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Corporate Governance: Definition und Ziele

Corporate Governance bezeichnet alle Regeln, Verfahren oder Gesetze, nach denen ein Unternehmen geführt oder betrieben wird. Dabei spielen sowohl interne Faktoren, wie angestellte Mitarbeiter, als auch externe Faktoren, wie Kunden, eine wichtige Rolle.

Das Konzept der Corporate Governance umfasst die Anwendung und Festlegung von verschiedenen Grundsätzen, um eine gute und organisierte Unternehmensführung zu erreichen und gewährleisten zu können. 

Was ist Corporate Governance? Definition der Grundsätze

Auf der einen Seite können Corporate Governance Grundsätze zwingend und bindend sein, beispielsweise in Form von Gesetzen, Normen und Standards. Auf der anderen Seite kann es sich bei den Grundsätzen auch um individuelle Vorgaben handeln, welche jedes Unternehmen selbst festlegt. Corporate Governance Grundsätze können beispielsweise Weisungen oder Absichtserklärungen sein. Außerdem müssen Regelwerke und Richtlinien für das Unternehmen entwickelt und umgesetzt werden, sowie die Kontrolle und Einhaltung von Unternehmensrichtlinien gewährleistet werden.

Eine funktionierende Compliance Organisation sowie eine interne Revision sind für den Corporate Governance Prozess unausweichlich. In diesem Zusammenhang müssen verschiedene Anspruchsgruppen des Unternehmens identifiziert und deren Interessen ermittelt und berücksichtigt werden.

Corporate Governance - Shareholder- oder Stakeholder-Ansatz?

Bei der Corporate Governance wird zwischen zwei verschiedenen Ansätzen unterschieden. Auf der einen Seite gibt es den sogenannten „Shareholder Ansatz“. Bei diesem Ansatz geht es allein um die Verhältnisse zwischen dem Unternehmen und den Aktionären auf dem Markt. Dieses Konzept ist auf dem europäischen Raum eher weniger verbreitet.

Welcher Ansatz auf dem europäischen Raum Anwendung findet, ist der sogenannte „Stakeholder-Ansatz“. Dieser Ansatz bezieht sich auf jegliche Unternehmungen und richtet sich in erster Linie auf Beziehungen zwischen dem Unternehmen und der gesamten Gesellschaft. Somit zählen zu den betroffenen Gruppen nicht nur Aktionäre sondern auch Mitarbeiter, Kunden sowie Geschäftspartner.

Die Grundsätze von Corporate Governance unterscheiden sich jedoch auch von Land zu Land. Die meisten Länder legen ihre Maßstäbe und Grundsätze individuell fest und orientieren sich dabei an ihren kulturellen Besonderheiten. Aber auch auf die Art der Branche kommt es bei Corporate Governance an. In vielen Unternehmen ist es unabdingbar eine Abteilung für Corporate Governance zu errichten, da das System und die damit verbundenen Maßnahmen auch einen erheblichen Aufwand mit sich führen.

Denn mit einer Aufstellung und Implementierung eines solchen Systems ist die Arbeit für das Unternehmen noch nicht beendet: Vielmehr muss das System regelmäßig überprüft werden, aufrechterhalten und überwacht werden. Corporate Governance Grundsätze können folgende sein:

  • Transparenz,
  • Effizienz,
  • Kontrolle,
  • Angemessener Umgang mit Risiken,
  • Verbesserung von Prozessen und Arbeitsstrukturen sowie,
  • Gleichbehandlung und Wahrung von Interessen.

Corporate Governance: Definition der Ziele

Jedes Unternehmen wird mit seiner Corporate Governance Struktur individuelle und persönliche Ziele verfolgen. Eins der wichtigsten Ziele für jedes Unternehmen ist eine gute und ordentliche Unternehmensführung. Dadurch funktionieren Prozesse innerhalb des Unternehmens besser.

Außerhalb des Unternehmens kann eine Organisation zum Funktionieren des Markts beitragen. Denn auch für Finanzmärkte entstehen positive Ergebnisse: Die Stabilität kann gefördert und der Zugang zum Kapital erleichtert werden. Unternehmen mit einer guten Unternehmensleitung entwickeln sich weiter. Dadurch entstehen neue Chancen und sichere Arbeitsplätze.

Corporate Governance: Struktur und Aufbau

Die Struktur der Corporate Governance Systeme sollte sich auf vier Gestaltungsfelder erstrecken:

  1. Strukturen und Prozesse, durch die Zielsetzungen erreicht werden sollen,
  2. Evaluation von Führungskräften zur kontinuierlichen Verbesserung der Unternehmensführung,
  3. Unternehmenskommunikation, um Transparenz und Vertrauen zu gewinnen und zu festigen,
  4. Festlegung der übergeordneten Zielsetzung des Unternehmens um eine Handlungsmaxime zu errichten.

Die Corporate Governance Struktur kann bei internen Kontrollen durch Unternehmensbeteiligte oder externen Kontrollen durch den Markt auf verschiedene Methoden zurückgreifen, um Risiken einzudämmen oder gar zu verhindern.

Es gibt die sogenannten Organkontrollen, bei denen Stakeholder bestimmte Informations-, Überwachungs- und Entscheidungsrechte erhalten. Dadurch sollen Risiken besser und schneller erkannt werden und somit reduziert werden.

Durch die sogenannten Marktkontrollen wird auf das Spiel der Marktkräfte von Angebot und Nachfrage abgezielt. Dabei werden unbefriedigende Leistungen des Topmanagements durch Aktienverkäufe, Kursrückgängen oder Auswechslung des Managements sanktioniert.

Corporate Governance und Compliance: Unterschiede

Die Begriffe Compliance und Corporate Governance sind ähnlich und werden häufig vermischt. Grund dafür ist unter anderem, dass es für beide Begriffe keine einheitliche Definition oder eine Legaldefinition gibt.

Corporate Goverance bedeutet so viel wie “Unternehmensverfassung”. Compliance hingegen bedeutet in etwa “Befolgung und Einhaltung”. Beide Systeme dienen der Befolgung und Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und sollen dazu dienen, dass das Unternehmen sich korrekt und angemessen verhält und so auch in der Wirtschaft auftritt.

Der Unterschied liegt in der Perspektive. Corporate Governance geht von der Sichtweise einer regulierenden Funktion aus. Hierbei geht es vor allem um Vertrauen der Investoren und Transparenz, also auch den Schutz der Marktwirtschaft und des Unternehmens auf dem Markt. Compliance hingegen richtet den Blickwinkel aus Sicht des Unternehmens aus. Somit wird primär auf den Schutz des betroffenen Unternehmens selbst abgezielt sowie seiner Mitarbeiter und zugehöriger Organe.

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