Fünf Bausteine zur ganzheitlichen Nachhaltigkeitssteuerung

Ein Fokusthema der Jahreskonferenz "Performance Management & Controlling" war Nachhaltigkeit in Unternehmen. Prof. Dr. Karsten Oehler berichtete hierzu über aktuelle Strukturen, Prozesse und Projekte bei SAP und erläuterte, wie Nachhaltigkeitssteuerung mit SAP-Lösungen unterstützt werden kann.

Die dritte Jahreskonferenz "Performance Management & Controlling" wurde vom Centre for Performance Management & Controlling (CPMC) der Frankfurt School of Finance & Management in Kooperation mit dem FINANCE Magazin veranstaltet. Dabei gewährten Controlling- und Finanzexperten von Unternehmen wie Hays, Bosch, Merz Pharma oder SAP interessante Einblicke in hoch relevante Themen. Im Vordergrund standen dabei die Themen Transformation und Nachhaltigkeit.

Nachfolgend werden der Vortrag von Prof. Dr. Karsten Oehler und der Workshop von Claudia Maron näher beleuchtet. Zum Schluss wird ein Gesamtüberblick zur Veranstaltung gegeben.

Nachhaltige Unternehmenssteuerung bei SAP

Prof. Dr. Karsten Oehler, Chief Solution Advisor bei SAP, berichtete über die nachhaltige Unternehmenssteuerung mit und bei SAP. So gab Prof. Oehler Einblicke zu aktuellen Herausforderungen und stellte intensiv die Building Blocks einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitssteuerung vor. SAPs größter Ideengeber ist das Sustainability Department, in welchem knapp 20 Personen tätig sind. Darüber hinaus hat SAP damit begonnen, ein dediziertes Sustainability Controlling Team aufzubauen.

Karsten Oehler_Jahreskonferenz

Nachhaltigkeitsbezogene Herausforderungen sieht Prof. Oehler insbesondere in den Bereichen

  • Recording,
  • Reporting und
  • Steering.

Dabei ist besonders das Sammeln und Erfassen von Daten herausfordernd, wie schnell am Beispiel von CO2 oder jeder anderen Sustainability Kennzahl klar wird. Auch aus Kundengesprächen wurde die Erkenntnis gewonnen, dass das Steering für Unternehmen eine weitere Herausforderung darstellt, d.h. dass aktiv etwas mit den Zahlen gemacht wird. Dies findet aktuell aufgrund des großen regulatorischen Drucks noch wenig Anklang. Beispielweise erfordert das Thema Zero Emission 2030 ein massives Steuern. Dahingehend empfiehlt Prof. Oehler mit dem Steering zu beginnen.

Schwerpunkte bei der Transformation zu einem nachhaltigen Business

Karsten Oehler stellt ein Reifegradmodell vor, welches die Transformation zu einem nachhaltigen Business aufzeigt. Die folgenden 4 Schwerpunkte sind dabei von Relevanz:

  1. Einhaltung der rechtlichen Anforderungen
  2. Transparenz und Einblicke
  3. Operative Entscheidungsunterstützung und
  4. Strategische Entscheidungsfindung

Ferner zeigte Prof. Oehler einen strategischen Ansatz zum nachhaltigen Impact mit drei Schwerpunkten zu

  1. Zero Emission
  2. Zero Waste und
  3. Zero Inequality

auf. SAP nahm insbesondere in die Strategie auf, dass Kunden befähigt werden sollen, ein nachhaltiges Unternehmen zu sein. Aber gleichzeitig verfolgt SAP auch den Ansatz, die Leuchtturmfunktion zu besitzen.

