Prof. Dr. Péter Horváth hat in diesem Jahr zum ersten Mal zwei Unternehmen mit dem Green Controlling Preis 2013 der Péter Horváth-Stiftung ausgezeichnet. Er überreichte die Auszeichnung im IBM-Forum in Ehningen an die Flughafen Stuttgart GmbH (FSG) und die Volkswagen AG.

Die Péter Horváth Stiftung möchte mit dem Green Controlling Preis einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, die Bedeutung der ökologischen Dimension der Nachhaltigkeit stärker ins Bewusstsein der Controlling-Community zu rücken. Das Unternehmen, das im jeweiligen Jahr die effektivste und innovativste „grüne“ Controllinglösung umgesetzt hat, wird prämiert. In diesem Jahr haben erstmalig zwei Bewerber die Auszeichnung erhalten, die mit einem Preisgeld von 10.000 Euro dotiert ist.

Professor Péter Horváth Horváth Jury-Vorsitzender, Stiftungsgründer und IPRI-Geschäftsführer, hob in seiner Laudatio noch einmal die Kriterien hervor, die eingereichte Konzepte erfüllen müssen, um die Jury von sich zu überzeugen:

  1. Die Controlling-Lösung müsse ein mit der Unternehmensstrategie abgestimmtes Gesamtsystem darstellen, das alle umweltbezogenen Aktivitäten steuere.
  2. Dazu sei die Definition klarer KPIs notwendig, schließlich kann der Controller nur steuern, was er auch messen kann.
  3. Das Konzept müsse auch im Unternehmen umgesetzt, gepflegt und weiterentwickelt werden, wobei alle Mitarbeiter des Unternehmens eingebunden werden sollen.

Diese Anforderungen haben sowohl das Projekt „fairport Controlling“ der Flughafen Stuttgart GmbH als auch die Initiative „Think Blue. Factory.“ der Volkswagen AG laut Horváth geradezu „hervorragend“ erfüllt.

Nach der offiziellen Preisverleihung hatten die Preisträger das Wort und präsentierten ihre prämierten Projekte den Konferenzteilnehmern.

„Wir wollen einer der leistungsstärksten und nachhaltigsten Flughäfen in Europa werden.“
Professor Georg Fundel, Geschäftsführer der Flughafen Stuttgart GmbH (FSG), zeigte zunächst auf, mit welchen vielfältigen Themen – von der emissionsfreien Mobilität über nachhaltiges Bauen bis hin zum Lärmschutz – sich der Flughafen Stuttgart seit Jahren auseinandersetze. Die viele Arbeit sieht er nun bestätigt: „Diese Anerkennung unserer nachhaltigen Unternehmensentwicklung durch die Péter Horváth-Stiftung und den Internationalen Controller Verein zeigt, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind. Das ‚fairport Controlling‘ trägt entscheidend dazu bei, unser Ziel zu erreichen, dauerhaft einer der leistungsstärksten und nachhaltigsten Flughäfen in Europa zu werden.“

Wie dieses Ziel mit dem Projekt „fairport Controlling“ erreicht werden soll, erläuterte Rainer Koch, Leiter Controlling bei der FSG. Die Flughafengesellschaft hat hierzu einen Nachhaltigkeits-Kodex entwickelt, in dem Nachhaltigkeitsziele und -kennzahlen festgehalten sind. Diese werden in die strategische und operative Planung, die Steuerung, Kontrolle und Investitionsrechnung sowie in die interne und externe Berichterstattung integriert. Damit verfolgt das Green-Controlling der FSG das Ziel, die ökologische Dimension in alle Unternehmensbereiche und Entscheidungsprozesse zu integrieren und zentrale Instanz für das Reporting ökologischer Aspekte im Unternehmen zu sein.

Entscheidender Faktor für das Erreichen dieser Ziele ist die enge Zusammenarbeit zwischen Controlling und Umweltmanagement. Dies geschieht, indem Controlling und Umweltmanagement unter Einhaltung von Controlling-Standards gemeinsam Controlling-Aufgaben wahrnehmen. Resultat dieser Zusammenarbeit ist eine integrative Datenversorgung, von der insbesondere das Management profitiert, indem ein paralleler Informationsfluss aus Controlling und Umweltmanagement vermieden wird.

Dabei wird das „fairport Controlling“ kontinuierlich weiterentwickelt. Mit der Integration sozialer Aspekte in die Unternehmenssteuerung hat der Flughafen Stuttgart bereits die nächste Entwicklungsphase eingeleitet. Ein weiterer Schritt wird die Einrichtung eines wissenschaftlichen Beirats sein, bestehend aus Experten aus Umwelt und Klima, Recht, Soziales und Wirtschaft, die die Investitionspläne des Flughafens regelmäßig „zerrupfen“ sollen, wie Koch berichtet.

Warum eigentlich „Think Blue“ und nicht „Think Green“?
Ganz einfach: Weil Blau die Farbe der Marke VW ist, wie Christoph Nieschwietz und Benjamin Boehnke, Konzernforschung Umwelt Produktion bei der Volkswagen AG, gleich zu Beginn ihrer Vorstellung klarstellten. Denn das Projekt „Think Blue. Factory.“ hat das Ziel, bis 2018 eine Verringerung der Umweltbelastungen in der Produktion der Marke Volkswagen um 25 Prozent je Fahrzeug zu erreichen. Damit ist ihr Ansatz Teil der Marken- und Konzernumweltstrategie des Automobilherstellers und nimmt eine Vorreiterrolle im Wolfsburger Konzern ein, der andere Marken folgen sollen.

Doch bis dahin ist es ein langer Weg. Zuerst mussten die wesentlichen Umweltgrößen der Produktion für Energie, Kohlendioxid, Wasser, Abfall und Lösemittelemissionen je Fahrzeug und Komponente in einheitlichen Umweltkennzahlen (KPIs) definiert werden – eine hoch komplexe Herausforderung vor dem Hintergrund von über 100 Standorten. Anschließend wurde ein Maßnahmenkatalog mit über 140 Maßnahmen und innovativen Technologien zur Umsetzung der Ziele für die Standorte entwickelt.

Ergebnis ist ein KPI-Berichtswesen mit innovativen Auswertungen und Prognosen, dass die reine Kennzahlenverfolgung um die ökologische Dimension der Nachhaltigkeit erweitert. Durch die Vernetzung der Standorte wird der weltweite Erfahrungsaustausch gefördert und alle Mitarbeiter in die „Think Blue. Factory.“ Strategie eingebunden.

Dass die Ziele nicht zu hoch gesteckt sind, belegen aktuelle Zahlen. Nach Angaben der Volkswagen AG konnten die Umweltbelastungen je produziertem Fahrzeug seit 2010 bereits um 10 Prozent gesenkt werden. Damit einhergehen auch entsprechende Kosteneinsparungen je Auto durch verringerte Stückkosten für Energie, Abfall und Wasser.

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