Null Bock auf BGM – wie erhöht man Teilnahmequoten?
Die Haufe Redaktion sprach mit Kristin Hunsicker und Oliver Walle von der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement über Motivation, Gesundheits- und Führungsverhalten im Rahmen eines BGM.
Haufe Online Redaktion: Frau Hunsicker, die Krankenstände in vielen Betrieben steigen, ebenso die Sorge um den Erhalt der Arbeitsfähigkeit bis zur Rente. Eigentlich müssten Beschäftigte doch Interesse haben, wenn Maßnahmen angeboten werden. Wer ist schon gerne krank?
Kristin Hunsicker: Natürlich ist niemand gerne krank. Aber Menschen lieben auch ihre Komfortzone, haben keine Zeit für Sport und jammern über schlechte Arbeitsbedingungen und Führungsverhalten, weshalb sie auch den Arbeitgeber in der Pflicht sehen, zuerst tätig zu werden.
Oliver Walle: Viele Mitarbeiter haben auch Angst, im betrieblichen Umfeld offen über Gesundheit und Krankheit zu sprechen, weil der Arbeitgeber dann denken könnte, man sei schwach und ein Risiko für das Unternehmen. Dies ist dann auch ein Zeichen, dass hier keine gesundheitsförderliche Unternehmenskultur vorhanden ist.
Haufe Online Redaktion: Sind demnach Unternehmen beziehungsweise Führungskräfte Schuld, wenn Mitarbeiter keine Lust auf Gesundheit haben?
Oliver Walle: Pauschal kann man das so nicht sagen, es gibt solche und solche Unternehmen. Befragungsergebnisse zeigen jedoch immer wieder, dass in Unternehmen, in denen Mitarbeiter das Thema Führung weniger gut bewerten, Beschäftigte auch weniger Interesse an betrieblichen Gesundheitsangeboten haben.
Haufe Online Redaktion: Und wie sieht es mit dem Gesundheitsverhalten der Beschäftigten aus?
Oliver Walle: Schaut man sich die Entwicklung in Deutschland an, wird deutlich, dass Mitarbeiter häufig eigene Risikofaktoren, sogenannte „Lifestylerisiken“, aufweisen. Hierbei spielen insbesondere eine ungesunde Ernährung, mangelnde körperliche Aktivität sowie Alkohol- und Tabakkonsum eine Rolle. Als Folge ist der Anteil Übergewichtiger sowie Adipöser in Deutschland auf einem zunehmend hohen Niveau und auch Folgeerkrankungen, wie Bluthochdruck und Diabetes mellitus nehmen zu. Eine der größten Herausforderungen des BGM ist es daher, genau diese Mitarbeiter zu identifizieren und aktiv in Maßnahmen einzubinden.
Haufe Online Redaktion: Wie motiviert man nun Mitarbeiter hin zu einer gesundheitsförderlichen Verhaltensänderung, gleichzeitig aber auch Führungskräfte hin zu einem mehr gesundheitsförderlichen Führungsstil?
Kristin Hunsicker: In diesem Zusammenhang spielen insbesondere die Themen Kommunikation und Information eine wichtige Rolle. Führungskräfte haben eine Schlüsselfunktion im BGM und müssen daher frühestmöglich über das BGM informiert und aktiv eingebunden werden. Gelingt dies und werden die Mitarbeiter ebenfalls gut über die Ziele und Inhalte des BGM informiert, lassen auch sie sich besser für die Teilnahme motivieren. Dabei sind zunehmend auch die vielfältigen und veränderten Kommunikationsanforderungen hinsichtlich der unterschiedlichen Generationen im Unternehmen entscheidend.
Oliver Walle: Hinsichtlich der Motivation zur Verhaltensänderung lohnt sich zudem ein Blick in die Gesundheitspsychologie. Es gibt hierzu wissenschaftliche Modelle, deren Erkenntnisse bei der Maßnahmengestaltung und letztlich auch grundsätzlich in einem BGM berücksichtigt werden können. Leider geschieht dies viel zu wenig.
Haufe Online Redaktion: Sie halten demnächst ein Onlineseminar genau zu dieser Thematik, auf welche Inhalte können sich die Teilnehmer freuen?
Kristin Hunsicker: Wir werden genau auf die beiden bereits genannten Themen Führung und Verhaltensänderung eingehen und dabei aufzeigen, welche wissenschaftlichen Erkenntnisse es hierzu gibt und welche praktischen Tipps zur Motivation sich daraus ableiten lassen.
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