Fünf Bausteine zur ganzheitlichen Steuerung mit SAP

Wie kommt das Unternehmen nun zu einer ganzheitlichen Steuerung? Insbesondere 5 Bausteine sind dabei von großer Bedeutung:

  1. Holistic Performance View: Ein zentraler Punkt ist das Reporting und die Entwicklung von der rein finanziellen zur nicht-finanziellen Steuerung. Mit dem neu entwickelten SAP Sustainability Control Tower wurde die technologische Basis geschaffen, um alle Informationen, die im ERP gespeichert werden, abzugreifen und automatisiert aufzubereiten. Dazu wurden beispielsweise ca. 40 Kennzahlen definiert und man kann u.a. auf Daten aus HR oder der Lieferkette zugreifen. 
  2. Cross-Company Transparency: Hierbei geht es darum, die Transparenz zu erhöhen. Die große Herausforderung liegt schwerpunktmäßig darauf, was up-stream und down-stream passiert. Bezogen auf CO2 liegen die Herausforderungen jedoch weniger auf Scope 1 und Scope 2, d.h. direkt im Unternehmen messbaren Emissionen. Mit dem SAP Sustainability Control Tower kann die verursachte CO2-Menge bislang relativ einfach dargestellt werden. Jedoch handelt es sich dabei aktuell in der Regel um Durchschnittsgrößen, sodass an dieser Stelle noch mehr Transparenz erforderlich ist. Der nächste wichtige Schritt besteht dann darin von den Durchschnittsgrößen hin zu Echtwerten zu kommen, um detailliert über Emissionen informiert zu sein. Ein SAP Werkzeug dafür ist das Sustainable Footprint Management.
  3. Strategic Decision Making: Wie können strategische Entscheidungen unterstützt werden? Hierfür hat SAP ein Werkzeug aufgebaut, welches in die Gesamtunternehmenssteuerung eingebettet werden kann. Prof. Oehler rät dazu, dass ein Werkzeug zum Maßnahmen-Tracking auch eng mit dem Strategic Finance integriert sein muss. Dafür müssen Planungswerkzeuge entsprechend angepasst werden.
  4. Total Impact Measurement: Wie kann eine Bewertung durchgeführt werden? Hierbei ist es zentral, dass sich Unternehmen von einer Input-Output Rechnung hin zum Impact entwickeln. Sie sollten sich also damit beschäftigen, was die Auswirkung auf die Gesellschaft ist und welchen Wert der Impact hat. Dadurch sind Unternehmen bspw. in der Lage Emissionen oder den Wert von Equal Gender Pay zu bewerten.
  5. Organize for Sustainability: Bei SAP trieb anfangs der CFO das Thema Sustainability Organization voran. Mittlerweile wurde das Nachhaltigkeits-Thema jedoch beim Strategy Officer ansiedelt, um der Thematik noch mehr Bedeutung zukommen zu lassen. Parallel dazu wurde das Sustainability Controlling aufgebaut mit der Aufgabe, genau diese Controllingansätze darzustellen.

Workshop: "Controlling & Nachhaltigkeit"

Claudia Maron, ICV-Vorständin und Head of Strategic Controlling & Risk Management bei DATEV eG, sowie Dr. Kim Dillenberger, Head of Transformation Management am CPMC, boten einen Workshop zum Thema Controlling & Nachhaltigkeit an. Konkret ging es um die Rolle des Controllings im Transformationsprozess zur nachhaltigen Unternehmenssteuerung. Sie gaben Antworten auf die Fragen: Was ist der Status Quo? Welche Drehschrauben gibt es? Welche Schritte sind zu gehen? Maron und Dillenberger stellten u.a. das “Nachhaltigkeits-Haus” sowie das Reifegradmodell für nachhaltige Unternehmenssteuerung aus dem diesjährigen Dream-Car-Bericht der ICV Ideenwerkstatt vor, an dem sie beide maßgeblich mitgewirkt haben. Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit, ihr Unternehmen einzuordnen und Schritte für die Gestaltung ihrer Unternehmenstransformation zu definieren.

Über die Veranstaltung und die Vorträge

Die dritte Jahreskonferenz "Performance Management & Controlling" unter der Leitung von Prof. Dr. Ronald Gleich fand vor Ort an der Frankfurt School of Finance & Management statt und wurde zeitgleich per Livestream übertragen.

