Insbesondere seit der Veröffentlichung des Rahmenkonzepts durch das International Integrated Reporting Council (IIRC) in 2013 hat die integrierte Berichterstattung in eine hohe Aufmerksamkeit erlangt. SAP ist eines der ersten Unternehmen in Deutschland, das einen Integrated Report veröffentlicht hat.

Die SAP AG war eines von insgesamt sechs deutschen Unternehmen (SAP, EnBW, Flughafen München, Deutsche Bank, Deutsche Börse, BASF), die seit 2012 am weltweiten IIRC-Pilotprogramm zur Erstellung eines Integrated Reports teilgenommen haben. Sonja Simon, Head of Group Accounting and Reporting, stellte in ihrem Vortrag beim Stuttgarter Controller-Forum die wesentlichen Beweggründe sowie die Umsetzung der integrierten Berichterstattung bei SAP vor. Sie beschrieb darüber hinaus erste allgemeingültige Erfahrungen.

Vielfältige Motivation für eine integrierte Berichterstattung
Die Entscheidung von SAP für eine integrierte Berichterstattung hatte sowohl praktische als auch symbolische Bedeutung. Neben der Etablierung eines zukunftsfähigen Berichtsmodells sollten folgende für das Unternehmen zentrale Ziele umgesetzt werden:

Mehr Transparenz für Investoren und andere Stakeholder:

  • Umfassendere Darstellung der Strategie und Wertschöpfung der SAP
  • Verbesserte Darstellung der Verknüpfung zwischen finanziellen und nicht-finanziellen KPIs
  • Berichterstattung über die Integration von Nachhaltigkeit in alle Unternehmensbereiche

Mehr Effizienz im Berichtswesen:

  • Eliminierung von Redundanzen in der Berichterstattung
  • Heben von Synergien im Berichtsprozess

Vordenkerrolle („Thought Leadership“):

  • Schärfen des Images der SAP als innovatives Unternehmen

Geschäftsförderung:

  • SAP als Use-Case eigener Produkte
  • Unterstützung des Vertriebs von SAP-Produkten mit Nachhaltigkeitsbezug.

Die schwierige Wahl der Berichtsintegration
Frau Simon wies in ihrem Vortrag auf zwei unterschiedliche Komponenten der Integration hin. Bei der formalen Integration geht es um die Zusammenführung von den vormals getrennt veröffentlichten Versionen von Geschäftsbericht und Nachhaltigkeitsbericht in einen Integrated Report. Die deutlich herausfordernde Komponente ist die inhaltliche Integration, bei der es um das Aufzeigen der Beziehungen zwischen finanzieller und nicht-finanzieller Leistung geht. Hier ist von den Unternehmen eine neue Form der Berichterstattung des eigenen Wertschaffungsprozesses umzusetzen.

Derzeit werden von Unternehmen bei der Berichtsintegration zwei unterschiedliche Alternativen umgesetzt:

  1. ein Integrierter Bericht als „umfassender Bericht“, der auch den Geschäftsbericht als Teilmenge beinhaltet, sowie
  2. ein Integrierter Bericht als „Kurzbericht“, wo weiterhin der Geschäftsbericht als zusätzlicher Bericht veröffentlicht wird (vgl. Abb. 1).

Beide Alternativen  besitzen spezifische Vor- und Nachteile, die gegeneinander abzuwägen und vor dem Unternehmenshintergrund zu bewerten sind. Darüber hinaus sind bei der schwierigen Wahl auch landesspezifische rechtliche Regelungen hinsichtlich der Berichterstattung von Unternehmen zu berücksichtigen. Die SAP AG hat sich bei der Umsetzung eines Integrated Reports daher für die Alternative eines „umfassenden Berichtes“  entschieden.

Lessons learned und zukünftige Herausforderungen
Die SAP AG hat eine Reihe von allgemeingültigen Erfahrungen gemacht, die sicherlich auch für andere Unternehmen interessant sind:

  • Beginnen Sie möglichst früh mit der Planung eines Integrated Reports und unterschätzen Sie nicht den notwendigen Abstimmbedarf zwischen den verschiedenen Abteilungen sowie die Umstellung der relevanten Prozesse.
  • Beginnen Sie mit der Erarbeitung eines unternehmensspezifischen Konzepts und – falls noch nicht vorhanden – etablieren Sie relevante nicht-finanzielle KPIs im Unternehmen.
  • Binden Sie frühzeitig Ihren Abschlussprüfer ein, z. B. in Bezug auf Prüfungsplanung und Kennzeichnung der geprüften Bereiche
  • Stellen Sie sicher, dass die nicht-finanziellen Kennzahlen und Informationen genauso verlässlich ermittelt werden können wie die finanziellen Kennzahlen.

Fazit
Frau Simon beschrieb die Erstellung eines Integrated Reports als eine Reise. Unternehmen, die derzeitig die Umsetzung einer integrierten Berichterstattung planen, sollten nicht davon ausgehen, dass sie gleich im ersten Jahr einen perfekt integrierten Bericht erstellen werden. Die Reise werde länger dauern, trotzdem sollte man nicht davor zurückschrecken. Die integrierte Berichterstattung stellt ihrer Meinung nach die Zukunft der externen Unternehmensberichterstattung dar.

Hier geht's zur Bilderserie "Integrated Reporting: Eine Reise in die Zukunft der externen Unternehmensberichterstattung"