Studie Personalwesen: Human Resources als Compliance-Stiefkind

Die Ressource Mensch ist für die meisten Unternehmen immer noch einer der wichtigsten Faktoren für nachhaltigen Erfolg. Eine von der „Kirchhoff Consult AG“ in Auftrag gegebene Studie zeigt, dass eine nachhaltige Personalpolitik selbst in renommierten Unternehmen keine Selbstverständlichkeit ist.

Die von dem Hamburger Beratungsunternehmen Kirchhoff Consult für das Jahr 2016 bereits zum fünften Mal in Auftrag gegebene Studie „God Company Ranking“ beruht auf einer Bewertung der Umsetzung einer nachhaltigen Unternehmensführung in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2015.

5. God Company Ranking

Geleitet wurde Untersuchung von den Professoren Dr. Edeltraud Günther (Technische Universität Dresden), Dr. Rüdiger Hahn (Universität Hohenheim) und Dr. Henning Zülch (Leipziger Graduate School of Management).

Neben den Kategorien „Finanzielle Integrität“ und „Nachhaltiger Umweltschutz“ spielte die Personalpolitik der Unternehmen für die Untersuchung eine entscheidende Rolle.

Gerade beim verantwortlichen Umgang mit dem Personal zeigten sich aber  erhebliche Defizite der untersuchten Konzerne.

Demotivierende Mitarbeiterstrategie

In der u.a. von Professor Dr. Christian Scholz (Universität des Saarlandes) durchgeführten Bewertung der Kategorie Personalpolitik schnitten die großen DAX-Unternehmen nicht gut ab. Besonders in den Kategorien

  • angemessene Entlohnung,
  • Motivation und
  • Vorgabe von Entwicklungszielen

taten sich blamable Schwächen auf.

Bemängelt wird, dass im Nachhall der Finanzkrise die Unternehmen ihr Augenmerk nicht auf eine nachhaltige Motivierung ihrer Mitarbeiter legten.

Üblich ist es, die Finanzkrise als Argument für Mitarbeiterreduzierung und Outsourcing zu nutzten - für die Belegschaft eine äußerst demotivierende Strategie.

Formulierung einer klaren Personalstrategie erforderlich

Die Studie stellt heraus, dass die Bewertung eines Unternehmens als „Good Company“ immer auch einen angemessenen Umgang mit den Mitarbeitern bedeutet.

Ohne Motivation der Mitarbeiter - das hätten viele Studien gezeigt - sei ein Unternehmen nicht langfristig am Markt erfolgreich. Die Untersuchung stellt drei wichtige Kriterien für eine effektive Personalpolitik heraus:

  • eine klare Personalstrategie und Personalplanung,
  • ein nachhaltiges Personalmanagement, das sich in der täglichen Personalarbeit als praktizierte Sozialverantwortung zeige sowie
  • ständige Personalaktivitäten und deren Kommunikation innerhalb des Unternehmens.

Personalstrategie als essentielle Handlungsbasis

Die Studie sieht in der Entwicklung einer klaren Personalstrategie eine wichtige Handlungsbasis für den Umgang mit den Mitarbeitern. Hier würden die strategischen Ziele formuliert, auf die hin die personellen Ressourcen entwickelt werden. Die Untersuchung zeigte, dass viele Unternehmen keine klare Personalstrategie entwickelt haben, die sich in den Themenbereichen

  • Sozialleistungen
  • Ausbildung/Weiterbildung und
  • Diversity

niederschlagen würde.

Die Ergebnisse der Studie zur Personalstrategie sind klar negativ

Die Bewertung der Unternehmen nach diesen Kriterien ist als äußerst negativ einzustufen. Durchschnittlich wurden 2,3 von 5 möglichen Punkten erreicht.

Die Studie schränkt allerdings ein, dass die Bewertung anhand der Berichterstattung der Unternehmen und der zur Verfügung gestellten Informationen erfolgt sei. Im günstigsten Fall könne daher die tatsächliche Personalstrategie besser sein als die möglicherweise mangelhafte Informationspolitik.

Mangelnde Flexibilität der Unternehmen

Auch die praktizierte Sozialverantwortung zeigte erhebliche Defizite auf, und zwar sowohl im Hinblick auf Flexibilisierung als auch Individualisierung.

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Dies betrifft die für Mitarbeiter wichtigen Bereiche

  • Flexibilisierung der Arbeitszeit,
  • bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie,
  • eine effiziente Aus- und Weiterbildung.

Hier zeigen die Unternehmen immer noch zu wenig Kreativität und zu wenig Bereitschaft, auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter einzugehen.

Gute Fortschritte bei dem Faktor Diversity

Ein äußerst positiver Aspekt der Studie ist der Faktor Diversity. Erhebliche Fortschritte seien zu verzeichnen bei

  • der Chancengleichheit der Geschlechter,
  • beim Faktor Lohngleichheit,
  • sowie in den Bereiche Gesundheit und Sicherheit.

Im Schnitt erreichten die Unternehmen im Kriterium der praktizierten Sozialverantwortung 7 von 10 möglichen Punkten.

Die Unternehmen kommunizieren ihre Ziele nicht hinreichend

Defizite sieht die Studie weiterhin beim Thema Kommunikation (Berichterstattung). Die Dichte der Kommunikation der Unternehmensziele mit den Mitarbeitern falle weiterhin unterdurchschnittlich aus, was in letzter Konsequenz den Unternehmenserfolg nachhaltig beeinflussen könne, da die Kommunikation ein westlicher Faktor für die Motivation der Mitarbeiter sei.

Im Ergebnis belegen im Ranking der DAX Unternehmen Eon, Infineon, Linde, SAP, BASF und Bayer die vorderen Plätze im Personalbereich. Bei diesen Unternehmen sieht die Studie ein an den Geboten der Fairness und Leistungsorientierung gleichermaßen aus gerichtetes Personalmanagement, das an einem den Mitarbeitern bewussten Normen- und Wertesystem ausgerichtet sei. Allein eine solche Strategie sichere langfristigen Unternehmenserfolg.

Kritik der Wirtschaft an der Studie

Die Ergebnisse des mit wissenschaftlichen Methoden herausgearbeiteten Rankings werden in der Wirtschaft teilweise auch kritisch gesehen.

So verwundert es, dass der deutsche Autokonzern VW in der Kategorie Umweltschutz zusammen mit Daimler auf Platz eins steht.

Im Hinblick auf den aktuellen Skandal der Manipulation von Abgaswerten bei VW muss zumindest diese Platzierung mit einem Fragezeichen versehen werden.

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Schlagworte zum Thema:  HR-Management