Robald Gleich bei der 3. Jahreskonferenz "Performance Management & Controlling"

Der Vormittag der Veranstaltung wurde durch vier Vorträge gekennzeichnet. Dabei wurde insbesondere veranschaulicht, wie eine erfolgreiche Transformation im CFO- und Controllingbereich aussehen kann:

  • Den Auftakt machte Markus Auer und zeigte auf, wie das neue Controlling bei Hays konzipiert und umgesetzt wurde.
  • Im Anschluss widmete sich Herr Dr. Mark Jehle dem Thema, wie die neue Planung bei der Merz Group ausgestaltet ist (u.a. agil, integriert und einfach).
  • Bjoern Reitzenstein berichtete anschließend über das erfolgreiche Financial Transformation-Programm von Bosch.
  • Dr. Alexander Becker, COO der Serviceware SE, gab anschließend Einblicke in das Thema Shared Service Controlling 3.0. und zeigte, wie ein moderner Steuerungs- und Controllingansatz für Shared Services aussieht.

Am Nachmittag berichtete Thilo Rieser, Leiter Konzernfinanzen und –controlling bei Henkell Freixenet über deren Controlling-Transformation und Prof. Dr. Karsten Oehler stellte die nachhaltige Unternehmenssteuerung bei und mit und bei SAP vor. Ali Aksakal, Manager bei WTS Digital GmbH präsentierte dem Publikum die Erkenntnisse seiner an der Frankfurt School verfassten Masterarbeit zum Thema Controlling von Geschäftsmodellinnovationen.

Round Table Meetings

Die Vielzahl an Fachvorträgen wurden durch vier Round Table Meetings der Serviceware, Struktur Management Partner (SMP), SAP und dem CPMC mit folgenden Themen ergänzt:

  • SAP: Mit xP&A der Unsicherheit trotzen: Integrierte Szenarien mit SAP Analytics Cloud Planning
  • Serviceware: Transform to Success – Shared Service Controlling 3.0 - Wie gelingt die praxisnahe Bereitstellung und Bewertung von Shared- und IT Services und was sind die messbaren Vorteile aus dem Einsatz einer Performance Management Software?
  • CPMC: Strategieentwicklung im Netzwerk - Wettbewerbsvorteile durch Kollaboration im Mittelstand
  • SMP: Erfolgsfaktoren in der Umsetzung von Transformationsvorhaben

Das Programm wurde komplettiert durch eine Podiumsdiskussion mit Markus Auer, CFO Hays Deutschland, Dr. Mark Jehle, Leiter Finanzen Merz Pharma GmbH & Co. KGaA, Björn Reitzenstein, Head of Finance Transformation Robert Bosch GmbH sowie Jessica Hirsch, Partnerin bei der Struktur Management Partner GmbH. Die Podiumsdiskussion wurde von Prof. Dr. Matthias Mahlendorf moderiert (s. Titelbild).

Workshops und interaktive Netzwerkpausen

Ferner rundeten zwei Workshops mit teilnehmenden Unternehmen das Programm ab:

  • Der erste Workshop beschäftigte sich mit dem Thema "Performance Measurement – Anwendungsperspektiven von OKR und BSC" und wurde von Prof. Dr. Ronald Gleich und Nils Gimpl, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, CPMC, moderiert.
  • Der zweite Workshop beschäftigte sich mit "Controlling & Nachhaltigkeit". Dieser wurde von Claudia Maron, Vorständin ICV und Dr. Kim Dillenberger, CPMC, moderiert.

Interaktive Networkingpausen umrahmten das Programm der dritten Jahreskonferenz. Prof. Dr. Ronald Gleich, Academic Director des CPMC und Professor für Management Practice & Control der Frankfurt School of Finance & Management, moderierte durch die Veranstaltung. Die 3. Jahreskonferenz fand ihren Abschluss mit einem Get Together und Netzwerken.