich deutlich zu reduzieren ist.,
  • Bei SDG Nummer 13 „Klimamaßnahmen“ wird hauptsächlich die Klimaanpassung betrachtet. Haben die Unternehmen eine Klimaanpassungsstrategie, um resilient zu sein oder zu werden? Da bereits heute die Auswirkungen des Klimawandels unumkehrbar sind, müssen sich auch Unternehmen auf die weitreichenden ökologischen und ökonomischen Folgen vorbereiten. Unabdingbar ist dabei die Entwicklung einer Anpassungsstrategie.

Wesentlichkeitsanalyse identifiziert die Pain Points

Als ein geeignetes Mittel, die bedeutendsten Nachhaltigkeitsthemen im Unternehmen für sich und die Stakeholder zu ermitteln, schlägt der Referent die Wesentlichkeitsanalyse vor. Dabei werden

  • eine externe Umfeldanalyse,
  • eine interne Unternehmensanalyse sowie
  • eine Untersuchung bezüglich der Stakeholder-Erwartungen

durchgeführt. Die Ergebnisse fließen schließlich in eine Matrix zusammen. Diese ermöglicht es dem Unternehmen, die wesentlichen Handlungsfelder zu diagnostizieren, die in die weitere strategische Planung mit einbezogen werden sollen. Abb. 3 zeigt dies beispielhaft auf.

Einen ähnlichen Ansatz bietet die Gemeinwohl-Matrix (Abb. 4 in der Bilderserie). Sie dient der Bewertung von unternehmerischen und gemeinnützigen Tätigkeiten, um diese mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken zu können.

Controller müssen Mut beweisen

Wie in vielen Bereichen, gibt es auch im Controlling Grenzen der Verantwortung. Nach der Meinung von Ette mangelt es oftmals an Vertrauen in neue Strategien und Maßnahmen. Auch die Neugier, unbekannte Wege zu gehen, fehlt im Controlling vieler Unternehmen. Daher sei es wichtig, dass Controller zunehmend den Mut aufbringen, etablierte Strategien und seit langem praktizierte Tätigkeiten zu hinterfragen und zu verbessern, um somit z.B. die Nachhaltigkeit in das Controlling zu integrieren. Nachhaltigkeit dürfte dabei niemals als Last empfunden werden, sondern vielmehr als eine Chance, etwas positiv verändern zu können.

Ette beendete seine Vortrag mit einem Zitat des Bundeskanzleramtschefs Peter Altmaier, der 2015 appellierte: „Diese Agenda ist sehr ambitioniert. Es geht um nicht weniger als um alles. Um die Menschen der Erde, um den Wohlstand in Frieden, eine neue globale Partnerschaft.“